THARKARÚN – Krieger der Nacht
Du hast ganz richtig gesagt, die Welt, in der wir leben, ist bedroht, da ist es nur recht und billig, wenn wir sie gemeinsam verteidigen.«
Elirion musste einen Jubelschrei unterdrücken. Es war geschafft, anders konnte es gar nicht sein. In wenigen Tagen würden die Truppen auf der Großen Mauer in der Ebene ihn an der Spitze einer Abordnung von Shardarikriegern empfangen können. Vielleicht würde ja unterwegs Dhannam zu ihnen stoßen, der von einer Abordnung von Rittern der Finsternis begleitet wurde. Der junge König der Menschen blieb allerdings nach außen hin gefasst, Girvan hatte seine Rede noch nicht beendet.
»Und doch«, sagte der Sharda weiter und jedes Wort traf Elirion nun wie ein Stein, »ist das, was du von uns erbittest, nicht so einfach. Außerdem fälle ich hier nicht allein die Entscheidungen,
vor allem dann nicht, wenn es um so wichtige Fragen geht. Wie ich bereits gesagt habe, waren unsere Beziehungen zu den Völkern nicht immer freundschaftlich. Und es ginge auf jeden Fall um das Leben unserer Kinder. Du wirst mir daher verzeihen, wenn ich dir nicht gleich eine Antwort gebe. Ich werde den Rat der Familienoberhäupter einberufen und dann werden wir das gemeinsam besprechen. Sobald wir zu einer Entscheidung gekommen sind, wirst du deine Antwort erhalten.«
Sein Ton war endgültig, und Elirion begriff, dass es unhöflich gewesen wäre, noch einmal nachzufragen. Mühsam hielt er seine Enttäuschung zurück, verbeugte sich wieder und versuchte, bei seinen abschließenden Sätze neutral zu klingen: »Ich danke dir, dass du mich angehört hast. Dann erwarte ich eure Entscheidung.«
Wieder blickte er fragend zu Sirio hinüber und der nickte zustimmend. Es gab nicht mehr zu tun, zumindest vorerst nicht. Er meinte, in Brennus’ Mundwinkeln ein leichtes Lächeln zu sehen, aber das war nicht mehr als ein Zucken.
»Wir werden uns jetzt verabschieden«, sagte Sirio neben ihm auf seine gewohnt höfliche Art.
Girvan nickte. »Ich habe erfahren, dass ihr gestern Abend unsere Gastfreundschaft genossen habt«, sagte er noch. »Ich hoffe, dass ihr sie weiter genießt.«
Sirio stand auf und stützte sich dabei auf seinen Birkenstab. »Das werden wir ganz bestimmt«, versicherte er. »Elirion, würde es dir etwas ausmachen, wenn du schon einmal vorgingst? Ich müsste noch etwas mit Girvan besprechen, und zwar unter vier Augen.«
Elirion gehorchte ihm. Er wollte mit Sirio keine Diskussionen anfangen, und obwohl er nur zu gern erfahren hätte, was der Druide und das Oberhaupt der Shardari zu besprechen hatten, war er überzeugt, dass Sirio immer die beste Entscheidung traf.
Er schob den Vorhang am Eingang des Zeltes beiseite und trat in die helle Morgensonne hinaus. Sofort fuhr ihm ein frischer Windstoß unter den Umhang. Er ging ein paar Schritte und war
froh, als er von einigen jungen Shardari gegrüßt wurde, die genau in diesem Moment vorbeikamen, und erwiderte den Gruß, denn die Unterredung mit Girvan hatte bei aller Kürze viele Fragen offengelassen. Am besten kehrte er zu seinem Zelt zurück und besprach die Ereignisse mit Herg, um zu erfahren was er darüber dachte. Er hatte sich gerade in diese Richtung gewandt, als sich plötzlich eine Hand von hinten auf seine Schulter legte und ihn mit einem erschreckend festen Griff festhielt. Ein wenig besorgt drehte er sich um und sah in das junge Gesicht von Brennus Astair. Er wirkte entschlossen, nein, eindeutig feindselig.
»Wir müssen reden, Elirion Fudrigus«, sagte der junge Sharda so entschieden, dass kein Widerspruch möglich war. »Darf ich ein wenig von deiner Zeit in Anspruch nehmen?«
Elirion wagte nicht, ihm das abzuschlagen, und folgte Brennus an einen abgeschiedeneren Ort. Erst, als sie sich deutlich von Girvans Zelt entfernt hatten, nahm Brennus die Hand von seiner Schulter.
»Ich will ganz offen zu dir sein«, sagte er. »Mir gefällt es nicht, dass ein Fremder hierherkommt und uns bittet, für ihn zu kämpfen, selbst wenn er ein Freund von Allan Sirio ist. Ja, du bist ein König, aber du bist der König deines Volkes, hier bei den Shardari kannst du keine Ansprüche geltend machen. Wenn mein Vater beschließt, deiner Bitte nachzukommen, dann werde ich dir folgen und dir gegenüber stets loyal sein. Aber eins sollte dir von vornherein klar sein: Du bist keiner von uns und wirst es auch niemals sein.«
Elirion musste schwer schlucken. Er hätte ihm gerne eine entsprechende Antwort gegeben, aber es erschien ihm keine gute Idee, es sich mit
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