THARKARÚN – Krieger der Nacht
Asduvarlun das schon vorhergesehen und deshalb entschieden, sich hinter diesem Schutzwall zu sammeln und von dort aus den feindlichen Attacken zu begegnen.Wir werden Boten zu den Truppen im Süden entsenden, wo es noch ruhig ist, und sie an die Große Mauer beordern. Womöglich wird der eiserne General sogar persönlich hierherkommen, dann werden wir alles besprechen. Doch zuvor hat er im Norden noch wichtige Aufgaben zu erledigen.«
Lisannon fragte nicht, worum es da ging, im Augenblick behielt er seine Fragen lieber für sich. Nicht weil er fürchtete, keine Antwort zu bekommen, sondern weil er bemerkt hatte, dass der Sharda einen traurigen Ausdruck in seinen sonst immer so heiteren Augen gehabt hatte, als er von seinem Volk sprach. Einen Ausdruck, den er noch nie zuvor an ihm wahrgenommen hatte.
»Der Zeitpunkt, Adamantina zu verlassen, ist gekommen«, verkündete Dan Ree. Obwohl seine Worte nicht schicksalhaft oder wie ein Befehl klangen, waren sie doch ein endgültiges Urteil, das niemand ändern konnte. Und genau so fassten es die acht auch auf, die sich im großen Saal versammelt hatten wie bei ihrer Ankunft in der Festung. An der Wand fehlte immer noch der Kerzenhalter, den Pelcus abmontiert hatte. Dan Ree stand am
Ende des Saals, an die goldene Flanke des unerschütterlichen Fèlruc gelehnt. Der Magus zu seiner Rechten stützte sich auf seine Lanze, auf seiner Schulter thronte Verannon, der plötzlich wieder aufgetaucht war. Thix vermutete, dass der Magus ihn mit einem Zauber belegt hatte, damit der Uhu die Grenzen von Zeit und Raum überwinden konnte. Es musste ein starker Zauber gewesen sein, zu dem er vermutlich sogar die Unterstützung von Dan Rees Drachen benötigt hatte. Höchstwahrscheinlich hatte Verannon Nachrichten gebracht, was draußen in den acht Reichen vor sich ging, die vermutlich zu der so plötzlichen Entscheidung, die Festung zu verlassen, beigetragen hatten.
Zweifellos hatten die acht große Fortschritte gemacht. Der Magus, Dan Ree und der Drache hatten sie beim Training kritisch, wohlwollend und aufmerksam überwacht. Obwohl natürlich immer noch keiner von ihnen Dan Ree bei einem Duell entwaffnen konnte, waren sie mittlerweile in der Lage, zumindest geraume Zeit gegen ihn zu bestehen. Und sie hatten gelernt, das große magische Potenzial ihrer von Kentar geschmiedeten Waffen zu nutzen.
Besonders zufrieden war der Magus mit Farik, der sich Tag für Tag besser entwickelte, wenn es darum ging, die Kraft seines inneren Feuers zu beherrschen. Anfangs hatte sich der Goblin im Hof nur hustend gekrümmt, sobald er diese magische Fähigkeit anwenden wollte, doch jetzt war er imstande, Feuerbälle von erschreckend zerstörerischer Kraft hervorzubringen und weit weg zu schleudern. Farik lebte regelrecht auf, er konnte sich über seine neu gewonnene Fähigkeit fast mehr begeistern als der Magus.
Doch Farik war nicht der Einzige, der seine Qualitäten ausbauen konnte. Auch Shaka hatte von Dan Ree neue, mächtige Zauber gelernt. Pelcus führte seine Spitzhacke mit noch größerer Gewandtheit und hatte zusammen mit Arinth einen neuartigen Sprengstoff entwickelt. Ametista konnte ihre hypnotischen Fähigkeiten jetzt ganz gezielt und noch wirksamer einsetzen, sodass
sie sogar Dan Ree kontrollieren konnte, und sei es auch nur kurz. Morosilvo und Thix waren wahre Meister im Umgang mit ihren neuen Waffen geworden.
Doch die erstaunlichste Wandlung hatte Ardrachan durchlaufen. Obwohl vom Wahnsinn geheilt, war sein Verhalten nach wie vor seltsam, ja geradezu unheimlich. Meist saß er schweigend in einer Ecke und schien rätselhaft lächelnd über irgendetwas nachzugrübeln. Wenn man ihn etwas fragte, antwortete er stets sanft und freundlich. Doch Morosilvo fühlte sich immer noch unwohl, wenn er ihm einmal den Rücken zuwenden musste. Nur wenn man ihn zum Kampf rief, wurde Ardrachan ein anderer. Dann zog er seine beiden Schwerter unter dem Wams hervor, und wenn die Klingen rötlich zu leuchten begannen, stieß er den bekannten markerschütternden Schrei aus. Die alte Grausamkeit leuchtete dann in seinen Augen und er schien übernatürliche Kräfte zu entwickeln, die ihn nahezu unbesiegbar machten. In diesen Momenten schienen seine Kräfte unerschöpflich und seine Hiebe waren von so unvorstellbarer Wucht, dass keiner der Gefährten an ihn herankam. Morosilvo hatte für sich beschlossen, wenn er sich auch sonst am liebsten von ihm fernhielt, dass er bei einem Kampf seine Nähe suchen sollte, denn im Kampf
Weitere Kostenlose Bücher