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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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etwas nicht so ist, wie es sein sollte, man aber nicht versteht, was es ist. Am nächsten Morgen wacht man mit dem unangenehmen Gefühl auf, irgendetwas stört, belastet die Ruhe und die Gelassenheit, aber man weiß nicht, was es ist. Selbst die Stille im Raum dann, da es einem so vorkommt, als würde man Stimmen durch
das Schweigen raunen hören und trotzdem nicht verstehen, was sie sagen.
    Genauso war es jetzt. Unter die lauten Rufe des obersten Generals der Goblins mischte sich eine leise Stimme, die Worte in einer unbekannten Sprache murmelte. Vielleicht verrieten sie etwas über ihr Schicksal. Doch sosehr sie sich auch bemühten, sie würden sie nicht verstehen und vielleicht war es schon sinnlos, es zu versuchen. General Asduvarlun jedenfalls hätte es lieber gelassen.
    Trotzdem konnte er den Gedanken nicht abschütteln, dass diese Worte von Tod erzählten.

ZWEIUNDFÜNFZIG
    D IE RITTER DER Finsternis, die sich im Innenhof in Reih und Glied aufgestellt hatten, boten in ihren einheitlichen Uniformen mit den roten Umhängen ein beeindruckendes Bild, das musste selbst Oberst Ghandar zugeben. Eine Demonstration der Stärke – wer sie zum Freund hatte, konnte beruhigt sein, ihre Feinde allerdings mussten vor ihnen zittern. Die Kämpfer trugen Schwerter, Streitäxte, Bögen und Keulen und wurden von Vaskas Rannarils strengen Augen wohlwollend begutachtet, nur hier und da zupfte er einen ihrer Umhänge pingelig zurecht.
    Zur Streitmacht gehörten auch die Zauberer von Araneus Calassar. Er hatte sich etwas verspätet, aber jetzt lächelte er allen aufmunternd zu. Sein Kater Rufus wich ihm nicht von der Seite und strich um seine Beine. Ergänzt wurde die Streitmacht von einer kleinen Gruppe Waffenschmiede und anderen Handwerkern, die der oberste Werkstattmeister persönlich ausgewählt hatte, er sollte sie allerdings nicht an die Große Mauer in der Ebene begleiten.
    Alle warteten auf die Ankunft des Großmeisters. Die Spannung war mit Händen zu greifen, selbst die gewöhnlich so unerschütterlichen Ritter wirkten ein wenig unruhig, denn auch sie bekamen den Großmeister sonst nur selten zu Gesicht. Dhannam, Oberst Seridien und Ulf Ghandar konnten sich glücklich schätzen, ihn in so kurzer Zeit gleich zwei Mal getroffen zu haben.
    Der Elbenprinz wusste seinen Aufenthalt im Tempel der Finsternis
sehr zu schätzen. Die lange Zeit fern der Front hatte ihm gutgetan. An Körper und Geist gestärkt, hatte er endlich einmal das Gefühl gehabt, von Nutzen gewesen zu sein. Die Anwesenheit der Ritter gab ihm zusätzliche Sicherheit, auf der Rückreise würde er den Gefahren bestimmt gelassener ins Auge sehen, selbst wenn er wusste, was ihn an ihrem Ziel erwartete.
    Lisannon Seridien neben ihm war mit der Situation ebenfalls zufrieden. Ulf Ghandar dagegen hatte Probleme, allerdings ganz anderer Art. Wie Araneus Calassar prophezeit hatte, war sein Kater Rufus äußerst anhänglich, er schubberte sich an den Beinen des Zwerges, der vergeblich versuchte, die Annäherungsversuche zu ignorieren. Doch das schien Rufus nicht zu stören, ganz im Gegenteil, und von Ghandars Flüchen ließ er sich schon gar nicht einschüchtern. Einzig die Anwesenheit von Araneus hielt den Zwerg davon ab, dem Tier einen ordentlichen Fußtritt zu verpassen.
    Aus dem Hintergrund ertönte jetzt ein Gong und die Tür des Tempels der Finsternis schwang auf. Dhannam fragte sich, wie die Ritter es aushielten, sich nicht umzudrehen, sondern weiter stur geradeaus zu schauen, während hinter ihnen der Großmeister würdevoll die große Freitreppe hinunterschritt, flankiert von vier kräftigen Leibwachen mit Hellebarden. Er erinnerte Dhannam an einen alten Baum: knorrig und knotig, jedoch stark und unerschütterlich. Er hatte seine übliche Lebenszeit bereits um hundert Jahre überschritten und niemand wusste, wie lange er noch leben würde. Hinter seiner zerbrechlich wirkenden Erscheinung verbarg sich eine innere Stärke, die man von einem Greis nicht erwartet hätte.
    Ein leichter Wind strich dem alten Ritter durchs Haar, während er vor seinen aufgereihten Ordensbrüdern stehen blieb. Bis auf das leise Rauschen des Windes war es still geworden, alle warteten gebannt.
    »Geht und kehrt wohlbehalten zurück«, verkündete der Großmeister. Seine Stimme tönte laut und entschlossen durch die kalte
Luft, genauso wie damals im Audienzsaal, viel fester, als man es von einem Mann seines Alters erwartet hätte. Dhannam hatte angenommen, dieser Satz sei der Auftakt zu

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