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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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vermutete, dass es noch wesentlich mehr waren. Dafür sprach auch das amüsierte Lächeln, zu dem er seine Lippen verzog, wenn bei den Verhören die Sprache darauf kam.
    Angesichts dessen, was er mit seinen Opfern anstellte, war schon einigen Ordnungshütern übel geworden, denn Ardrachan beschränkte
sich nicht einfach darauf zu töten. Er vierteilte seine Opfer, zerstückelte sie, entfernte ihnen die inneren Organe und formte sie unter vorgeschobenen künstlerischen Ambitionen zu Skulpturen aus Blut und Eingeweiden. Ob nun sein kranker Verstand oder eine persönliche Neigung dafür verantwortlich waren, hatte niemand jemals nachgeprüft, höchstwahrscheinlich war es eine Mischung von beidem.
    Daher hatten Gethra und Gibrissa, die Feenköniginnen, nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass der Titel des schlimmsten Schurken ihres Volkes Ardrachan gebührte. Es kam häufig vor, dass sie beide zur gleichen Zeit denselben Gedanken hatten, aber nie waren sie sich so einig gewesen wie dieses Mal. Und genauso stimmten sie überein, dass Ardrachan erst in Anwesenheit des Magus aus seinem Gefängnis hervorgeholt werden sollte und dass man ihn nur mit einem großen Geleitzug zum Saal im Wald senden durfte, zu dem neben ihnen beiden mindestens noch zwanzig mächtige Zauberer gehören sollten. Bei jemandem wie ihm konnte man nicht vorsichtig genug sein.
    Der Magus war in Begleitung von dreiundzwanzig erfahrenen Druiden erschienen, darunter acht oberste Meister ihres Faches, um den übelsten Schurken der Feen abzuholen. Sie stellten gemeinsam eine beachtliche magische Kraft dar, die durch einen Schwarzen Hexer der Dämonen noch verstärkt wurde. Dies beruhigte die zwei Königinnen zwar einigermaßen, dennoch waren sie der festen Überzeugung, nur der Magus könne dafür sorgen, dass Ardrachan auf ihrem Weg keinen Schaden anrichtete. Doch obwohl die Reise vom Feenreich zum Saal im Wald nicht die längste war, durfte er keine Zeit damit verlieren. Aus irgendeinem Grund hatte er es sich in den Kopf gesetzt, dass er bei der Rekrutierung jedes einzelnen Mitglieds der zukünftigen Gruppe dabei sein musste, und er wurde nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die zur Verfügung stehende Zeit knapp war und sich mit jedem Moment verringerte. Wer auch immer der geheimnisvolle Anführer war, der bei den Gremlins im Hintergrund wirkte –
dass der Magus so besorgt war, genügte, um ihn gefährlicher als jedes bislang bekannte Wesen erscheinen zu lassen.
    Auf ihrem Weg zum Saal im Wald zusammen mit Ardrachan und seiner Eskorte hatten Gethra und Gibrissa sehen können, wie sich das gesamte Land auf den Krieg vorbereitete. Inzwischen ging jeder davon aus, dass es unausweichlich zur Schlacht kommen würde. Überall herrschte große Aufregung. Allerdings schien die Bevölkerung nicht so besorgt, wie die Königinnen es erwartet hatten. Viele ihrer Untertanen wirkten in Erwartung des Krieges sogar freudig erregt, doch das war leicht zu erklären.
    Es war nicht nur ein Vorurteil, sondern eine Tatsache, dass Feen das kriegerische Wesen im Blut lag. Der Großteil der regulären Truppen trainierte sein ganzes Leben lang mit großer Begeisterung, um dann doch nur als Begleitschutz für eine Karawane der Faunengilde zu dienen oder sich anlässlich ihres Nationalfeiertages Schaukämpfe zu liefern, die wie ein Ballett choreografiert waren. Nicht nur die Caleth brannten also darauf, sich in einer echten Schlacht zu beweisen. Egal ob jung oder alt, Mann oder Frau, alle Kämpfer des Feenreiches hatten ihr ganzes Leben lang davon geträumt, ihre Kräfte an einem echten Gegner zu messen. Und nun, wo so jemand praktisch vor ihren Toren stand, ängstigten sie sich weniger um sich selbst oder ihre Angehörigen, vielmehr waren sie entschlossen, sich diese Gelegenheit nicht entgehen zu lassen.
    Doch die fieberhafte Erregung im Land schien Ardrachans Gemütszustand zu beeinträchtigen. Obwohl der mehrfache Mörder sich ziemlich ruhig verhielt und keinen Fluchtversuch unternahm, stimmten die Zwillingsköniginnen und die Zauberer der Eskorte überein, dass dieses Grinsen, das seit ihrem Aufbruch auf seinen Lippen lag, und sein abwesendes Schweigen ganz schlechte Zeichen waren. Daher hatten sie ihn noch mit einer langen magischen, mit zusätzlichen Zaubersiegeln versehenen Kette gefesselt, sodass der Mörder aus dem Feenreich sich fast nicht bewegen konnte. Ardrachan saß starr auf einem Pferd, das der Schwarze
Hexer im Schritttempo an den Zügeln führte. Sein Blick

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