THARKARÚN – Krieger der Nacht
gewesen war, sein Erstgeborener, der Erbe des Thrones. Hinter Elirion waren Herg, Ulf Ghandar und Huninn Skellensgard in der Tür aufgetaucht und traten nun zu ihm, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Ein wenig erstaunt sah Dhannam auch Lay Shannon unter ihnen.
»Ich verstehe Euren tiefen Schmerz, König Gavrilus«, sagte der Hexer leise und kam auf ihn zu. »Und ich teile ihn. Zwei große Verluste haben uns alle in so kurzer Zeit getroffen. In Friedenszeiten wäre es nicht übertrieben, sie Monate lang zu beweinen. Doch in unserer Situation könnte es einer der folgenschwersten Fehler sein, auch nur einige Stunden zu zögern.«
Elirion erhob bei diesen Worten den Kopf und warf Shannon einen vorwurfsvollen Blick zu. Und Dhannam bemerkte, dass er verärgert sein Gesicht verzog. Es erschien ihm respektlos, in Gegenwart von Alfargus’ Leichnam so zu sprechen. Doch zu seiner Überraschung reagierte General Asduvarlun auf die Worte des Dämons mit einem zustimmenden Nicken.
»Ihr habt recht, ehrwürdiger Shannon«, hörte er ihn antworten und drehte sich ruckartig um. Dhannam konnte es nicht fassen. Doch Amorannon Asduvarlun meinte es ernst. »Ich zweifele
nicht daran, dass wir alle uns nach Rache für Prinz Alfargus und König Zarak sehnen und dass wir sofort alles tun werden, um sie zu bekommen. Bei König Zarak wissen wir genau, dass wir uns an den Gremlins rächen müssen, aber bei Prinz Alfargus liegt vieles im Ungewissen. Ehrwürdiger Shannon, Ihr wisst mehr über Magie als jeder andere in diesem Raum, und hier ist zweifellos Zauberkraft am Werk gewesen. Könnt Ihr uns sagen, wer das getan hat?«
Shannon kam zu Alfargus’ Bett, schob das Laken beiseite, das ihn bedeckte, und enthüllte die schrecklichen Male an seinem Hals. »Nein«, antwortete er leise, als wolle er die Ruhe des Toten nicht stören. »Ich kann nicht sagen, wer das getan hat, ich kann gerade noch erkennen, wie er es getan hat. Ganz offensichtlich hat er keine anderen Waffen als den eigenen Körper benutzt, doch um so eine Wirkung zu erzielen, muss er mehr Magie in sich tragen, als es selbst dem erfahrensten Hexer möglich ist. Und ich glaube, dass es sich um die gleiche wie bei den Gremlins handelt. So unwahrscheinlich das auch klingt: Diesem Wesen muss es gelungen sein, in Kontakt mit Magie zu treten, sie in sich aufzunehmen, und schlimmer noch, sie zu beherrschen.«
»Der Magus hat im Saal im Wald gesagt, dass jemand auf die in dem Weißen Stein eingeschlossene Magie zurückgreift«, bemerkte Dhannam schüchtern, und alle wandten sich ihm zu, als würden sie erst jetzt seine Anwesenheit bemerken. »Das waren seine Worte. Jemand. Könnte das nicht der Gleiche sein?«
Lay Shannon zuckte mit den Schultern. »Wenn es sich wirklich so verhält, bedeutet das, dass wir nun in direkten Kontakt zu dem geheimnisvollen Wesen getreten sind, das im Hintergrund die Fäden zieht.« Der Ordensmeister bedeckte Alfargus’ Kopf, dann wandte er sich überraschend an Elirion. »Prinz Elirion, darf ich Euch eine Frage stellen, die möglicherweise nicht sehr viel mit alldem zu tun hat?«
Elirion sah ihn ein wenig misstrauisch an, forderte ihn aber dennoch auf zu sprechen.
»Könnt Ihr mir etwas über die Axt erzählen, die Ihr über der
Schulter tragt? Wir haben gesehen, wie Ihr sie in der dunklen Gasse aufgehoben habt, während wir anderen bestürzt über den schmerzlichen Anblick waren, und wenn meine Erfahrung wirklich etwas wert sein sollte, dann kann ich mit Sicherheit sagen, dass dies eine magische Waffe ist, eine Axt der Goblins. Ich möchte wissen, welche Bedeutung diese Waffe für Euch hat.«
Elirion verhehlte nicht, wie verärgert er über die Frage war. »Ich verstehe nicht, was Euch das angeht«, antwortete er brüsk. »Aber da Ihr es gern wissen wollt: Die Axt gehörte Alfargus. Der Nekromant, der die feindlichen Truppen anführte, hat ihm bei ihrem ersten Zusammentreffen großen Respekt eingeflößt. Alfargus hat sich eine magische Waffe besorgt, um ihm entgegentreten zu können. Er fand diese Axt und es ist wirklich schade, dass es ihm nicht länger vergönnt war, sie zu tragen, denn er kämpfte mit ihr wie ein wahrer Held. Deshalb schien es mir nur gerecht, sie nicht auf dem Schlachtfeld liegen zu lassen.«
Obwohl er Elirion gegenüber zunächst misstrauisch gewesen war, schätzte Dhannam seine Worte und seine Tat, so verhielt sich ein Mann von Ehre. Und Gavrilus nickte dem jungen Mann ebenfalls dankbar zu.
Doch Lay Shannon schien dessen
Weitere Kostenlose Bücher