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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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verlor sich in der Ferne und er lächelte weiter still vor sich hin.
    Wenn man ihn so sah, konnte man sich kaum vorstellen, dass er derart gefährlich war, denn er war klein und zart, obwohl sich unter seiner bronzefarbenen Haut kräftige Muskeln abzeichneten. Seine weizenblonden Haare waren zu einem Zopf zusammengenommen, was seine großen abstehenden Fledermausohren und die golden gesprenkelten braunen Augen gut zur Geltung brachte. Seine spitze Nase und sein schmallippiges Lächeln ließen sein Profil scharf wirken. Gethra und Gibrissa wollten lieber nicht so genau wissen, worüber er gerade nachdachte.
    Alles in allem waren die beiden jungen Königinnen sehr erleichtert, als sie auf die Delegation aus dem Menschenreich trafen, die ihren schlimmsten Verbrecher ebenfalls unter strenger Bewachung zum Saal im Wald brachte.
    Dass es im Großen Rat zwischen ihnen und Zarak zu Spannungen gekommen war, hatte weniger mit einer tatsächlichen Abneigung der Feen gegen die Menschen zu tun als vielmehr mit ihrer Freundschaft zu Gavrilus und den starken Banden zwischen ihrem Volk und dem der Elben. Und nun, in dieser angespannten Lage, sahen Menschen wie Feen im anderen vor allem den Verbündeten, auf den sie zählen konnten. Beide Seiten waren daher hocherfreut, im finsteren Wald auf Freunde zu treffen. Außerdem bestärkten die Schwarzen Garden, die Zarak, Elirion und vor allem Morosilvo Dan Na’Hay umgaben, diesen beruhigenden Eindruck, und der König der Menschen beeilte sich zu erklären, dass die Ombrier Experten auf dem Gebiet der Kampfkunst und der Magie waren. Kurz darauf hatten die Schwarzen Garden und die Druidenzauberer einen kompakten Block um die vereinten Gruppen gebildet. Zarak und Elirion ritten neben Gethra und Gibrissa und unterhielten sich, während Morosilvo und Ardrachan einander Seite an Seite auf ihren Pferden musterten. Dem einen schien dabei nicht ganz wohl zu sein, der andere wirkte völlig gleichgültig.

    Morosilvo Dan Na’Hay glaubte tatsächlich, dass sich seine Lage seit der unerwarteten Befreiung aus dem Höllenloch noch verschlechtert hatte. Sie waren nun bereits seit Tagen unterwegs und er hatte bestimmt schon bessere erlebt. Bisher hatte sich jedenfalls noch keine Gelegenheit geboten, sich irgendwo in die Büsche zu schlagen. All die bewaffneten Männer schienen jede seiner Bewegungen zu beobachten und schon beim kleinsten Muskelzucken in Alarmbereitschaft zu sein. Er musste nur einmal tief durchatmen und schon hatte er ein Dutzend Klingen an seiner Kehle. Vor allem der ombresische Hauptmann, der sich als sein ganz persönlicher Peiniger betrachtete, war ein besonderes Ärgernis. Dieser verdammte Wachhund ließ ihn nicht einmal im Schlaf aus den Augen. Dazu kam der König mit seinen ständigen, nervenaufreibenden Drohungen und die Aussicht, dass der Magus jeden Moment wieder auftauchen konnte …
    Morosilvo hatte gar nicht mitbekommen, dass er sich entfernt hatte. Irgendwann war der Riese einfach verschwunden gewesen. Er konnte sich nicht mit der Vorstellung anfreunden, dass der Magus einfach so aus dem Nichts auftauchen und wieder verschwinden konnte, als ob ihn die Luft verschluckt hätte. Nichts an ihm war vorhersehbar und so konnte er auch nicht abschätzen, was er wohl als Nächstes tun würde.
    Und zu allem Unglück waren sie jetzt auch noch mitten im Wald auf diese Gesandtschaft aus dem Feenreich gestoßen. Darauf hätte Morosilvo gut und gerne verzichten können. Unter der strengen Kontrolle der Schwarzen Garden zu stehen, war schon schlimm genug. Dass dazu noch eine ganze Abordnung Zauberer kam, verbesserte die Lage nicht gerade. Und Ardrachan Caleth machte den Albtraum vollkommen. Morosilvo Dan hatte sofort begriffen, dass Ardrachan sein zukünftiger Weggefährte bei ihrer wie auch immer gearteten Aufgabe sein sollte. Morosilvo beunruhigte dieser Feenmann sehr. Sein Schweigen, das merkwürdige Lächeln und der rätselhafte Glanz in seinen Augen machten ihn nicht gerade zu einem angenehmen Begleiter,
und noch schlimmer war es, wenn man ihm den Rücken zuwandte. Sein Anblick war schon beunruhigend, doch wenn Morosilvo ihn nicht ansah und sich seiner Nähe bewusst war, machte ihn das mindestens genauso nervös. Jetzt hatte man die Fee zwar noch mit dieser magischen Kette gefesselt, aber früher oder später würde man sie lösen, und er hasste den Gedanken, dass er das miterleben musste.
    Bevor Morosilvo Dan im Höllenloch gelandet war, hatte er schon von Ardrachan Caleth gehört.

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