THARKARÚN – Krieger der Nacht
Girvans Sohn, der noch dazu ein Anführer der Krieger war, zu verderben. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte er und versuchte, so kühl wie möglich zu klingen. »Ich bin hierher mit allem Respekt für dein Volk gekommen und nicht, um mich von dir beleidigen zu lassen.«
Brennus nickte, als ob er ein solche Antwort schon erwartet
hätte. »Dann werde ich mich deutlicher ausdrücken, wenn du mich nicht verstehen willst«, erwiderte er. »Ich habe erfahren, dass du ein Auge auf meine Schwester geworfen hast. Es ist mir egal, was sie dir in den Kopf gesetzt hat, aber ich rate dir: Vergiss es lieber gleich wieder. Kein Höfling aus dem Reich der Menschen darf hierherkommen und mit uns und unseren Frauen sein Spiel treiben, selbst wenn er der Herrscher über alle acht Reiche wäre. Und wenn ich erfahren sollte, dass du etwas getan hast, was die Grenzen des Anstands überschreitet, dann werde ich dich zum Duell herausfordern und dich umbringen, wenn ich es schaffe. Und ich werde alles daransetzen, dass ich es schaffe. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
Er hatte seine Stimme nicht angehoben, aber genau deswegen hatten seine Worte umso bedrohlicher geklungen. Elirion konnte nur mühsam Fassung bewahren. »Ich hege keinerlei Absichten gegenüber deiner Schwester«, stellte er mit aller Festigkeit klar. »Ich werde nichts tun, was sie beleidigen könnte, weder sie noch eine andere Frau der Shardari. Ich wiederhole, ich bin mit dem größten Respekt für dein Volk hierhergekommen.«
»Das hoffe ich«, meinte Brennus nur noch knapp. Dann wandte er sich abrupt ab und entfernte sich auf leisen Sohlen, ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen.
Elirion wartete etwas und beschloss dann, wieder zu Girvans Zelt zurückzugehen. Nach dieser kurzen Unterhaltung wirbelten ihm nur noch mehr Fragen durch den Kopf. Er war so damit beschäftigt, über das nachzudenken, was sich gerade zwischen Brennus und ihm abgespielt hatte, dass er sich überhaupt nicht wunderte, auf einmal Allan Sirio auf sich zukommen zu sehen.
»Ach, da bist du ja«, sagte der Druide lächelnd, als er ihn bemerkte. »Was hat Brennus zu dir gesagt? Du siehst verwirrt aus.«
Elirion seufzte. Es war alles so absurd, dass er gar nicht wusste, wie er anfangen sollte. »Ich glaube, ich habe mir einen Feind gemacht«, gestand er. »Und das Schlimme ist, ich habe ihm nicht einmal einen Grund gegeben.«
Sirio klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und Elirion empfand das – wie oft die Gegenwart des Druiden – als sehr tröstlich. Er mochte Sirio, der niemals Erklärungen verlangte, sondern immer alles zu begreifen schien.
»Du musst versuchen, Brennus zu verstehen«, erklärte Sirio geduldig. »Er ist ein Kind seines Volkes, und zwar im Guten wie im Schlechten. Er ist stolz und mag nichts, was für ihn wie die Einmischung von Fremden aussieht, auch wenn seine Ansichten manchmal ein wenig übertrieben sind. Und er liebt seine Schwester über alles. Er hat Angst, dass du ihr wehtun könntest, und das mit gutem Grund. Die Könige haben sich den Shardari gegenüber in solchen Angelegenheiten nicht immer musterhaft verhalten.«
»Ja, das stimmt.« Elirion fragte gar nicht nach, woher der Druide wusste, dass sie über Naime gesprochen hatten. »Aber ich habe ihm keinen Grund gegeben, an meiner Ehrenhaftigkeit zu zweifeln.«
Sirio lachte, und Elirion ärgerte sich nur deshalb nicht darüber, weil er sich mittlerweile an sein herzliches Lachen gewöhnt hatte und wusste, dass er ihn damit nie verspotten wollte. »O doch, und ob du ihm Grund gegeben hast«, widersprach ihm der Druide höflich. »Die Frauen der Shardari schenken nur Männern aus ihren Familien ihr Vertrauen, und du hast dich Naime gegenüber gestern überaus vertraulich verhalten. Das hat sogar Girvan bemerkt, und für dieses Volk kann so etwas schon eine Beleidigung sein. Ich verstehe ja, wie schön es ist, jung und sorglos zu sein, aber vielleicht hatte Brennus nicht ganz unrecht, selbst wenn er bestimmt etwas barsch war.«
»Er war sehr barsch«, sagte Elirion. »Wie auch immer, ich glaube, wir werden keine Freunde mehr.«
Sirio schüttelte den Kopf. »Das kann man nie wissen. Wenn du meine Meinung hören willst: Ich glaube, dass du einen würdigen Gegner suchst, jemanden, vor dem du Respekt haben kannst, so jemand wie Alfargus Sulpicius.Vielleicht hast du ihn ja gefunden.
Ich habe den Verdacht, dass du Brennus weit besser gefällst, als er zugeben möchte.«
»Kann schon sein«,
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