THARKARÚN – Krieger der Nacht
gegenüber und er würde all seine Kräfte zusammennehmen müssen, um es zu besiegen. Alle wussten das, wenn es auch niemand offen auszusprechen wagte.
Die beiden Kontrahenten standen sich nun Auge in Auge gegenüber. Asduvarlun hatte immer noch Skrupel, ob er etwas angreifen durfte, das einst der König der Menschen, sein ehemaliger Verbündeter und Befehlshaber gewesen war. Vielleicht steckte ja doch noch ein Funken von dem Menschen in ihm, der er gewesen war? Asduvarluns Ehre verbot ihm, sein Gegenüber ohne jede Rücksicht anzugreifen, geschweige denn ihn zu töten.
Was das Wesen in Zaraks Körper dachte, konnte niemand wissen, vielleicht konnte es auch gar nicht denken, sondern wurde von dem Willen einer dunklen Macht gesteuert. Es griff ein weiteres Mal an, und dieses Mal konnte Ligiya den magischen Strahl abwehren, der direkt auf das Gesicht des Generals zielte. Der Blitz verlosch, als er auf die Klinge traf.
Asduvarlun antwortete mit einer raschen Attacke, wobei er immer noch versuchte, seinen Gegner zu schonen. Ein magisches Leuchtband legte sich rund um Ligiyas Klinge und er hatte
Mühe, sich aus dieser Lichtfessel zu befreien. Die Fessel zerbrach mit einem lauten Knall und Asduvarlun wich zurück, um den Gegenangriff abzuwarten. Zarak war sofort wieder über ihm. So konnte es noch stundenlang weitergehen, und wenn der General nicht endlich seine Skrupel ablegen würde, würde es keine Entscheidung geben. Dhannam wusste, dass Ligiya in der Lage war, magische Angriffe abzuwehren, aber der General hatte keine Erfahrung im Umgang mit Magie.
Die Schwarzen Hexer hatten einen Kreis um die Kämpfenden gebildet, und Dhannam fragte sich, warum sie nicht eingriffen. Vielleicht fürchteten sie, Asduvarlun zu treffen. Im Kampfgetümmel waren die beiden Kontrahenten kaum zu unterscheiden. Zarak schien die Oberhand zu gewinnen, der General strauchelte und hielt sich das Schwert als Schutzschild vors Gesicht. Nur mit Mühe gelang es ihm, wieder aufzustehen, aber diese Atempause war nur von kurzer Dauer, dann war er wieder in Bedrängnis. »Wenn er nicht endlich seine Bedenken über Bord wirft, wird er verlieren, und zwar sehr schnell«, murmelte Dhannam.
Zarak und Asduvarlun standen sich jetzt Auge in Auge gegenüber, zwischen ihnen nur das magische Schwert.
»Euer Kampf ist sinnlos«, sagte Zarak krächzend. Seine Stimme hätte die eines Toten sein können, wenn Tote so etwas wie eine Stimme hätten. Dhannam schauderte und er war nicht der Einzige. Vielleicht sagte Zarak die Wahrheit, vielleicht war der Kampf wirklich vergeblich.
Asduvarluns Schwert schwankte, und Dhannam spürte, wie sein Vater hinter ihm zu zittern begann. Die Hand des eisernen Generals war immer fest gewesen, niemand hatte Asduvarlun jemals so lange zögern sehen wie in diesem Augenblick.
»Schluss mit den Skrupeln, du Idiot!«
Die Stimme, die sich so laut und unerwartet in der dunklen Nacht erhob, erschien Dhannam im ersten Moment wie die Stimme eines Gottes, als käme sie direkt aus dem Himmel.
Doch sie war von dieser Welt und gehörte Lay Shannon. Der
Dämonenführer hatte die Verteidigung der Barrikade seinen Ordensbrüdern überlassen und war hastig herbeigeeilt. Er hatte seinen Zauberstab nach vorne gestreckt und gab einen magischen Befehl, der in Dhannams Ohren wie Donnerhall klang. Ein blauer, züngelnder Blitz schoss heraus und traf Zarak mitten auf die Brust. Der Menschenkönig wurde nach hinten fast bis an die Festung geschleudert und stürzte zu Boden. Asduvarlun richtete sich auf und starrte Shannon fassungslos an.
Der Ordensmeister stand hoch aufgerichtet vor ihm, seine Augen funkelten jetzt dunkel. »Für Skrupel und Moral ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, General Asduvarlun«, rief er. »Dieses Wesen hat nichts mit Zarak Fudrigus gemein, zumindest nicht mehr, und ich weigere mich zu glauben, dass Ihr ihn verschont, weil Ihr Mitleid mit ihm habt! Hört auf, Euch wie ein Kind zu benehmen, und tut das, was Ihr tun müsst!«
Die unerbittlichen Augen des Dämons bohrten sich in Asduvarluns Augen. Mit Mühe konnte der General den Blick lösen, dann fixierte er Ligiya, als ob auf der Klinge des Schwertes geschrieben stünde, was zu tun war. Langsam drehte er sich um und sein Blick fiel erneut auf Zarak – auf das Wesen in Zaraks Körper – , der sich wieder aufgerichtet hatte und bedrohlich näher kam, bereit, ihn erneut anzugreifen.
»Tut es!«, befahl Shannon und seine Stimme duldete keinen Widerspruch.
Und Asduvarlun
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