THARKARÚN – Krieger der Nacht
Kopf entsprach. Als der General seine Rede beendet hatte und schweigend Antworten und Kommentare abwartete, wirkten die meisten Ratsmitglieder skeptisch.
»Bei allem Respekt, General, ich glaube kaum, dass das sehr sinnvoll ist«, bemerkte Viyyan Lise und glättete die Falten seines smaragdgrünen Gewandes. »Die Mauer ist ein sicherer Schutzwall für uns alle und es hat sich bereits erwiesen, dass sie feindlichen Angriffen lange standhalten kann; außerdem ist es an uns, lange genug auszuharren, um dem Magus und den Seinen genügend Zeit für das zu verschaffen, was sie tun müssen. Ein Ausfall, wie Ihr ihn vorschlagt, wäre reiner Selbstmord und ich sehe keinen Grund, warum wir unsere Soldaten auf diese Weise verlieren sollten.«
»Ich bin der gleichen Meinung«, erklärte Gethra düster. »Ich kann den Mut eines solchen Plans nur bewundern, General, und ich bezweifle nicht, dass alle dies tun, aber wenn wir hier standhalten können, und bis jetzt ist uns das gelungen, sehe ich nicht, warum wir einen so riskanten Schritt wagen sollten.«
Vorwiegend zustimmendes Gemurmel erhob sich um den Tisch. Die Oberhäupter der Völker mochten nichts riskieren. Sie hatten ein Bollwerk gefunden, das sie beschützte, und niemand von ihnen gefiel der Gedanke, es zu verlassen. Asduvarlun sah zu Lay Shannon hinüber, wahrscheinlich der Einzige unter ihnen, der sich weder erregt gezeigt noch den Mund geöffnet hatte. Vielleicht hoffte er ja, der Anführer der Schwarzen Hexer würde eingreifen und seine Position unterstützen, aber da irrte Asduvarlun. Lay Shannon schien nur am Zuhören interessiert. Er wollte anscheinend sehen, wie sich die Dinge entwickelten. Vielleicht war seine Idee mit dem Ausfall ja wirklich abwegig und unvernünftig
und Shannon hatte sie ihm nur nahegelegt, um zu sehen, was daraus entstand. Doch Asduvarlun hatte schon damals geglaubt, sie könnte funktionieren, und davon war er auch jetzt noch überzeugt.
»Ich möchte etwas sagen«, meldete sich eine Stimme vom anderen Ende des Tisches. Sie klang rau und derb, und Asduvarlun wusste, bevor er sich dorthin wandte, dass sie dem obersten General der Goblins gehörte. Er bereitete sich auf einen aggressiven Angriff vor, denn nichts anderes erwartete er von Zardos Kuray angesichts seiner demonstrativen Abneigung gegen die Elben, die nicht einmal die jetzige Notlage hatte dämpfen können. Schweigen breitete sich aus, offensichtlich erwarteten die Anwesenden Ähnliches. Doch der oberste General überraschte alle, als er seltsam ruhig anhob: »Ich glaube, dass General Asduvarlun recht hat.«
Nur die Verblüffung hinderte die anderen Anführer daran, heftig dagegen zu protestieren. Zardos Kuray, Oberhaupt des Goblinreiches, unterstützte doch tatsächlich den Vorschlag eines Elben, der Gedanke war so unglaublich, dass viele der Anwesenden meinten, sie hätten sich verhört. Asduvarlun fiel auf, dass Lay Shannon sich nicht im Mindesten überrascht gezeigt hatte. Nun warteten alle darauf, was der Goblin noch sagen würde, um zu erfahren, worauf er hinauswollte.
»Von Anfang an«, fuhr der oberste General fort, » habt Ihr Euch meiner Meinung nach alle äußerst ungehörig verhalten. Wie stehen wir denn da, wenn wir uns angreifen lassen, ohne einen Finger zu rühren, und nur darauf hoffen, dass die Mauern so lange standhalten werden, bis es jemand anderem gelingt, unsere Haut zu retten? Ein echter Kämpfer versteckt sich nicht und wartet ab, dass die Gefahr vorübergeht, sondern zeigt sich offen und stellt sich ihr, und deshalb bin ich froh, dass hier endlich jemand gemerkt hat, wie nutzlos es ist, wenn wir uns wie Mäuse in ihrem Loch verkriechen! Zum ersten Mal höre ich hier Worte, die eines Kriegers würdig sind, General Asduvarlun. Zum Teufel, als würde dieser Feldzug von schwachen Weibern geleitet!«
Die beiden Feenköniginnen setzten ein beleidigtes Gesicht auf, aber es war nun mal eine Tatsache, dass der größte Teil der Goblins unverbesserliche Machos waren, deshalb machte sich auch niemand die Mühe, den obersten General in diesem Punkt zu korrigieren, umso mehr da seine Worte in der Versammlung ziemliche Verwirrung ausgelöst hatten.
Nun bat der Große Wächter der Dämonen, Shybill Drass, um das Wort. »Ich stimme General Asduvarlun ebenfalls zu«, sagte er in beispielhafter Gelassenheit und Lay Shannon hinter ihm nickte verstohlen. »Einen Krieg führt man nicht nur mit Verteidigung und ein Schritt, wie ihn uns der General vorschlägt, ist zwar
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