THARKARÚN – Krieger der Nacht
eingekesselt war und es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie fallen würde.
Lay Shannons Stolz ließ es nicht zu, die dem Untergang geweihte Stadt kampflos aufzugeben, was in Dhannam Sulpicius’ Augen an Wahnsinn grenzte. Sein Vater und General Asduvarlun schienen das Oberhaupt der Schwarzen Hexer jedoch besser zu verstehen, was ihn noch mehr verwirrte.
Für den Elbenprinzen war es sinnlos, eine bereits verlorene Position weiter zu verteidigen. Warum schlossen sie sich nicht den Truppen in Carith Shehon an, die bessere Erfolgsaussichten hatten ? Dhannams Gedanken gingen zu der Stadt im Osten, wo Alfargus und Elirion kämpften. Wäre es nicht besser, seinem Bruder zu Hilfe zu eilen, als sich hier in Shilkar abschlachten zu lassen? Vielleicht wartete er schon auf ihre Unterstützung? All diese quälenden Fragen gingen im ständig durch den Kopf, und es fiel ihm schwer, sich auf die aktuelle Lage zu konzentrieren, so wie jetzt auf seinem Posten auf der Barrikade rings um die Festung.
Jenseits der Festungsmauern herrschte ein heilloses Durcheinander. Die gestaltlosen Gremlins versuchten immer wieder, die zum Schutz der Mauern errichtete Barrikade zu überwinden,
doch die Zaubersprüche der Schwarzen Hexer bildeten eine magische Wand. Die freigesetzte magische Energie entlud sich in unzähligen Explosionen, die bunte Löcher in den Nachthimmel schlugen. Kampfgeräusche erfüllten die Luft, die Schlacht wogte hin und her, und wenn einem Gremlin doch einmal der Durchbruch gelang, versuchten die Verteidiger sofort, ihn zurückzudrängen. Dhannam hörte sein eigenes aufgeregtes Keuchen, fühlte seinen rasenden Herzschlag. Das ihm anvertraute magische Schwert Synfora verlieh ihm zwar die Kraft, sich gegen die Attacken der Feinde zu wehren, doch er fühlte sich trotz allem nicht sicher.
Der jüngere Elbenprinz war noch nie ein Kämpfer gewesen, ganz anders als Amorannon Asduvarlun, der jetzt an seiner Seite stand, das in Dämonenblut gehärtete magische Schwert Ligiya fest in der Hand. Wie beneidete Dhannam den General, der es entschlossen mit jedem Feind aufnahm! Und selbst der erschöpfte König Gavrilus hielt eisern etwas weiter hinten die Stellung und hatte sogar Zeit und Muße gehabt, seinem Sohn aufmunternd zuzunicken.
Dhannam wandte sich um und sah gerade noch, wie Ligiya durch die Luft sauste, um einen Gremlin abzuwehren, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Blitzschnell hieb der eiserne General auf das gestaltlose Wesen ein und spaltete es in zwei Teile, die sich sofort in roten Staub auflösten, dann ließ er schwer atmend das Schwert sinken, wobei die Runen auf der Klinge schwach aufleuchteten. Wie hypnotisiert starrte Dhannam auf die rätselhaften Zeichen und nahm seine Umgebung erst wieder wahr, als Asduvarlun zu dem Dämonenführer hinüberrief: »Euer Schwert versteht sein Handwerk, ehrwürdiger Shannon!«
»Weil Ihr das Eure versteht«, gab Shannon ruhig zurück und wandte sich nicht einmal zu ihm um. Gelassen stand er an der Spitze der Verteidiger, den Zauberstab in beiden Händen, und schleuderte blaue Blitze gegen die Gremlins, die beängstigend nah an der Barrikade herumgeisterten. Wie üblich kämpfte er
mit nacktem Oberkörper und die magischen Zeichen auf seiner bleichen Haut schienen zu leuchten.
Seine Schwarzen Hexer bildeten eine geschlossene Phalanx, ihre Körper schienen miteinander verschmolzen zu sein. Die Art, wie sie sich bewegten, ließ Dhannam an ihren Tanz denken, den er auf dem Platz beobachtet hatte. Sie schienen tatsächlich von Talons Geist durchdrungen zu sein, denn obwohl sie eigentlich längst hätten besiegt sein müssen, leisteten sie noch immer erbitterten Widerstand. Shannons goldfarbene Augen glitzerten, er war sichtlich stolz auf seine Kämpfer.
Asduvarlun zog sich auf Gavrilus’ Posten zurück und Dhannam folgte ihm auf dem Fuß. Ohne den General wollte er auf keinen Fall in vorderster Front bleiben, selbst mit dem Zauberschwert Synfora nicht. Er wusste ja nicht einmal, ob er imstande war, die magische Waffe und ihre Kräfte zu nutzen. Wieder meinte er das müde Lächeln seines Vaters zu erkennen, aber vielleicht täuschte er sich auch, in dieser schrecklichen Nacht nahm er alles wie verzerrt wahr. Lag es an der von Magie erfüllten Luft? Wer weiß, vielleicht hatte er sich auch nur gewünscht, seinen Vater lächeln zu sehen. Der Elbenkönig legte anerkennend die rechte Hand auf die muskulöse Schulter des Generals.
»Ihr kämpft sehr heldenhaft, Amorannon«,
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