THARKARÚN – Krieger der Nacht
können wir so Rache für Shilkar nehmen, General«, sagte er. »Ganz bestimmt haben wir den Überraschungseffekt auf unserer Seite.«
Asduvarlun zog Ligiya mit metallischem Klirren aus der Scheide und die Klinge blitzte hell durch die Dunkelheit. »Allerdings sind wir nicht gerade viele«, erwiderte der Elbe. »Deshalb müssen wir gezielt zuschlagen. Der ungezügelte Wunsch nach Rache sollte uns nicht blenden, ehrwürdiger Shannon.«
Auf Shannons Gesicht erschien ein so breites Lächeln, dass es wie ein Riss aussah. »Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie ungezügelt verhalten, General.« Dann wandte er sich an die Hexer und seine Worte durchschnitten klar und deutlich die Luft. »Da unten warten die, die unsere Stadt mit Feuer und Schwert vernichtet und unseren Stolz untergraben haben. Ich wünsche mir, dass unsere Reaktion dem schweren Verlust entspricht, den wir erlitten haben. Man wird uns nicht um Gnade bitten, und selbst wenn, werden wir nicht wissen, was dieses Wort bedeutet.«
Das Schweigen, das auf diese kurze Ansprache folgte, wirkte beängstigender als jeder Kriegsruf, den Dhannam je gehört hatte.
»Vorwärts«, befahl Shannon.
Sie marschierten los. Dhannam warf einen Blick zurück und sah die magischen Feuer auf den Spitzen der Zauberstäbe der Hexer leuchten, die Zaraks Leichnam bewachten. Einen Augenblick lang bereute er, dass er nicht mehr unter ihnen in der relativen Sicherheit der Straße weilen durfte. Aber sein Platz war an der Seite seines Vaters und genau dort war er, als der König durch das große, weit geöffnete Tor Carith Shehon betrat. Um ihn tobten wilde Gefechte und man sah schnell, dass die Verteidiger der Stadt in Schwierigkeiten waren. Einigermaßen erstaunt bemerkte Dhannam, dass an der Seite der Gremlins Wesen kämpften, die ganz normale Bewohner der acht Reiche zu sein schienen. Erst nach kurzer Zeit fiel ihm auf, wie seltsam sie sich bewegten. Wie der verstorbene König der Menschen mussten auch sie ihren eigenen Willen verloren haben. Dhannam hätte sich nichts Schrecklicheres vorstellen können.
Lay Shannon wechselte leise ein paar Worte mit Asduvarlun, und Dhannam beobachtete, dass der General ihr Gespräch mit einem entschiedenen Nicken beendete, dann einige Hexer zu sich beorderte und sich ins Schlachtgetümmel stürzte. Ligiya schwang er hoch erhoben über seinem Kopf. Er und Gavrilus folgten ihm und nutzten die Verwirrung unter den Feinden, die nur schwer begreifen konnten, woher diese Gegenoffensive kam.
Asduvarlun fiel es immer leichter, sich von den Gremlins zu befreien. Ganz offensichtlich beherrschte er sein magisches Schwert immer besser und es zeigte ihm seine ungeheuren Möglichkeiten. Da sich das von Synfora nicht gerade sagen ließ, war Dhannam froh, dass er auf seinem Weg nur auf kämpfende Tote stieß. Shannon war irgendwo verschwunden und Dhannam befürchtete schon, so unglaublich dies auch klang, man hätte ihn getötet. Er war es gewöhnt, den Ordensmeister immer inmitten der Kämpfe zu sehen, sodass ihn seine Abwesenheit zutiefst entmutigte.
Er nutzte eine Gefechtspause, um sich nach Shannon umzusehen,
als plötzlich ein schrecklicher Lärm, wie von einer Explosion, aus der Richtung des weit offen stehenden Tores kam. Instinktiv warf sich Dhannam auf Gavrilus, um ihn mit dem eigenen Körper zu schützen. Flammenzungen zuckten über ihren Köpfen in den dunklen Himmel hinauf, und Dhannam glaubte schon, dies sei eine weitere List der schwarzen Kreaturen. Doch er merkte schnell, dass die Flammen einen eigenen Willen zu besitzen schienen und ganz gezielt nur die Gremlins und die Toten trafen. Als er erstaunt aufschaute, sah er Shannon aufrecht hinter einem der großen Glutbecken neben dem Tor stehen. Dahinter hatten sich drei weitere Hexer aufgebaut und alle vier lenkten mit erhobenen Armen die Flammen gegen das Heer der Angreifer. Dhannam fragte sich, wie lange sie diesen Zauber aufrechterhalten konnten, der mächtig genug zu sein schien, um den Verteidigern von Carith Shehon wenigstens einen zeitweiligen Sieg zu bescheren. Sehr bald zerstreuten sich die letzten Feinde in den Straßen der Stadt, in dem Versuch, dem magischen Feuer zu entkommen, und die Verteidiger konnten, leicht verwirrt über die unerwartete Hilfe, wieder aufatmen.
Schließlich hörte er jemand rufen: »König Gavrilus! General Asduvarlun! Euch schicken die Götter!«
Es war Elirion Fudrigus, der jetzt, das Schwert in der Hand und einen langen schwarzen Bogen über der
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