Thanatos
zerbrechen oder Pestilence zum Aegis-Hauptquartier zu führen, dann werde ich der mit den
treclan
-Stacheln in der Hand sein.«
Das Baby weckte Regan mit einer ganzen Serie von Tritten – zweifellos verärgert über ihren knurrenden Magen. Sie war nur glücklich, dass das kleine Pony noch immer um sich trat. Die letzte Nacht war grauenhaft gewesen. Als sie sich vor Schmerzen auf dem Boden gewunden hatte, hatte sie immer nur an das Baby denken müssen. Ob er wohl Schmerzen gehabt hatte? Oder Angst?
Als sie Thanatos angefleht hatte, sie zu töten, um das Kind zu retten, hatte sie nur eines bedauert: Wenn sie starb, würde sie ihren Sohn niemals in den Armen halten können.
Ihr Sohn.
Du liebe Güte, sie konnte es sich nicht leisten, so zu denken. Denn sonst wäre sie vielleicht nicht in der Lage, ihn jemandem zu übergeben, der für seine Sicherheit sorgen konnte.
Das Baby drehte sich, und ihr wurde warm ums Herz. Ob ihre Mutter wohl auch gefühlt hatte, wie sich Regan in ihr bewegte und jedes Mal gelächelt hatte? Oder hatte ihre Mutter Angst vor dem Baby gehabt, das ein von einem Dämon besessener Wächter gezeugt hatte? War es ihr leichtgefallen, Regan aufzugeben? Zum ersten Mal stellte sie sich vor, wie sie das Kind an jemand anders übergab … und schon jetzt brannten ihr die Augen. Konnte sie das wirklich?
Wenn es Thanatos gelang, Pestilence zu vernichten, würde Regan das Baby nicht hergeben müssen – richtig? Vielleicht könnten Thanatos und sie … könnten was? Sich das Sorgerecht teilen? Unwahrscheinlich. Er war nicht der Typ, der gern teilte.
Als der Schalter ihrer Zwangserkrankung umgelegt wurde, begann es in ihrem Kopf zu summen. In ihrer augenblicklichen Lage hatte sie über gar nichts die Kontrolle, und sie hatte auch keine Ahnung, wie sie sich wenigstens ein kleines bisschen davon zurückerobern könnte.
Atmen. Zählen. Atmen.
Das Baby stieß ihr einen Fuß in die Rippen, als ihr Magen wieder knurrte, und unterbrach so ihre Konzentration. Sie legte beide Hände auf ihren Bauch, um sowohl das Baby als auch ihren murrenden Magen zu beruhigen, und öffnete die Augen. Obwohl sie gewusst hatte, wo sie sich befand, fühlte sie sich gleich noch ein wenig hoffnungsloser. Sie würde nie wieder in ihrem Zimmer im Aegis-Hauptquartier aufwachen. Andererseits war das vielleicht sogar gut. Wenn die Aegis demnächst umzog, würde sie sich diesmal vielleicht ein eigenes Apartment nehmen.
Allerdings … wenn es nach Thanatos ging, kam ein Umzug für sie in den nächsten acht Monaten nicht infrage.
Wo war er überhaupt? Die andere Seite des Betts war unberührt.
Ich schätze, es ist keine Überraschung, dass du den Verrat vor mir erkannt hast.
Das erklärte jedenfalls, warum er sich nicht im Bett befand. Als er sie so zärtlich festgehalten und von ihrem Angebot, sie um des Babys willen zu töten, alles andere als begeistert gewirkt hatte, da hatte sie doch tatsächlich geglaubt, sein Hass auf sie hätte sich verringert. Und inmitten ihrer unerträglichen Todesqual hatte sie sich von seinem Sinneswandel getröstet gefühlt.
Offenbar war sie eine unheilbare Närrin.
Seufzend setzte sie sich auf, um gleich darauf erschrocken nach Luft zu schnappen, als sie ihn auf dem Stuhl in der Ecke sitzen sah, die langen Beine ausgestreckt, die Arme vor der bloßen Brust gekreuzt, ein offenes Buch in der Hand. Seine Augen waren geschlossen, aber auf seinem Arm warf Styx ungeduldig den Kopf in die Höhe. Vielleicht wartete der Hengst darauf, gefüttert zu werden, genau wie das Baby.
Aber – nahm Styx überhaupt Nahrung zu sich?
So würdevoll, wie es ihr möglich war, stellte sie sich auf Füße, die so angeschwollen waren, dass sie nicht mehr in ihre Schuhe passten.
Als sie zu Thanatos hinübertapste, kam ihr der Boden unter ihren Fußsohlen so kalt vor wie Eisbahngleise, aber nach dem quälenden Fieber der Vergiftung hieß sie die Kälte willkommen.
»Thanatos?« Sie kniete sich neben den Stuhl, aber er rührte sich nicht. Styx bäumte sich auf. Vielleicht hatte er sie gehört? Ganz behutsam strich sie mit einer Fingerspitze über die Schulter des Hengsts. Das Pferd hörte auf, den Kopf hochzuwerfen, doch als sie die Linie seines Rückens nachfuhr, stampfte er mit dem Fuß auf. Ob das wohl bedeutete, dass er verärgert war? Er war ebenso schwer zu durchschauen wie sein Herr.
Sie wandte sich von dem Pferd ab und ließ ihren Finger über Thans Arm nach oben wandern. Sein Körper war mit Tattoos bedeckt, die zu
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