THARKARÚN – Krieger der Nacht
in seinem ganzen Leben verachtet hatte, gegen die Gremlins verteidigte. Das Letzte, was Elirion hörte, bevor die Leere von ihm Besitz ergriff, war die Stimme des Anführers der Shardari.
»Du bist der Ehemann meiner Schwester!«
DREIUNDSECHZIG
G ENERAL ASDUVARLUN WANDTE seine grauen Augen schmerzerfüllt von dem erhabenen und gleichermaßen schrecklichen Schauspiel ab, das unter ihm tobte. Dort sollte er jetzt eigentlich sein, mitten unter den anderen, um gemeinsam mit ihnen zu kämpfen und zu leiden; nicht hier oben, ausgestreckt auf einer Trage und nutzlos, während dort unten so Grauenhaftes geschah. Er schaute sich nach Shannon um, doch der war nicht mehr neben ihm. Der Hexer hatte sich wohl entfernt, während er in den Anblick des Kampfes versunken war. Er entdeckte ihn schließlich ganz in der Nähe, wo er lebhaft mit einem uniformierten Elben diskutierte.
Haare und Kleidung des Mannes waren staubbedeckt und er hielt eine Depesche in Händen. Man musste nicht groß nachdenken, um in ihm einen Boten zu erkennen, der sehr lange und schnell gelaufen war, es nur mit Mühe durch die heftig tobende Schlacht geschafft hatte und der nun seine Botschaft für so wichtig hielt, dass sie nicht warten konnte.Vielleicht war sie ja gerade für ihn, Asduvarlun, bestimmt, und es war ziemlich offensichtlich, dass Shannon den Boten aus irgendeinem Grund nicht durchlassen wollte. Er hatte jegliche kühle Distanz verloren, sein Gesichtsausdruck und seine heftigen Gesten brachten deutlich zum Ausdruck, wie wenig er damit einverstanden war, dass der Bote mit dem General sprach.Vielleicht gefielen ihm die Nachrichten nicht, die der Elbe gebracht hatte, oder er fürchtete, wie Asduvarlun
darauf reagierte, wenn er sie gehört hatte. Doch der hatte schon entschieden, dass es ihm nichts mehr bedeutete.
»Ehrwürdiger Shannon«, rief er den Hexer, und während Shannon sich zu ihm umdrehte, gelang es ihm nicht ganz, den Zorn in seiner Miene zu unterdrücken. »Lasst den Boten durch.«
Shannon versuchte nicht einmal, Einwände zu erheben. Er war geschickt genug, in den Köpfen anderer zu lesen, um zu wissen, dass nichts, was er sagen oder tun könnte, den General von seinem Entschluss abbringen würde. Aber er trat nur zögernd zur Seite.
Der Soldat kam sichtlich eingeschüchtert auf den General zu und drehte dabei nervös die Depesche in seinen Händen. Er war bestimmt nicht der Erste, der sich in Anwesenheit des Mannes befangen fühlte, der für die Bevölkerung des Elbenreichs als lebende Legende galt, doch jetzt gab es kein Zurück mehr.
»Habt Ihr mir etwas mitzuteilen?«, fragte ihn der General knapp wie immer. Obwohl er halb aufgerichtet auf einer Trage lag, schien er jeden in seiner Nähe zu überragen.
Der Bote nickte. »Ja, Botschaft aus Astu Thilia«, bestätigte er mit gesenktem Blick. »Leider sind es keine guten Neuigkeiten, Herr.«
Der General presste die Lippen aufeinander. Adilean hielt sich in Astu Thilia auf, das einzige Wesen, für das es sich lohnte, selbst unter diesen Umständen weiterzuleben, und vielleicht war sie ja in Gefahr. Außerdem, wenn man berücksichtigte, wie viel Zeit vergangen war, musste sie inzwischen ihr Kind zur Welt gebracht haben. Doch auch darüber hatte er noch keine Nachricht erhalten.
Der Bote schien seine Beunruhigung wahrzunehmen, denn er wich einen Schritt zurück. Er wusste wohl, woran der General jetzt dachte. Und er wusste auch, dass er seinen Verdacht bestätigen musste. »Es geht um Prinzessin Eletilla, Herr.«
»Ist ihr etwas passiert?« Die Worte entschlüpften Asduvarluns Mund, bevor er sie zurückhalten konnte, und auf dem Gesicht
des Boten blitzte kurz Angst auf. Asduvarlun versuchte, sich wieder zu fassen. Was auch immer geschehen war – der Bote trug keine Schuld daran. Doch alles in ihm schrie auf und witterte Unheil. Der General sah, wie der Bote eingeschüchtert nickte. Es kam ihm vor, als beobachte er das gesamte Geschehen von außen, als sähe er sich von irgendwo weit oben kraftlos auf der Trage liegen.
»Sie ist verschwunden, Herr«, sagte der Soldat kaum hörbar und hielt ihm die Depesche hin. »Geflohen. Sie hat die Stadt verlassen, und wir wissen nicht, aus welchem Grund. Sie hat Sarandons Schwert Cailín aus dem Saal der Erinnerung entwendet. Anfangs haben wir ja geglaubt, sie hätte während ihres Ausritts einen Unfall erlitten. Die Gremlins … Ihr wisst, was ich meine. Aber dann hat ihre Gesellschafterin Alyssa unter Tränen gestanden, dass sie aus
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