THARKARÚN – Krieger der Nacht
tat wie ihm geheißen. Er reckte das Schwert gen Himmel und warf sich seinem Gegner entgegen.
Aus Zaraks Händen zuckten magische Feuerzungen, die der General mit Ligiya abwehren konnte. Wieder stieß Zarak einen Kampfschrei aus und stürzte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit, viel zu schnell für seinen sterblichen Körper, auf seinen Gegner. Asduvarlun stand jetzt einfach da, starr und unbeugsam wie ein Fels. Zaraks Hände legten sich um seinen Hals, aber in den Augen des Generals war keine Angst zu lesen, nur wilde Entschlossenheit. Und während der Griff um seine Kehle immer fester
wurde, stieß Amorannon Asduvarlun zu, genau unterhalb des Brustbeins, und durchbohrte Zaraks Körper. Der Griff um seinen Hals löste sich sofort, und Dhannam sah, wie Ligiyas Klinge zu leuchten begann, genau wie die Zauberstäbe der Schwarzen Hexer während des Kampfes.
Lay Shannon hatte das Geschehen beobachtet. Er stand nun auf seinen Stab gestützt, und die Münzen in seinen Haaren klimperten, ohne dass auch nur ein Windhauch zu spüren gewesen wäre. Zaraks Körper durchlief ein Zittern, der dunkle Auswuchs löste sich in Rauch auf, seine Gesichtszüge verzerrten sich, aber Asduvarlun blieb wachsam, das Schwert fest umklammert.
Dhannam hatte gehofft, der Körper des Menschenkönigs würde sich voll und ganz in Rauch auflösen, genau wie die getöteten Gremlins, doch nichts dergleichen geschah. Die Zuckungen wurden schwächer und Zaraks Körper sank leblos zu Boden, Augen und Mund vor Verblüffung weit aufgerissen. Der Körper eines bemitleidenswerten Mannes mit nur einem Bein, der von einem Schwerthieb getroffen worden war. Und doch floss kein Tropfen Blut aus der Wunde.
Asduvarlun zog sein Schwert aus dem toten Körper und hob ihn vorsichtig und respektvoll auf. Ligiya fiel klirrend zu Boden, die Augen des Generals glitten suchend durch die Menge zu Shannons Gestalt hinüber. In ihnen stand die unausgesprochene Frage: »Musste das sein, gab es wirklich keinen anderen Weg?«
Der Schwarze Hexer stand immer noch hoch aufgerichtet auf seinem Posten. Er nickte stumm.
SIEBENUNDZWANZIG
E IN BOTE MIT einer Depesche aus dem Dämonenreich ist eingetroffen, Meister Sirio. Aus der Stadt Shilkar.«
Der Druide stand in der Tür, schaute ehrfürchtig zu seinem Ordensmeister auf und wartete auf sein Zeichen, ob er eintreten oder wieder gehen sollte. Es war ein Novize mit der üblichen bräunlichen Kutte und dem grünen Gürtel um die Hüfte – Oberst Seridien lernte allmählich, die Druiden an der Farbe ihrer Gewänder zu unterscheiden und war sehr erfreut, dass er sich sofort wieder richtig erinnert hatte.
Der Novize war ein Mensch und noch jung. Die blonden Haare und die hellen Augen deuteten darauf hin, dass er aus dem Süden stammte. Er war fast noch ein Knabe und sichtlich verlegen, einer so bedeutenden Persönlichkeit wie Allan Sirio gegenüberzutreten, um die sich viele Anekdoten rankten. Lisannon Seridien erlebte täglich, wie sehr die anderen Druiden den kräuterkundigen Meister schätzten und bewunderten, und deshalb faszinierte Sirio auch ihn immer mehr.
An diesem Abend hatte Sirio beschlossen, ihm »Khandan« beizubringen, ein Brettspiel der Faune, für das man ein Schachbrett benötigte, siebzig Spielfiguren in vier verschiedenen Farben und sehr viel logisches Denken. Der Druide hatte gemeint, das wäre eine ausgezeichnete Möglichkeit, sich von seinen Sorgen abzulenken, denn wenn man nur den Hauch einer Chance haben wollte, musste man sich voll und ganz auf das Spiel konzentrieren. Daher
hatte Sirio die Öllampen über dem Spieltisch angezündet, das große Brett aufgeklappt und angefangen, einem äußerst interessierten Lisannon Seridien die komplizierten Regeln zu erklären.
Zwei Stunden waren so vergangen, seit sie sich in dieses Zimmer zurückgezogen hatten. Inzwischen war die Sonne hinter dem Wald und dem Grünen Strom untergegangen und den Himmel erhellte nunmehr ein leichter rötlicher Schein. Aber der Oberst hatte kaum etwas davon mitbekommen, so beschäftigt war er, sich mit den Spielregeln vertraut zu machen.
Als der Novize sie unterbrach, um den Boten zu melden, hatte er sich sogar ein wenig geärgert. Nun war der friedliche Moment dahin, in dem er einmal frei von Angst war. Der Bote aus dem Norden würde gleich eine unheilvolle Nachricht nach der anderen berichten, und Lisannon Seridien war nicht wie Allan Sirio: Er konnte nicht ruhig und gelassen bleiben, wenn er von diesen schrecklichen Dingen
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