THARKARÚN – Krieger der Nacht
schloss sich langsam hinter ihnen. Es war so schwer, kaum vorstellbar, dass es sich je wieder öffnen könnte. Und da der einzige Zugang wieder verschlossen war, schien nichts und niemand die äußere
Mauer von Adamantina überwinden zu können, nicht einmal die Gremlins, die sich bestimmt noch im Wald herumtrieben und bereits mehr als einmal bewiesen hatten, dass eine schlichte Steinmauer sie nicht aufhalten konnte. Aber vielleicht waren die rot-golden schimmernden Mauern von Adamantina auch nicht aus einfachen Steinen errichtet. Sicher waren sie nicht das Werk von Sterblichen; mit keiner noch so fortschrittlichen Technik hätten sie die Gesteinsblöcke von dieser Größe bewegen oder ein Bauwerk von diesen Dimensionen errichten können: Allein das Tor, bei dem sie angehalten hatten, war so breit und so hoch, dass sich daneben selbst der Magus klein und zerbrechlich ausnahm.
Thix überlegte, dass man in dieser Festung wohl deshalb so riesige Räume und breite Tore benötigte, da Fèlruc, der Drache, sich hier drinnen bewegen musste. Und wie eine Antwort auf seine Gedanken bebte nun die Erde unter seinen Füßen wie ein unter schweren Schritten schwankender Parkettboden. Ametista unterdrückte einen überraschten Aufschrei, sogar Shaka drehte sich um und sah sich suchend nach der Ursache für dieses Erdbeben um. Auf Dan Rees braunem Gesicht erschien jetzt ein – Thix konnte es nicht anders bezeichnen –, ja, ein strahlendes Lächeln.
»Ich habe die Ehre, euch Fèlruc vorstellen zu dürfen«, verkündete der Unsterbliche. »Meinen treuen und weisen Gefährten.«
Der Drache lag jetzt mitten im Garten und starrte sie aus goldenen Augen von unglaublicher Tiefe an. Sein großer gehörnter Kopf ruhte auf dem Boden. Er war so riesig, dass neben ihm die Bäume entlang der Allee, die ihnen beim Hereinkommen so erhaben und mächtig erschienen waren, wie Strohhalme wirkten. Man ahnte, dass er sie mit einem einzigen Schlag seines Schwanzes wie Zahnstocher zerbrechen könnte. Doch von der massigen Gestalt des kauernden Tieres ging eine merkwürdige Ruhe aus. Nichts, was sie bislang in den acht Reichen gesehen hatten, ließ sich mit dem Geschöpf vergleichen, das jetzt vor ihnen lag: Es hatte einen mächtigen Körper, der dennoch über eine gewisse Eleganz verfügte, und vier kräftige Pfoten mit goldenen Krallen.
Auf seinem Rücken erhoben sich zwei Flügel, die gerade zusammengefaltet waren. Der Schwanz war lang und gewunden und das Ende des mindestens ebenso langen Halses krönte ein würdevoller kantiger Kopf mit ein paar rötlichen Zotteln und zwei gedrehten, elfenbeinfarbenen Hörnern. Aus den unglaublich gelben Augen leuchtete eine atemberaubende Weisheit. Sogar im Verhältnis zu seiner gewaltigen Größe war sein Maul, das er gerade geschlossen hielt, riesig und darüber blähten sich zwei lange, schmale Nasenlöcher wie von einem Reptil. Seine Haut erinnerte ebenfalls an ein Kriechtier, denn sie war von Schuppen bedeckt, die auf den ersten Blick braun wirkten, aber bei jeder Bewegung, beim geringsten Sonnenstrahl golden aufleuchteten und mal gelblich, mal rötlich schillerten. Dieser große regungslose Drache zu Füßen der stillen Festung war das Schönste, was ihre Augen jemals erblickt hatten, und jedem von ihnen war in diesem Moment bewusst, dass ein solches Wesen und ein solches Bauwerk nur von Götterhand geschaffen sein konnten. Fèlruc bildete das passende Gegenstück zur Burg: Wie sie war er gewaltig und doch elegant, still und furchterregend zugleich.
Langsam öffnete der Drache sein Maul und entblößte zwei Reihen elfenbeinfarbener Reißzähne und die golden schimmernden Innenseiten seiner Wangen. »Es ist schön, eure Gemeinschaft endlich vollzählig zu sehen«, sagte eine angenehm weiche Stimme, die tief wie das Grollen eines Vulkans und zugleich so leicht wie ein Windhauch klang.
Thix, Shaka und Ametista schauten sich verwirrt um und versuchten herauszufinden, woher diese Stimme kam, doch da war niemand außer dem Magus, der sie ernst und streng unter seinen buschigen Augenbrauen hervor betrachtete, und Dan Ree, dessen dunkle Augen lebhaft unter dem wilden krausen Schopf funkelten.
Shaka begriff als Erster. »Die Ehre, Eure Bekanntschaft zu machen, ist ganz auf unserer Seite, ehrwürdiger Fèlruc«, sagte er leise.
»Ehrwürdiger Fèlruc?«, wiederholte Thix und brauchte einen
Moment, um zu begreifen, was diese beiden Worte tatsächlich bedeuteten. Als es ihm endlich klar war, sah er Shaka
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