THARKARÚN – Krieger der Nacht
noch fragen, wie sich Elirion wohl da hinten schlug, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Gegner zuwandte.
»Das habe ich nicht nötig«, antwortete Tharkarún und ein eiskalter Wind drang zu diesen Worten durch die Gasse. »Meine Macht ist viel größer, als du es dir vorstellen kannst, und sie reicht vollkommen aus, um dich zu vernichten, Prinz der Elben. Aber wenn du kämpfen willst, dann kämpfen wir eben!«
Der weiße Blitz, der an seinem Schwert entlanglief, war nun noch heller. Mit einem schnellen, lautlosen Sprung stürzte er auf Alfargus zu, doch der junge Elbe konnte noch auf seine Reflexe vertrauen: Er parierte den Hieb mit seiner Doppelaxt. Metall traf laut klirrend auf Metall, und ein Knistern ertönte, das nur eines bedeuten konnte: Hier war Magie im Spiel.
Sein Gegner schwang seinen Stab und Alfargus musste sich hastig zur Seite werfen, um dem Schlag auszuweichen, der ihn sonst an der Schulter getroffen hätte. Er spürte, wie der Griff der Axt in seiner Hand immer schneller pulsierte.Vielleicht nahm die magische Waffe seine wachsende Furcht auf oder sie wollte ihn drängen zu reagieren. Er entschied sich für die zweite Möglichkeit, stürzte mit hoch erhobener Doppelaxt, die stärker als je in dem Feuer glühte, das die Goblinschmiede darin eingeschlossen hatten, wieder auf Tharkarún zu, doch es kam ihm vor, als hörte er ihn in der unwirklichen Stille der Gasse spöttisch lachen. Der lange Stab hielt der Wucht seines Angriffs stand, ohne zu zerbrechen. Diesmal reagierte Alfargus nicht schnell genug, um dem Schwerthieb auszuweichen; er fühlte, wie die Klinge, zum Glück von seinem schützenden Kettenhemd aufgefangen, gegen seine Seite prallte. Er spürte einen dumpfen Schmerz, als die Eisenringe sich in sein Fleisch bohrten, und ihm stiegen die Tränen in
die Augen, aber Alfargus wusste genau: Er durfte sich nicht aufgeben, durfte sich keinen Moment der Schwäche erlauben, weil der ihn das Leben kosten konnte. Er atmete tief durch und wagte einen neuen Angriff, der jedoch wieder an Tharkarúns Stab scheiterte. Nun waren sie einander so nahe, dass er seinen Atem, diesen kalten, stechenden Atem, auf seinem Gesicht spüren konnte. Wie bei ihrer ersten Begegnung roch er verfault.
»Diese Axt gehört dir nicht«, hörte er ihn leise sagen.
»Natürlich gehört sie mir«, erwiderte er, entschlossen, sich auf keinen Fall geschlagen zu geben.
Doch Tharkarún lachte leise. »Sie gehört dir nicht«, erwiderte er. »Diese Waffe hat ein Schmied geschaffen, für den der Krieg das höchste Gut war. Sie ist erfüllt von kriegerischen Tugenden und seiner Kampfeslust. Doch die ihr eigene Magie schlägt nicht im Gleichklang mit deinem Herzen, Alfargus Sulpicius. Du bist nicht der Besitzer, den sich diese Waffe wünscht, wahrscheinlich gelingt es dir nur, sie zu beherrschen, weil du einen so starken Willen hast. Doch für dich gibt es keine Hoffnung, gegen mich zu gewinnen.« Im Schein des Feuers, das die Klinge aussandte, konnte Alfargus seine behandschuhte Hand sehen, die den Stab fest umklammerte. »Ich habe dir schon gesagt, dass ich keine magischen Waffen brauche.«
Alfargus sah die lange, schmale Klinge an seiner Hüfte aufblitzen und mit einer Mischung aus Erstaunen und lähmender Angst beobachtete er, wie das weiße Licht an der Klinge entlangglitt und sich in etwas auflöste, was an purpurroten Rauch erinnerte. Er hob noch einmal seine Doppelaxt, weil er hoffte, sich wenigstens damit verteidigen zu können, doch Tharkarúns Worte hatten auch sein Vertrauen in diesen letzten magischen Schutz erschüttert. Das Schwert seines Gegners hieb unbarmherzig auf ihn ein, und als es auf seine Doppelaxt traf, klang das beinahe wie eine Explosion. Angst schnürte Alfargus die Kehle zu, als er sah, dass der Feuerschein auf seiner Waffe erloschen war.
»Nein!«, stammelte er und hoffte mit letzter Kraft, dass der
Zauber sich neu beleben möge. »Bei Kentar, bei Valdo und bei allen Göttern, so darf es nicht enden!«
Diesmal hörte er Tharkarúns Stimme direkt in seinem Kopf. Sie hatte sich verändert, aus ihr waren der Spott, die Kälte und die Grausamkeit gewichen. Jetzt klang sie von Wut verzerrt, ja vielleicht sogar von Schmerz. »So kann es sehr wohl enden«, erwiderte er. »Selbst wenn du es nicht glauben willst. Ich habe das Gleiche gedacht, wenn der Schmerz übermächtig wurde. Und niemand, weder Gott noch Sterblicher, hat mir geholfen.« Er beugte sich näher zu Alfargus, dem wieder sein eiskalter,
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