THARKARÚN – Krieger der Nacht
drei Gefährten aus dem Trupp des Magus stehen.
»Ich möchte euch auch danken«, sagte er ein wenig zögernd. »Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich schlimm für euch war, gegen einen eurer Gefährten zu kämpfen.«
Morosilvo war einen Moment versucht, ihm zu erklären, dass Farik nicht ihr Gefährte war und es ihm nur ein leichtes Unwohlsein beschert hätte, ihn im Notfall zu beseitigen, wenn er damit jede Gefahr für sein eigenes Leben gebannt hätte. Aber er schwieg. Brennus war ganz sicher kein Dummkopf und der Magus hatte immer wieder betont, dass sie unbedingt inkognito bleiben mussten. Deshalb setzten sie Girvans Sohn besser keine seltsamen Gedanken in den Kopf, über die er auf dem Rückweg nachgrübeln konnte. Er zuckte also nur mit den Schultern, als wolle er damit sagen, dass das nicht so wichtig war. »Vielleicht sollten wir uns jetzt auf den Rückweg machen«, schlug er vor.
Brennus stimmte ihm zu und drehte sich um, sein aufmerksamer Blick ruhte noch eine Weile auf dem wie versteinert wirkenden Elirion, dem Herg zur Seite stand.
EINUNDFÜNFZIG
E R HATTE LANGE darüber nachgedacht. Zu lange für jemanden wie ihn, der gewöhnt war, schnell zu handeln und noch schneller zu überlegen. Er hatte lange darüber nachgedacht, weil es um eine schwerwiegende Entscheidung ging. Außerdem hatte er immer noch Lay Shannons Worte im Kopf, die alles und nichts besagen konnten; und er wusste nicht, ob er ihnen trauen konnte. Doch am Ende hatte General Asduvarlun entschieden, dass man einen Überraschungsangriff auf den Wald versuchen musste, um dort die Gremlins zu jagen.
An diesem Morgen hatte sich der Nebel über Fay Dyell noch nicht gehoben, er hing über dem undurchdringlichen Labyrinth des berüchtigten Waldes. Amorannon Asduvarlun ging direkt zu Gavrilus, der sich gerade erst angekleidet hatte und jetzt einen Pfefferminztee trank, und bat ihn, die militärischen Befehlshaber einzuberufen, vielmehr die Häupter des militärischen Widerstandes, wie man sie seit geraumer Zeit nannte, da er ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen habe. Inzwischen war der General der Überzeugung, dass dieser Krieg ein spontaner Widerstand der Völker gegen die Mächte des Bösen war, das alles zerstörte und in nichts auflöste.
Gavrilus betrachtete ihn mit höflichem Erstaunen und schaute von seiner Tasse auf. »Ist etwas geschehen, General?«, fragte er in beinahe väterlichem Ton. »Falls Euch etwas Sorgen bereitet, könnt Ihr es mir ruhig sagen.« Asduvarlun schüttelte den Kopf:
»Ich danke Euch«, erwiderte er, »aber heute Nacht ist es ungewöhnlich ruhig geblieben und es gab keine besonderen Vorkommnisse. Sagen wir lieber, dass ich überlege, etwas Bedeutendes auf den Weg zu bringen.«
Jetzt wirkte Gavrilus’ Gesichtsausdruck deutlich erstaunter. Seit langer Zeit hatte er nichts Ähnliches von seinem General gehört, aber wenn man es recht bedachte, entsprach das genau dem Asduvarlun, den er kannte, und genau diese Bemerkungen hatten ihm seinen Spitznamen eingetragen. Gavrilus setzte die halb volle Tasse ab und stand, wenn auch ein wenig mühsam, auf. »Wartet hier auf mich«, sagte er. »Ich werde Hauptmann Skellensgard und die Feenköniginnen rufen und dann werden wir direkt zur Mauer aufbrechen.«
Schon seit einigen Tagen war Gavrilus nicht mehr dort gewesen; sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends und Asduvarlun hatte vorgeschlagen, er solle lieber in seinem Quartier in Fay Dyell bleiben, wo er ihn immer, wenn es sein Dienst erlaubte, aufsuchte und über die Lage in Kenntnis setzte. In den letzten Jahren war es seine Hauptaufgabe gewesen, rund um die Uhr das Leben seines Königs zu beschützen, und wieder in Gesellschaft von Soldaten zu sein, hatte ihn in frühere Zeiten zurückversetzt, als er noch jünger gewesen war und sich Ehre und Respekt auf dem Schlachtfeld verdient hatte.
Er hatte sich stets durch Entschlossenheit ausgezeichnet, die seit längerer Zeit allerdings durch Vorsicht und Besonnenheit ersetzt worden war, doch nun kamen die alten Tugenden wieder zum Vorschein. Amorannon Asduvarlun hatte in sich den eisernen General wiederentdeckt und begriffen, dass ihre schwierige Lage dies auch erforderte. Es konnte durchaus sein, dass Lay Shannon mehrere Ziele verfolgte, aber er hatte die Wahrheit gesagt, als er meinte, dass sie sich nicht immer nur verteidigen durften.
Nun bereitete sich General Asduvarlun gedanklich darauf vor, vor fast alle Herrscher der Völker zu treten – gestern war
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