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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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ungläubig an. »Meinst du etwa, er kann sprechen?«
    »Selbstverständlich kann er sprechen«, bekräftigte Dan Ree belustigt hinter ihm. »Was sollte er sonst tun? Und wie er sprechen kann, aus seinem Mund kommt mehr Vernünftiges als aus den meisten Mündern der acht Völker! Zum Glück, denn ohne die Gespräche mit ihm wäre die halbe Ewigkeit, die ich hier drinnen verbringen musste, weit weniger zu ertragen gewesen. Fèlruc, mein guter Freund, ich danke dir.« Er näherte sich dem Drachen, der feierlich langsam den Kopf zu ihm hinwandte und es zuließ, dass Dan ihm den Hals tätschelte. »Sind die anderen sicher untergebracht ?«
    »Im großen Saal«, antwortete die warme Stimme des Drachen. Es war seltsam, ihn reden zu hören, denn er bewegte dabei weder sein Maul noch seine Zunge: Die Worte kamen direkt aus seiner Kehle. »Wir haben nur noch auf Eure Ankunft gewartet. Ich habe Euch einiges zu berichten, Meister Dan, Euch und dem Magus.« Sein Kopf ging zu Shaka, Thix und Ametista, die sich instinktiv etwas abseits zusammengeschart hatten. »Unter sechs Augen.«
    Dan Ree nickte. »Einverstanden. Magus, seid Ihr so gut und führt Eure Gefährten in den großen Saal, wo sich die anderen bereits ausruhen? Danach erwarten ich und Fèlruc Euch zu einer privaten Unterredung. Ihr kennt sicher den Weg dorthin.«
    »Ja, ich bin ihn schon einmal gegangen«, sagte der Magus und winkte den dreien zu, die allerdings keine Anstalten machten, sich zu bewegen. »Kommt ihr? Wir sollten keine Zeit vergeuden. Ich verstehe ja eure Verblüffung, aber ihr werdet vieles später, zu gegebener Zeit, erfahren. Jetzt solltet ihr zu euren Gefährten gehen und euch an einem sicheren Ort von den Strapazen der Reise erholen. Folgt mir.«
    Sie lösten sich aus ihrer Erstarrung und folgten ihm über eine schmalere Allee durch den Garten und um den Brunnen herum zur Rückseite der Festung, wo ein zweites, ebenso riesiges Tor
wie das erste in eine schattige Vorhalle führte. Sie war mit mehrfarbigen, von blutroten Adern durchzogenen Marmorplatten ausgelegt. Die Decke war so unglaublich hoch, man konnte kaum glauben, dass sie nicht jeden Moment einstürzte. Auf den großen Teppichen an den Wänden erkannte Thix viele Szenen, die er immer für Legenden gehalten hatte und bei denen es sich vielleicht doch um wahre Begebenheiten handelte. Er blieb vor einem großen Gobelin stehen, auf dem eine Gruppe Zauberer – ein Gnom, ein Faun und ein Elbe – gegen verschwommene, dunkle Gestalten kämpften, die denen, deren Bekanntschaft sie vor Kurzem unter den unerfreulichsten Umständen gemacht hatten, nur allzu sehr glichen.
    »Ja, das sind Gremlins.« Der Magus hinter ihm bestätigte seine Vermutungen. »Die Wandteppiche bilden viele Ereignisse aller Zeitalter ab, einige sind bereits Vergangenheit, andere müssen erst noch geschehen. Es lohnt sich auf jeden Fall, sie eingehend zu betrachten, und dazu werdet ihr während eures Aufenthaltes noch genug Gelegenheit finden. Das hier zum Beispiel ist eine ziemlich getreue Darstellung der Geschehnisse in den Reichen gegen Ende des Zeitalters der großen Kriege, als die Völker zum ersten Mal ihre Kräfte vereinen mussten, um dem gemeinsamen Feind entgegenzutreten. Die Reiche waren von endlosen Kämpfen zerrissen und erst die schreckliche Notlage überzeugte alle, sich zusammenzuschließen und einander zu schützen. Im Grunde scheinen auch die Gremlins einen Zweck zu erfüllen, denn vielleicht hätte es ohne sie eine so friedliche Ära wie das vierte Zeitalter niemals gegeben.«
    »Und es wäre jetzt auch nicht in Gefahr unterzugehen«, setzte Ametista dagegen.
    »Zeit hat ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten«, erwiderte der Magus geheimnisvoll. »Es ist nicht gesagt, dass das Ende des vierten Zeitalters notwendigerweise ein Unglück ist. Je nachdem, wie der Kampf, wie euer Kampf, ausgeht, könnten daraus auch große und schöne Dinge entstehen, in dem fünften Zeitalter, das dann
folgen wird. Aber dass dies geschehen kann, liegt auch an euch – und natürlich in den Händen der Anführer der acht Völker.«
    Während die drei noch nachdenklich den Wandteppich betrachteten, ging der Magus weiter ans Ende der Halle. Widerwillig folgte ihm Thix und hin und wieder blieben er wie auch seine beiden Begleiter stehen, um sich andere Gobelins anzusehen. Am Ende des Ganges sah man durch eine Seitentür einen schmalen Lichtstreif. Der letzte Teppich im Raum direkt neben dieser Tür war kleiner und dunkler als die anderen.

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