Thanatos
Fänge … Moment mal, sie waren zwar groß, aber nicht riesig.
»Bist du ein Tagwandler?«, erkundigte sie sich.
»Scheiße, nein.« Die Art, wie er das sagte, als ob es eine Beleidigung wäre, wirkte merkwürdig.
»Der, der vorhin versucht hat, mich am Gehen zu hindern … ist der ein Tagwandler?«
»Ob er einer war, meinst du wohl? Ja, das war er.«
Okay, das beantwortete dann wohl die Frage, ob Thanatos ihn umgebracht hatte oder nicht. Aber warum sollten Tagwandler in der Lage sein, sie zu berühren, aber nicht die gewöhnlichen Nachtwandler?
»Ich sollte dir danken«, sagte Peter. »Er war ein Mistkerl. Aber pass gut auf, Jägerin. Es gibt Tagwandler, die von seinem Ableben nicht so begeistert sind wie meine Nachtbrüder und ich.« Mit diesen Worten verließ Peter sie, machte diesmal aber einen weiten Bogen um sie. Wenn er auch kein gruseliger Vampir war, war er immerhin clever.
Regan grübelte über die neue Information und die Tatsache nach, dass Peter ihr geholfen hatte, indem er sie gewarnt hatte, während sie sich an die Schubladen machte – Kommodenschubladen, Badezimmerschubladen … alles, was sie nur finden konnte. Wenn sie auch keine vernünftige Erklärung für den Unterschied der Reaktion des Babys auf die Vampire fand, waren jetzt immerhin Thanatos’ Socken ordentlich gefaltet und seine Zahnpastatube ohne Dellen aufgerollt. Hey, das war doch schon was.
Als Nächstes visierte sie das Fenster an … ein enges Fenster, das mit dickem, mittelalterlich wirkendem Glas gefüllt war. Die darin enthaltenen Blasen – noch dazu in unregelmäßigen Abständen und verschiedenen Größe – würden sie noch fertigmachen. Dagegen konnte sie nichts tun, aber sie konnte es verbergen. Oh, es würde sie immer noch nerven, aber hoffentlich war es halbwegs in Ordnung, wenn sie es nicht mehr sehen müsste.
Sie schnappte sich eins von Thanatos’ T-Shirts aus einer Schublade und stopfte es in die tief liegende Fensterhöhlung.
Aber als es zerknüllt und verknautscht auf das Bett fiel, genau dahin, wo Thanatos und sie Sex gehabt hatten, wusste sie, dass nichts mehr je okay sein würde.
Nachdem endlich alle seine Festung verlassen hatten, überlegte Thanatos, was er als Nächstes tun sollte. Die letzten vierundzwanzig Stunden erschienen ihm wie ein Albtraum, ein Wirbelsturm, der sein Leben vollkommen durcheinandergebracht hatte, und bedauerlicherweise konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass der Albtraum gerade erst begonnen hatte.
Pestilence war es gelungen, sie alle zu überlisten, und wenn sie ihn nicht aufhalten konnten, hatte Than keine Chance, sein Leben als Vater zu genießen. Aber er wollte unbedingt Vater sein. Das war etwas, das ihm immer unmöglich erschienen war, und so wütend er auch auf Regan war, dass sie ihn wie einen Gegenstand benutzt hatte, um schwanger zu werden, war er über dieselbe Tatsache in gleichem Maße glücklich.
Es war schon merkwürdig. Ihr Verrat schenkte ihm, was er sich im Leben am meisten gewünscht hatte. Noch viel merkwürdiger aber war die Tatsache, dass ihr Verrat ihn zwar einerseits verletzte, er sich ihr gegenüber aber dennoch derartig besitzergreifend fühlte. Er war ausgerastet, als er Regan mit Decker zusammen gesehen hatte, und aus lauter Panik, ein anderer Kerl könnte sich an seiner Frau vergreifen, war sein innerer Höhlenmann zum Vorschein gekommen, hatte sich auf die Brust getrommelt und »Du mein!« gegrölt. Als Zugabe hatte er noch ein paar Drohungen ausgestoßen und ein bisschen geknurrt. Falls die Botschaft noch nicht angekommen sein sollte.
Der Höhepunkt seiner Dummheit hatte schließlich darin bestanden, dass er wieder einmal Sex zum Thema gemacht hatte. Aber er war so verdammt sauer gewesen, als sie ihn angefleht hatte, zur Aegis zurückkehren zu dürfen. Sie war schwanger, und es war seine Aufgabe, sich um sie zu kümmern. Er hatte schon so viel verpasst, was eigentlich ein Teil seines Lebens hätte sein sollen. Jetzt wollte er nur noch diese letzten Tage.
Auf seinem Arm bäumte sich Styx auf, der Thans Aufgewühltheit spürte und nach den ganzen Monaten der Untätigkeit unruhig war. »Styx, heraus.«
Der Hengst materialisierte sich in der Mitte des Raums und sprang erst einmal spielerisch mit allen vier Beinen zugleich voran, ehe er sich nach seinem Jolly Ball umsah. Styx liebte es, das Ding an seinem Griff zu packen und dann durch die Luft wirbeln zu lassen, vor allem innerhalb der Festung, wo seine Zielgenauigkeit – gerade bei
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