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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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allem hatten sie sich ineinander verliebt, und zwar mit Gavrilus’ voller Zustimmung, der sich für Adilean keinen besseren Mann vorstellen konnte. Selbst wenn der General
sich von allen weltlichen Dingen abgewandt zu haben schien und auch von den meisten Menschen, war sein Gefühl für Adilean doch so stark, dass er für sie mit Freuden durchs Feuer gegangen wäre. Diese Treue, verbunden mit der uneingeschränkten Bereitschaft, sich für den anderen zu opfern, empfand er für Gavrilus aus Respekt und Pflichtgefühl, für Adilean hingegen aus Liebe.
    Kurz vor seiner Abreise wechselten der General und seine Verlobte kein Wort. Eigentlich taten sie das nie, da sie Worte oft für überflüssig hielten. Amorannon hatte gelernt, darauf zu verzichten, und Adilean brauchte sie nicht, um sich verständlich zu machen.
    Ganz sanft löste Asduvarlun Adileans Hand vom Steigbügel, beugte sich über sie und küsste sie zart auf die Stirn. Sein Abschied. Danach trieb er die Fersen in die Flanke seines Pferdes – er trug keine Sporen – und das Tier trabte langsam auf die von vielen Hufen und Schuhen ausgetretene Straße zu, die beinahe sofort im Wald nördlich der Stadt verschwand.
    Gavrilus hatte das Zeichen zum Aufbruch gegeben und seine Söhne eilten an seine Seite. Wortlos übernahm der General die Spitze. Zu seinen Pflichten gehörte es, jeder Gefahr auf ihrer Reise zu begegnen und sie zu beseitigen, bevor der König davon betroffen sein könnte, sogar um den Preis seines eigenen Lebens. In diesem Punkt war die Moral des Generals, den man den eisernen nannte, unbeugsam. Die vier Männer ritten vorwärts, während die Hufe ihrer Pferde den Staub aufwirbelten. Dhannam betrachtete die Statue am Nordtor, die über die Brüstung ragte. Ein Sonnenstrahl, der durch die Wolken gedrungen war, streifte ihr Gesicht wie eine Träne und Dhannam wusste: Ihre Reise hatte begonnen.
    Die Entscheidung, Dhannam ebenfalls zum Großen Rat mitzunehmen, war Gavrilus nicht leichtgefallen, und er wusste, dass ihn viele dafür tadeln würden. Doch der König hatte seine Gründe dafür. Und Dhannam kannte sie.
    Schon in Friedenszeiten, seit ungefähr zwanzig Jahren, lag Gavrilus
mit dem König der Menschen, Zarak Fudrigus, im Streit, und mit dem Nahen der Gefahr war dieser Zwist härter und ernster geworden. Schon seit Langem hatte sich zwischen Elben und Menschen ein Riss aufgetan, ganz besonders weil Letztere gegen die Vormachtstellung der Elben unter den Völkern im Rat protestierten. Zarak hatte mehrmals Gavrilus’ Stellung als Führer des Rates in Zweifel gezogen und den Vorschlag geäußert, das den Elben zugestandene Privileg zu streichen. Gavrilus hatte sich einverstanden erklärt, dass man über beide Punkte abstimmte. Und die Völker hatten ihn in beiden Fragen mit großer Mehrheit unterstützt. Dabei fiel kaum ins Gewicht, dass Zarak auf die Unterstützung der Goblins setzen konnte, da zwischen ihnen und den Elben alter Groll herrschte und ihr erster General prinzipiell immer gegen Gavrilus’ Meinung stimmte. Die Mehrheit der Ratsmitglieder schenkte ihm ihr Vertrauen, und das genügte dem Elbenkönig. Er hatte nicht vor, Streit mit den Menschen zu suchen, deren allen Völkern überlegene militärische Fähigkeiten er zweifelsfrei akzeptierte. Er kannte sie als tapferes Volk, das jeden Respekt verdiente, und wusste, dass Zarak vom allzu großen Stolz getrieben war, dass er um jeden Preis die Vorherrschaft haben, niemandem dienen und nicht einmal dann nachgeben wollte, wenn dadurch ein friedliches Bündnis zerbrach. Gavrilus tadelte ihn deswegen nicht, wusste er doch, dass er ihm eigentlich sehr ähnelte. Er war weder auf Provokationen eingegangen noch hatte er die Auseinandersetzung gesucht, und die Völker hatten ihn immer unterstützt. Bis diese dunklen Wesen in den acht Reichen aufgetaucht waren.
    Wegen der Gefahr, derer man nicht Herr wurde, herrschte im Rat große Anspannung, und die Angst der Völker spiegelte sich in ihren Anführern wider. Gavrilus hatte vorgeschlagen, man solle aus ausgewählten Kampfverbänden aller Völker eine offensive gemeinsame Streitmacht bilden und mit ihr die rätselhaften Wesen auf ihrem eignen Territorium angreifen, indem man sie hetzte, verfolgte und aus dem Hinterhalt überraschte. Er hatte damit sofort
Zustimmung gefunden. Als Einziger hatte der erste General der Goblins dagegen gestimmt, aber das hatte Gavrilus auch nicht anders erwartet. Selbst Zarak hatte nichts dagegen eingewandt und gerade

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