THARKARÚN – Krieger der Nacht
gelandet.
In den Schmerzensschrei der Kreatur mischte sich das metallische Klirren der Streitaxt, die nach einem einzigen, entschlossen geführten Hieb auf dem Steinboden aufkam.
Im selben Moment, als Fariks Doppelaxt traf und mit unwahrscheinlicher Genauigkeit das unsichtbare Wesen enthauptet hatte, flammte an Shakas Stab ein grellweißes Licht auf und erhellte das Dunkel im Saal. Die Gefährten sahen sich verwirrt an. Auf einen Schlag hörten sie auf zu reden und zu singen, als hätte das Licht ihnen einen stummen Befehl erteilt.
Im Hintergrund stand der Magus, auch dieses Mal hatte er nicht in den Kampf eingegriffen, auch dieses Mal hatten sie die Prüfung aus eigener Kraft geschafft. Als Farik die Doppelaxt vom Boden aufheben wollte, bemerkte er, dass das geheimnisvolle Wesen verschwunden war, ohne eine Spur zu hinterlassen. War das, was sie gerade erlebt hatten, wirklich passiert?, fragte sich Morosilvo. Oder war das alles nur eine magische Illusion gewesen?
Im hellen Licht wirkten die Gesichter der acht anders als sonst, man erkannte jede noch so kleine Falte, jeden Schatten. Farik schulterte die Doppelaxt, er schien genauso erschüttert wie die anderen, aber er schnalzte mit den Fingern und dieses Mal erschien eine rot glühende Flamme in seiner Handfläche.
»Die Magie ist zurückgekehrt«, verkündete er, eigentlich ein überflüssiger Hinweis. Aber die anderen seufzten dennoch erleichtert auf. Das Wiedereinsetzen der Zauberkraft, die ihnen die lähmende Dunkelheit genommen hatte, bestätigte ihnen, dass sie auch diese Prüfung bestanden hatten. Sie blickten sich suchend nach der nächsten Verzweigung des Weges um, damit sie einen Gang wählen konnten. Es war schwer, sich in diesem schwarzen Labyrinth zurechtzufinden. Doch dieses Mal mussten sie nicht lange überlegen, und die allgemeine Verblüffung darüber war so groß, dass Morosilvo sie fast körperlich spüren konnte: Aus dem Saal, in dem sie sich gerade befanden, führte nur eine einzige Tür hinaus. Ein hohes Portal mit einem Spitzbogen, an dessen oberem Ende ein Wasserspeier saß.
Das grinsende Gesicht des Wasserspeiers schien sie zu beobachten. Die Tür hatte weder Flügel noch Schloss und stand wohl jedem offen, der den Mut hatte, die Schwelle zu überqueren. Sie mündete nicht in ein weiteres Labyrinth, sondern in einen einzigen Raum, der riesige Ausmaße zu haben schien. Noch bevor sie auch nur einen Blick hineingeworfen hatten, waren die acht sicher, dass es nach diesem Saal keine weiteren mehr geben würde.
Sie hatten alle Schutzzauber überwunden und waren bis ins Innerste der Festung vorgedrungen. Die Straße, die sie gegangen waren, von der Heiligen Erde der Druiden bis zum Undurchdringlichen Hort, hatte ihrem Namen alle Ehre gemacht und sie hinab in die Dunkelheit geführt, ins Herz des Schattens. Auf den Grund aller Abgründe. Sie waren am Ziel.
Der Gedanke an den sicher genauso anstrengenden Rückweg legte sich wie eine eiserne Klammer um Morosilvos Herz. Aber sie hatten keine Wahl, jetzt nicht mehr. Nur noch wenige Schritte und dann würde ihr Weg am Sockel, auf dem der Weiße Stein thronte, enden.
Wieder fassten sich die acht Gefährten an den Händen. Das Portal war so breit, dass sie und der Magus nebeneinander hindurchgehen konnten. Was auch immer auf der anderen Seite auf sie warten mochte, sie mussten ihm gemeinsam begegnen.
Nach wenigen Schritten standen sie auf der Schwelle.
»Lasst uns weitergehen«, durchbrach Shaka Alek das Schweigen. Diesen Satz hatte er schon einmal gesagt und jetzt war der Moment, ihn zu wiederholen. Jede Bewegung, die sie machten, jedes Wort, das sie sprachen – alles gehörte zu einem Ritual. Was nun geschehen würde, war vorbestimmt und in allen Einzelheiten bereits auf den Wänden der Großen Zeitrechnung festgehalten, die zu sehen keinem Sterblichen vergönnt war. Auch auf einem leuchtend bunten Teppich in den weiten Flügeln von Adamantina war ihre Geschichte zu lesen und vielleicht stand der unsterbliche Wächter Dan Ree gerade jetzt nachdenklich davor.
Alles, was nun geschehen sollte, war bereits entschieden, nur wussten sie nicht, wie.
Sie machten alle nur einen einzigen Schritt, unabhängig von der Länge ihrer Beine, überschritten die Schwelle und betraten den Saal des Weißen Steines. In diesem Moment geschahen gleichzeitig mehrere Dinge.
Zum Ersten schlug ihnen ein ekelhafter Gestank entgegen, derselbe Gestank, den sie bis jetzt immer mit den Gremlins in Verbindung gebracht
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