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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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und veränderte ständig und unglaublich schnell seine Form. Vielleicht suchte er nach einer Möglichkeit, wieder zu einem Ganzen zusammenzuwachsen. Dhannam sah, wie das Teil, das er losgelöst hatte, fortzurollen drohte,
er setzte hinterher und nagelte es mit der Schwertspitze auf dem Boden fest. Schwer atmend blieb Dhannam mit dem Schwert in der Hand stehen, sein Herz pochte so sehr, dass es beinahe zu zerspringen drohte. Dann sah er, wie die schwarze Körpermasse noch einmal wild zuckte und verschwand. Er blickte sich suchend nach dem Rest vom Gremlin um, doch dieses Mal war der Angreifer schneller und ließ sich nach einem enormen Satz aus der Luft auf ihn fallen. Dhannam hob das Schwert abwehrend nach oben, doch er wusste, dass er diesem heftigen Angriff nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte.
    Aber es kam anders. Ein mächtiger grüner Blitz tauchte hinter der schwarzen Masse auf und schlug mitten in sie hinein ein Loch. Dhannam sah, wie kleine grüne Flammenzungen den Torso entlangliefen und die Masse zerstörten. Er richtete sich auf, das Schwert fest in der Hand, und sah Lay Shannon vor sich stehen.
    Der Schwarze Hexer stand aufrecht und stützte sich mit dem Zauberstab fest auf den Boden. Die blutroten Haare fielen ihm über den mageren Oberkörper und seine rechte Hand war immer noch erhoben. Eine schwarze Spirale zog sich nun den Unterarm bis zur Handfläche entlang. Voller Scheu blickte Dhannam in das ausdruckslose Gesicht Lay Shannons, doch zu seiner Überraschung konnte er dort einen Anflug von Bewunderung lesen. Die Lippen des Schwarzen Hexers hatten sich zu einem leichten Lächeln verzogen.
    »Sehr gut und völlig unerwartet, Prinz Dhannam.« Obwohl er leise sprach, war seine eindringliche Stimme selbst in diesem Tumult gut zu verstehen. »Zwar noch verbesserungsfähig, aber das spielt im Moment keine Rolle. Vielleicht steckt doch ein Kämpfer in Euch und der Krieg hat Euer schlummerndes Talent geweckt? Geht nun zu Eurem Vater, der braucht Euch nötiger als ich.«
    Dhannam nickte mechanisch, eine Geste, die er eigentlich vermeiden wollte, aber er konnte nicht anders. Dann eilte er zu seinem Vater. Der alte König war von Hexern umringt, die sich
schützend um ihn geschart hatten, doch sie öffneten ihren Kreis, um ihn passieren zu lassen.
    »Gut gemacht, mein Sohn! Schade, dass dein Bruder das nicht sehen konnte.« Gavrilus wirkte zufrieden.
    Dhannam strich mit der Hand über Synforas Klinge. »Nein«, antwortete er, »Shannon hat recht: Ohne seine Unterstützung hätte ich es nicht geschafft.« Er ließ das Schwert sinken und sah sich misstrauisch um. »Ich kann es kaum erwarten, dass der Morgen graut«, gestand er, »und manchmal frage ich mich, ob es jemals wieder Tag werden wird.«
    Gavrilus legte eine Hand auf die Schulter seines Sohnes. »Vor mir steht ein anderer Dhannam. Du sprichst wie ein Mann, dein Gesicht ist das eines Mannes. War es der Krieg, mein Sohn? Hat der Krieg dich so verändert?«
    Dhannam wusste nicht, was er antworten sollte, aber Zeit zum Nachdenken gab es ohnehin nicht, denn plötzlich erscholl ein lautes Rufen. Aber die aufgeregten Stimmen kamen nicht von der Barrikade, wo der Kampf mit unverminderter Härte weitertobte, Shannon seine Mitbrüder zur Verteidigung antrieb und der eiserne General mit seinem Schwert auf die Feinde einhieb. Die Stimmen kamen aus der entgegengesetzten Richtung, dorther, wo eigentlich Stille und Sicherheit herrschen musste: genau aus dem Inneren der Festung.
    Dhannam warf sich instinktiv vor seinen Vater, um ihn mit seinem Körper zu schützen, und wartete darauf, jeden Moment einen Gremlin auftauchen zu sehen. Doch nichts dergleichen geschah. Als die herbeigeeilten Hexer ein wenig zur Seite wichen, konnte Dhannam erkennen, wer da für Unruhe sorgte.
    Eine seltsame Gestalt schritt langsam durch das offene Festungstor nach draußen. Sie war kein Hexer und trug auch kein schwarzes Gewand. Als sie näher kam und sich im schwachen Lichtschein auf dem Platz innerhalb der Barrikade aufbaute, lief Dhannam ein Schauer über den Rücken. Vor ihm stand ein Wesen, schlimmer als alles, was er sich an Schrecklichem vorstellen
konnte, ein Wesen, dem er keinen Namen zu geben vermochte, wenn Gavrilus ihm nicht mit zitternder Stimme in sein Ohr geflüstert hätte.
    »Zarak Fudrigus!«
    Doch das war nicht mehr der Menschenkönig, den er kannte. Selbst in der Dunkelheit konnte man erkennen, dass sich sein sonst so würdevolles Gesicht zu einer Fratze verzerrt

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