THARKARÚN – Krieger der Nacht
er immer noch Zweifel.
»Warum?«, fragte er deshalb abrupt und Huninn hob darauf den Kopf in höflichem Erstaunen. »Warum hast du mich vor dem Rat unterstützt? Es geht darum, Gremlins zu jagen, und ich bin nicht sicher, ob das vernünftig ist. Warum hast du dich auf meine Seite geschlagen?«
»Ich finde den Plan nicht übel«, erwiderte Huninn mit entwaffnender Schlichtheit, dabei lief er einfach weiter, ohne Asduvarlun anzusehen. »Ich bin in meinem Leben schon so viele Wagnisse eingegangen, dass ich auch dieses auf mich nehmen kann. Und wenigstens einmal hat Zardos Kuray recht, wenn er sagt, wir können nicht immer nur zusehen. Dir gefällt an dieser Idee
nicht, dass sie nicht von dir stammt. Du befürchtest, Lay Shannon könnte sie dir nur in den Kopf gesetzt haben, um seine eigenen Zwecke zu verfolgen.« Er drehte sich plötzlich um und warf ihm einen sprechenden Blick zu; seine Augen waren tief, dunkel und eindringlich. »Mir gefällt das auch nicht«, fügte er achselzuckend hinzu. »Doch dein Schwert ist in seinem Blut gehärtet, also seid ihr miteinander verbunden, ob es dir nun passt oder nicht. Und er steht auf unserer Seite, jedenfalls für den Moment. Ich glaube nicht, dass es dem Feind je gelingen könnte, ihn zu bestechen, nach dem, was er seinem Orden und, was noch wichtiger ist, seinem Stolz angetan hat. Gut möglich, dass er seine eigenen Ziele verfolgt, aber ich glaube nicht, dass er dir jemals etwas vorschlagen würde, was sich für uns als hundertprozentige Katastrophe erweisen könnte.«
Asduvarlun schnaubte. Huninn Skellensgard konnte sich gut in Leute einfühlen und er hatte den Verdacht, dass noch nie jemand so gründlich in seinen Gedanken gelesen hatte.
»Aber das alles könnte wirklich in einer völligen Katastrophe enden«, gab der eiserne General zu bedenken. »Die Gremlins sind stark und wir sind ihnen an Kraft unterlegen. Wir wissen nicht, ob und wo wir sie finden werden und wie viele es sind. Wir wissen nicht, ob dieser mysteriöse Tharkarún bei ihnen sein wird, falls er wirklich ihr Anführer ist. Wir wissen gar nichts. Und wenn ich eins gelernt habe, dann dass man keine Mission übernimmt, in der es zu viele Unbekannte gibt. Trotzdem sehe ich nicht, was wir in unserer Lage anderes tun könnten, und ich stimme mit dir und dem Goblin darin überein, dass wir handeln müssen.«
»Dann hör endlich auf zu grübeln«, sagte Huninn entschieden. »Außerdem passt das nicht zu dir. Und wir brauchen gerade jetzt deine eiserne Härte, also sieh zu, dass du all deine Kraft aufbietest. «
Asduvarlun erwiderte nichts und so liefen sie eine Weile schweigend vorwärts. Er hatte bemerkt, dass ihn Huninn beim Vornamen genannt hatte, und es gab nicht mehr sehr viele, die dies taten.
Alfargus hatte zu ihnen gehört, sein Schüler, von dem er gehofft hatte, er würde ihn einst als König sehen. Und jetzt lag er in der Heiligen Erde der Druiden unter einem Baum begraben. Adilean nannte ihn natürlich beim Vornamen, aber sie war nicht bei ihm. General Asduvarlun empfand jeden Verlust doppelt schmerzhaft, weil er nur wenige geliebt und sich noch wenigeren anvertraut hatte. Seit einiger Zeit wunderte er sich deshalb, wenn ihn hier jemand bei seinem Vornamen rief. Es gab Augenblicke, in denen er selbst kaum wusste, dass er noch einen Vornamen hatte.
»Danke«, sagte er schließlich leise. Und auch das tat er nur selten. Er hatte Adilean dafür gedankt, dass sie ihm etwas gegeben hatte, das zu besitzen er nie zu hoffen gewagt hatte. Und er hatte König Gavrilus für sein Vertrauen gedankt, doch das war etwas anderes, obwohl es auch hier um Vertrauen ging. Huninn Skellensgard nahm dieses eine Wort gelassen auf.
»Ich danke dir«, erwiderte er leichthin. »Ich wüsste wirklich nicht, was ich getan hätte, wenn du uns nicht die Augen geöffnet hättest. Vielleicht wäre es ja Elirion gelungen, aber der war nicht da. Und er hätte nicht deinen klaren Verstand besessen. Der Junge ist selten vernünftig.«
Genau wie Alfargus, dachte der General, sagte es aber nicht laut, denn seiner Ansicht nach hatte es Huninn ohnehin begriffen.
Ein Hauch stiller Melancholie hatte sich über sie gelegt, obwohl der Himmel über ihnen wie ein blauer Spiegel glänzte und Zardos Kurays Flüche laut an den Mauern des Hofes widerhallten, wenngleich sie die Goblinsoldaten, die daran wohl gewöhnt waren, wohl kaum mehr schrecken konnten. Es kam ihm alles so unwirklich vor. Wie in diesen Träumen, in denen man spürt, dass
Weitere Kostenlose Bücher