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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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sollte der Antrag friedlich und zu Gavrilus’ großer Erleichterung verabschiedet werden, als der König der Menschen aufgestanden war und um das Wort gebeten hatte. Man war seiner Bitte nachgekommen. Später hatte Gavrilus sich selbst gegenüber zugegeben, dass er in diesem Moment den heftigen Impuls verspürt hatte, es ihm zu verweigern, aber das wäre ein Missbrauch seiner Position gewesen, und so unangenehm Zaraks Eingreifen auch sein mochte, war es doch nicht Gavrilus’ Art, sich so zu verhalten.
    Zarak hatte sich also erhoben und den König der Elben herausfordernd angeblickt, bevor er sich an den gesamten Rat und an General Asduvarlun gewandt hatte. »Natürlich!«, hatte er gerufen. »Stimmen wir dem nur zu! Brauchen wir etwa niemanden, der uns alle beschützt? Ich bin nicht so wahnsinnig, das zu leugnen. Dieses Heer, das wir bilden wollen, diese offensive gemeinsame Streitmacht, nennt es, wie ihr wollt, wird vielleicht die mächtigste Armee sein, die unsere Völker je hatten. Die Besten der Unseren vereint! Wer könnte einer derartigen Armee trotzen? Unser Feind gewiss nicht, da seid ihr sicher. Und ich bin eurer Meinung. Aber in wessen Hände legen wir diese bedeutende Streitmacht? Wer wird sie befehligen? Ein Elbe natürlich. Der Führer des Großen Rats sagt: Wir werden das Kommando General Asduvarlun übergeben, er ist ein Mann meines Vertrauens, ein bedeutender Soldat und ein wertvoller Stratege. Wer würde es wagen, die Worte eines so achtbaren Mannes in Zweifel zu ziehen? Stimmen wir alle für ihn, wer könnte etwas anderes tun? Geben wir auch noch dieses Machtinstrument in die Hände der Elben! Damit sie nicht nur über unsere Gesetze, sondern auch noch über unsere Waffen gebieten! Sind wir nicht so oder so ihre Diener? Wenn die Elben befehlen, werden wir bereitwillig gehorchen, wie immer! Ist es nicht so? Ich aber sage: Es soll diese
Streitmacht geben, wenn wir sie brauchen. Aber sie sollen nicht den Befehl darüber haben! Müssen wir ihnen denn immer gehorchen? Sind denn nicht die Menschen die besten Strategen aller acht Völker? Warum kann also nicht ein Mensch unser höchster Anführer sein? Sagt mir das, König Gavrilus!«
    Und er hatte Gavrilus angeblickt, als wolle er ihn zu einer Antwort zwingen. Doch Gavrilus hatte geschwiegen. Genauso General Asduvarlun. Man hatte darüber abgestimmt.
    Und der Große Rat hat Gavrilus mit nur zwei Stimmen Mehrheit recht gegeben.
    Die gemeinsame Streitmacht war in den Kampf gezogen.
    Doch das Ergebnis war niederschmetternd: zahlreiche Verluste, kein einziger Feind gefangen genommen. Monatelang waren sie den Feinden nicht einmal nahe genug gekommen, um sie zu berühren. Man konnte gerade noch behaupten, sie hätten diese Wesen gesehen. Die besten Kämpfer aller acht Länder wirkten der unbekannten Bedrohung gegenüber hilflos – schien sie doch plötzlich aus dem Nichts aufzutauchen und wieder zu verschwinden. Bei der nächsten Zusammenkunft war der Rat in heller Aufregung gewesen. Alle hatten einen Schuldigen gesucht, sei es nur, um sich nicht eingestehen zu müssen, dass der Feind mit all ihren Kräften nicht zu besiegen war. Zarak schien seinen Triumph voll auszukosten. Gavrilus, der in Begleitung von Alfargus und Amorannon Asduvarlun gekommen war, wirkte düster und schweigsam. Der eiserne General merkte, wie man ihn hinter seinem Rücken kritisierte, und sagte kein einziges Wort.
    Zarak war mit Gavrilus streng ins Gericht gegangen. Der König der Menschen hatte ihn zwei volle Stunden mit Vorwürfen überschüttet, er hatte geschrien, mit dem Finger auf ihn gezeigt, in verächtlichem Ton gesprochen, ihn beinahe grob beleidigt. Er erklärte, die Wahl des Elbengenerals zum Anführer sei der größte Fehler des Unternehmens gewesen, und ließ durchblicken, dass dies ein Schachzug im dunklen Machtspiel von Gavrilus gewesen sei. Schließlich forderte er ganz offen, man solle Asduvarlun
durch einen Vertreter eines anderen Volkes ersetzen, wofür er zustimmendes Gemurmel und Kopfnicken erntete. Als er sich wieder hingesetzt hatte, lag auf seinem Gesicht das Lächeln eines Mannes, der wusste, dass er gesiegt hatte.
    Gavrilus hatte Asduvarlun die Aufgabe überlassen, sich zu verteidigen, die beste und wahrscheinlich auch die einzige Möglichkeit. Als der General aufstand, um zu reden, war ihm deutlich mehr Feindseligkeit entgegengeschlagen als Zarak. Doch er schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Er war wesentlich knapper und nicht so dramatisch

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