THARKARÚN – Krieger der Nacht
Deshalb nehmt jetzt Euren stärksten Zauberfaden, näht mir die Wunde so fest zusammen, wie Ihr könnt, und lasst mich dann gehen. Niemand kann mich davon abbringen. Tut, was ich Euch gesagt habe.«
Shannon sah ihn noch einmal an, aber er konnte nichts tun, außer dem zu gehorchen, was nichts anderes als ein Befehl gewesen war. Deshalb drehte er dem General den Rücken zu und machte sich ohne ein weiteres Wort auf den Weg. Der General lockerte seinen Griff um den Schwertknauf und atmete tief durch. Er wusste, dass sein Vorhaben Wahnsinn war, aber jetzt, da es der von Tharkarún ausgelösten Welle von Ereignissen gelungen
war, auch den letzten Teil seines Lebens zu zerstören, blieb ihm nichts mehr übrig, als gegen den einzig Schuldigen zu kämpfen. Und es war nicht wichtig, ob er dabei starb. Da er Adilean verloren hatte, war er eigentlich schon tot.
Er senkte den Blick auf den unsteten Schein von Ligiya und fand ihn geradezu tröstlich.
Die Stille, die die langen düsteren Gänge im Undurchdringlichen Hort erfüllte, schluckte alle Geräusche.Thix fand es beängstigend, dass ihre Stiefel vollkommen lautlos über die schwarz glänzenden Marmorfliesen des Bodens liefen. Die Umgebung war erdrückend, anders konnte man es nicht sagen. Na ja, der Erbauer des Horts hatte auch nicht an mögliche Besucher gedacht, und die Flure waren dunkle, enge Stollen, kahl, ohne Fenster oder andere Öffnungen, die auch nur einen Lichtstreif hereinließen. Wenn sie überhaupt sehen konnten, wohin sie ihre Füße setzten, so lag das nur an der kleinen Flamme in Fariks hoch erhobener Hand, der ihren Zug anführte.
Sie hatten sehr bald gemerkt, dass das Netz aus Gängen, das in das Innere der Festung führte, ein richtiges Labyrinth war. An jeder Wegbiegung musste Arinth Berechnungen durchführen und Zeichen in die Wand ritzen, bevor sie sich entscheiden konnten, welche Richtung sie einschlagen würden. Trotz all dieser Vorkehrungen hatten sie sich schon vier Mal verirrt und hatten zurückgehen müssen, nachdem der Gang an einer Wand endete.Thix gelang es nicht, das Gefühl abzuschütteln, dass dort irgendwo in der Dunkelheit etwas Schlimmes auf sie lauerte. Wo waren die Gremlins? Etwa alle an der Großen Mauer in der Ebene?
Sie hatten noch sieben Zauber zu überwinden, sieben noch unbekannte, aber zweifellos ungeheuer mächtige Zauber.
Er konnte seinen Gedanken gerade noch zu Ende führen, bevor sie wieder einmal anhalten mussten. Vor ihnen erhob sich erneut eine Wand und versperrte ihnen den Weg.
Arinth stand neben dem Goblin, der das Licht hochhielt, sah sie stirnrunzelnd an und kratzte sich nervös am Kinn. »Das kann nicht stimmen«, polterte er. »Ich bin ganz sicher, dass wir diesmal nicht vom Weg abgekommen sind. Die anderen beiden Gänge hätten uns in die Irre geführt. Diese Wand dürfte überhaupt nicht da sein.«
»Dann schauen wir sie uns einmal an«, sagte Shaka seufzend und kam ebenfalls nach vorn. »Vielleicht verbirgt sie etwas, das wir finden müssen. Soweit ich verstanden habe, ist an diesem Ort beinahe alles mehr als das, wonach es aussieht, also würde es mich auch nicht überraschen, wenn eine Mauer mehr wäre als nur eine Mauer.«
Er näherte sich der Wand und Thix fragte sich, ob das wirklich so eine gute Idee war. Sollte die Mauer mehr sein als nur Steine, war es vielleicht nicht so gut, so nah an sie heranzugehen. Aber der Dämon ließ bereits seine blasse, von magischen Linien gezeichnete Hand über den nackten Stein gleiten. Anscheinend suchte Shaka nach irgendetwas, einem Riss, einer Unvollkommenheit, einer Einbuchtung. Schließlich hielt er inne – seine Hand hatte beinahe schon die Mitte der Wand erreicht – und warf seinen Gefährten einen vielsagenden Blick zu. Ohne einen rechten Grund zückten Pelcus und Ardrachan ihre Waffen und Thix fand, dass er es ihnen gleichtun sollte. Das metallische Klirren des Schwertes, das er aus der Scheide zog, war ihm irgendwie ein Trost.
»Hinter diesen Steinen herrscht eine gewisse Konzentration von Magie«, verkündete Shaka. »Und es besteht die Möglichkeit, dass die Mauer verschwindet und uns den Durchgang freigibt, wenn wir sie aufwecken, aber ich bezweifele das aufrichtig. Doch wenn ihr wollt, versuche ich es trotzdem. Ich glaube kaum, dass uns viele andere Möglichkeiten bleiben.«
»Ich auch nicht«, stimmte Ametista zu. Die meisten von ihnen wandten sich dem Magus zu, doch erneut schien der Druide nicht gewillt, ihnen zu helfen. Er blieb weiterhin
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