Thanatos
fügte sie rasch hinzu. »Vergiss das nicht.«
»Ich finde nicht, dass du besonders gereizt warst, angesichts all dessen, was dir zugestoßen ist, und der Lage, in der du dich befindest.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte die Hüfte gegen den Schreibtisch, die Füße, die in Stiefeln steckten, standen überkreuz. »Apropos gegenwärtige Lage – jemand hat Dariq umgebracht, um ihn am Reden zu hindern. Ich habe allen Vampiren befohlen, sich in ihren Quartieren oder den Wirtschaftsgebäuden aufzuhalten, bis ich herausgefunden habe, was hier vor sich geht. Sie werden ihre eigene Angst ausschwitzen, das kann ich dir garantieren. Und sie werden keinen Fuß in die Festung setzen.«
Verdammt, dabei hatte sie gehofft, Dariq habe allein gearbeitet. Die Vorstellung, dass noch andere Vampire hinter ihr her sein könnten, jagte ihr eine Heidenangst ein und machte sie zugleich stinksauer. Niemand würde ihrem Baby etwas antun.
»Okay, du konzentrierst dich darauf, die Bösewichter unter deinen Vampiren herauszufinden, und ich kümmere mich um diese
Bludrexe
-Sache.« Sie legte das Buch auf den Tisch und schlug es auf, aber noch ehe sie anfangen konnte zu lesen, ließ Than mit leisem Knurren seine Hand darauf fallen.
»Dieses Buch befand sich in meiner privaten Bibliothek, die ich hinter Schloss und Riegel halte«, sagte er. »Ich habe keine Ahnung, was es hier draußen verloren hat, aber es ist nicht für die Augen einer Aegi bestimmt.«
Na, wenn das nicht interessant war. »Thanatos, hör mir mal zu. Ich denke, wer auch immer dies hier geschrieben hat, hat auch den Text verfasst, in dem meiner Erinnerung nach das Wort
Bludrexe
vorkam. Die Ausstrahlung ist jedenfalls dieselbe. Dein Vater wurde erwähnt, und es wies darauf hin, dass man den Rest der Geschichte in gut versteckten Schriftrollen in einer verbotenen Moschee im Irak finden könne, zu der nicht einmal die Aegis bislang Zutritt erlangen konnte. Vielleicht kann ich hier drin mehr darüber erfahren, und wir könnten diese Moschee aufsuchen –«
»Lass gut sein, Regan.«
»Aber es war von der Apokalypse die Rede«, sprudelte es aus ihr heraus. »Zu der Zeit, als ich diese Texte las, habe ich mich noch nicht auf die Apokalypse konzentriert, weil es sich um kaum mehr als einen vagen Hinweis handelte, aber jetzt, wo all das mit deinen Vampiren passiert, könnte es wichtig sein. Die Texte wurden von jemandem geschrieben, der behauptete, der erste Vampir zu sein. Als er im Sterben lag, ist ein Engel erschienen und hat den Sterbenden um Verzeihung gebeten. Dann gesellte sich ein weiblicher Engel zu dem ersten, und sie stritten über das Ende aller Tage.«
»Das ist mir egal.«
Sie starrte ihn ungläubig an. Als sie endlich ihre Stimme wiederfand, troff sie vor Wut. »Du verbohrter Sturkopf! Der Countdown für die Apokalypse läuft seit fünftausend Jahren. Das ist es, was die Aegis vermeiden will, woran sie arbeitet. Das ist es, worum es hierbei –«, sie klopfte mit den Fingern auf ihren Bauch, »geht. Wir stehen am Rande des Abgrunds, hinter dem die Hölle wartet, und dieses verdammte Buch könnte genau den Hinweis enthalten, den wir brauchen!«
»Meinst du, ich wüsste nicht, was auf dem Spiel steht?«, blaffte er. Er zeigte mit dem Finger auf ihren Bauch. »Ja, ich hab’s kapiert, okay, Regan? Ich hab’s kapiert, dass du mich zum Wohle der ganzen Welt gefickt hast. In der Hoffnung, Milliarden Leben zu retten. Aber weißt du was? Es ist mir scheißegal. Ich bin vermutlich der einzige Mann auf dem ganzen Planeten, der nicht für Sex ausgenutzt werden wollte. Der nicht wie ein Stück Fleisch behandelt werden wollte. Vielleicht macht mich das zu einem verdammten Schlappschwanz, aber auch das ist mir scheißegal. Ich dachte, du wolltest mich so sehr, wie ich dich wollte.« Seine Faust donnerte mit solcher Wucht auf das Buch, dass der Tisch einen Satz machte und der Höllenhund mit gefletschten Zähnen aufsprang.
»Aber so war es doch«, flüsterte sie. »Ich wollte dich.«
»Du wolltest das, was ich dir geben konnte. Mich hast du nie gewollt.«
Sie schnappte nach Luft. Er hatte sich gewünscht, dass … dass sie ihn begehrte? »Ich schwöre, Thanatos, dass ich dich wollte. Mir lag etwas an dir.«
Mir liegt immer noch was an dir.
Und zwar so viel, dass sie inzwischen einen Verdacht hegte: Selbst wenn sie die Monate der Rache überleben sollte, die Than geplant hatte, würde sie seine Zurückweisung danach nicht ertragen können.
»Wenn das wahr
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