THARKARÚN – Krieger der Nacht
übler Atem entgegenschlug. »Und nicht einmal du wirst eine Antwort bekommen, Prinz Alfargus.«
Ein purpurroter Blitz glitt an der langen Klinge des Schwertes entlang, wanderte über die Schneide der Doppelaxt und bis hinab zum Griff und entlud sich an Alfargus’ Hand. Der Schmerz war unerträglich stark, sodass der Prinz keinen Ton herausbrachte, sondern von Krämpfen geschüttelt auf dem harten Boden in die Knie sank.
Tharkarún erhob sich drohend über ihm. »Wir sind den Göttern gleichgültig«, rief er, während er sich über den zusammengekauerten Körper beugte, das Schwert und den Stab gesenkt haltend. »Das gilt für euren Valdo, den ihr am Ufer des Meeres verehrt, wie für Kentar, der euch in euren Kriegen beistehen sollte, wie für Anman, der über die gerechten Gesetze wachen sollte. Nicht einmal Sirdar wird sich die Mühe machen, dich an der Hand zu nehmen und in die Halle der Toten zu führen. Niemand von ihnen hat Zeit damit verschwendet, mir beizustehen, als ich eine Strafe erdulden musste, wie sie niemand zuvor je erlitten hat. Nur das Schwarze Idol hat mir in meiner Qual beigestanden. Es hat mich stark gemacht, damit ich mich rächen könnte. Und das werde ich tun. Ohne Reue.«
Alfargus’ dunkle Augen sahen zu ihm auf. In ihnen brannte noch immer das Feuer, das sie immer belebt hatte. »Wer bist du?«, keuchte er, während ein Faden Blut aus seinem Mundwinkel rann.
»Ich bin der, den ihr selbst geschaffen habt«, erwiderte Tharkarún, und nun klang seine Stimme beinahe erschöpft. »Ihr habt euch mit eigenen Händen euren Untergang bereitet. Möchtest du mein Gesicht sehen, Prinz Alfargus? Jetzt, da du im Sterben liegst, kann ich es dir ruhig zeigen.«
Er beugte sich noch weiter über ihn, dabei legte er den Stab auf den Boden. Alfargus konnte gerade noch den Gedanken fassen, dass er die Gelegenheit nutzen sollte, ja sie nutzen musste, ihn jetzt anzugreifen. Doch er war zu schwer verletzt, sein Arm konnte die Doppelaxt nicht einmal mehr heben. Während Tharkarún mit der linken Hand langsam seinen Hut lüftete, schloss sich seine rechte unerbittlich um Alfargus’ Kehle. Und der begriff in seinen letzten klaren Momenten nicht, was schlimmer war: der brennende Druck der Hand oder der namenlose Schrecken, der sich ihm enthüllte.
EINUNDDREISSIG
D IE TORE SIND offen! Drinnen wird gekämpft, Herr!«
Dhannam erkannte zwar nicht, wer da geschrien hatte, doch er musste nur den Kopf heben und auf das inzwischen nahe Carith Shehon blicken, um zu erfahren, dass die Worte der Wahrheit entsprachen. Nach dem Entschluss, in die Stadt in den Bergen zurückzukehren, und ihrem Aufbruch aus Shilkar waren sie Tag und Nacht marschiert, und jetzt, nachdem sie endlich den Aufstieg zu dem unzugänglichen Berggipfel, auf dem Carith Shehon sich erhob, geschafft hatten, erwartete sie nicht etwa eine tröstliche Zuflucht, sondern Feuerblitze und Lärm.
Nachdem sie sich einen Eindruck von der Lage verschafft hatten, ließen sich weder Lay Shannon noch General Asduvarlun davon beeindrucken. Ersterer sammelte hastig eine große Zahl Schwarzer Hexer um sich, während der General nach hinten zu den Soldaten eilte, die den toten Zarak Fudrigus trugen. Er befahl ihnen, einen kleinen, ein wenig von der Stadt entfernten Vorposten zu errichten, wo sie die Leiche des Königs in Sicherheit bringen sollten.
Auf dem Rückweg an die Spitze des Zuges hielt Asduvarlun neben Gavrilus an, der bereits Aitia gezückt hatte und nur auf ein Wort zu warten schien, um der belagerten Stadt zu Hilfe zu eilen. Auch sein Sohn hatte zu seinem magischen Schwert gegriffen, aber selbst wenn er sich langsam an die pulsierende Wärme
im Griff von Synfora gewöhnt hatte, fühlte er sich immer noch nicht ganz vertraut mit ihr und verabscheute weiterhin den Gedanken, kämpfen zu müssen.
»Ich begleite Euch in die Stadt, General«, verkündete Gavrilus entschlossen. »Die Gefahr hat für mich keine Bedeutung, mein Sohn ist dort und ich muss zu ihm.«
Asduvarlun seufzte. »Nun gut«, sagte er dann, obwohl man genau sah, dass ihn diese Entscheidung beunruhigte. »Aber ich muss Euch bitten, immer in meiner Nähe zu bleiben. Ich habe geschworen, Euer Leben auch um den Preis des meinen zu beschützen, vergesst das nicht.«
Gavrilus und Dhannam folgten ihm wortlos, während er zu dem schon um Lay Shannon versammelten Trupp stieß.
Der Ordensmeister trug seinen Stab aus Erlenholz über der Schulter und schien ungewöhnlich aufgeregt. »Vielleicht
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