THARKARÚN – Krieger der Nacht
sich zum Angriff an.
Ohne über die Folgen seines Handelns nachzudenken, griff Dhannam nach dem nächstgelegenen Schwert, aber es war nicht Synfora, sondern Cailín, das er plötzlich in Händen hielt. Zum zweiten Mal an diesem Tag wurde Sarandons legendäres Schwert von einem seiner direkten Nachkommen in die Schlacht geführt. Bei Adilean hatte Cailín wie jedes andere Schwert gewirkt, doch jetzt, als Dhannam seine Finger um den Knauf schloss, leuchtete die Klinge grellweiß auf, so gleißend hell, dass es in den Augen schmerzte. Dhannam spürte etwas im Metall pulsieren, wie den Schlag eines Herzens, das lange stillgestanden und jetzt unerwartet wieder eingesetzt hatte, als keiner darauf gehofft hatte. Er begriff, dass die lange schlummernde Magie neu zum Leben erweckt worden war.
Ihm war nicht im Mindesten klar, was das bedeutete: Nach dem Recht des Blutes gehörte das Schwert dem ältesten noch lebenden Nachkommen Sarandons, und die Tatsache, dass es den Prinzen als seinen Herren anerkannt hatte, konnte nur heißen, dass Gavrilus Sulpicius tot und Dhannam der neue König der Elben war.
In diesem Augenblick ging die Sonne auf und streckte ihre Strahlenfinger nach der Erde aus. Ein neuer Tag erwachte. Der Gremlin wich vor dem gleißend hellen Licht des magischen Schwertes zurück. Vaskas Rannaril unterdrückte einen Ausruf des Erstaunens, ohne jedoch aufzuhören, sich gegen die schwarzen Wesen zu wehren, während Allan Sirio den Blick von dem Gemetzel unter ihm erhob. Brennus Astair, der immer noch Elirion Fudrigus’ leblosen Körper auf den Schultern trug, erreichte geschützt durch seine rot glühende Axt den Fuß der Mauer. Naime rannte ihnen schreiend entgegen. Lisannon Seridien befahl den
Bogenschützen, noch schärfer zu attackieren, Ulf Ghandar feuerte seine Bombarde ab, Lay Shannon schleuderte von seinem Platz oben auf der Brüstung blaue Blitze und auch das vereinte Heer der acht Völker kämpfte verbissen weiter, obgleich es jetzt führerlos war.Tharkarún war wie vom Erdboden verschluckt.
Während all dies geschah, war Dhannams Kopf wie leer gefegt, er dachte nur, dass er jetzt eine Waffe in Händen hatte, mit der er sich gegen die Gremlins schützen und gleichzeitig seine tote Schwester und den toten General Asduvarlun rächen konnte. Er umklammerte Cailín, wie er Synfora umklammert hatte, und rammte das Schwert direkt in die schwarze Masse, die sich drohend vor ihm aufgebaut hatte.
Der Gremlin erzitterte. Dhannam hoffte, dass sich die Masse zusammenziehen und in Rauch auflösen würde, so wie er es schon so viele Male gesehen hatte. Doch nichts dergleichen geschah.
Cailíns Klinge glühte und vibrierte, der unerträglich stechende Gestank raubte Dhannam den Atem und er musste würgen. Die schwarze Masse, in der immer noch die Klinge steckte, wurde größer und größer, bis sie schließlich den Himmel über Dhannam verdeckte. Und der Gremlin zappelte und wuchs und wuchs.
»Bei allen Göttern, was geschieht hier?«, rief Dhannam aus. Nur mit äußerster Mühe gelang es ihm, den Schwertgriff festzuhalten. Es schien, als würde ihn die Masse verschlucken, der ätzende Gestank von schwarzer Magie wurde immer stärker. Aber Dhannam biss die Zähne zusammen und umklammerte eisern das Schwert.
Der Gremlin platzte auseinander.
Dhannam wurde von der Wucht der Explosion zu Boden geschleudert, der pestilenzartige Gestank hüllte ihn ein wie ein Leichentuch, aber Cailín hatte er nicht losgelassen, der helle Glanz der Klinge wetteiferte mit der Sonne. Einen Moment lang glaubte er, er hätte das Wesen getötet, Sarandons Schwert und seine uralte Magie hätten den Gremlin vernichtet, doch dann
hörte er eine weitere Explosion. Er drehte sich um und sah gerade noch, dass auch die beiden Gremlins, mit denen Vaskas gekämpft hatte, aufgequollen waren und platzten. Vaskas Rannaril wusste nicht, wie ihm geschah, und stand verwundert vom Boden auf. Auch die anderen Gremlins lösten sich nach und nach in nichts auf, als würde eine Welle der Zerstörung über sie hinwegrollen. Allan Sirio stand ganz aufrecht im Hintergrund und ein triumphierendes Lächeln umspielte seine Lippen.
Und da erinnerte sich Dhannam an die acht Schurken, die in den Norden aufgebrochen waren, um den Weißen Stein zu zerstören und damit den Gremlins die Macht zu nehmen. Die Schlacht an der Großen Mauer war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, um Zeit für die Mission zu gewinnen. Und sie hatten es geschafft! Von überall her waren
Weitere Kostenlose Bücher