THARKARÚN – Krieger der Nacht
magische Axt, die endlich in ihm einen Besitzer gefunden zu haben schien. Er versuchte alles, um Elirion hinter die Große Mauer zu bringen. Doch worauf konnten sie jetzt noch hoffen?
Dhannam Sulpicius wusste keine Antwort. Sollte er in Allan Sirios bronzefarbenem Gesicht einen Funken Zuversicht erkennen, der mit der Kraft und der Entschlossenheit von hundert Kriegern kämpfte? Oder konnte er aus Huninn Skellensgards Pflichtgefühl ein wenig Hoffnung schöpfen, der zwar wusste, dass er die Feinde nicht aufhalten konnte, aber trotzdem verbissen seine Pflicht tat? Oder aus dem hingebungsvollen Einsatz von Herg Fudrigus, dessen Energie aus der Wut darüber gespeist wurde, sein König und Neffe könne vielleicht tödlich verwundet sein? Herg Fudrigus kämpfte nicht für die Rettung der Völkergemeinschaft, an die er wahrscheinlich selbst nicht mehr glaubte, sondern für seine persönliche Rache. Oder sollte er den violetten Augen von Vaskas
Rannaril glauben, in denen von Anbeginn keine Hoffnung zu lesen gewesen war?
Hoffnung hin oder her, Dhannam war entschlossen, bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen, genau wie General Asduvarlun es getan hatte. Und der seltsame Reiter, der im Tod mit dem General vereint sein wollte, sich über ihn geworfen und dabei seinen Namen gerufen hatte. Diesen Namen, den sonst nur Gavrilus, Alfargus und Adilean benutzt hatten. Die durch das Visier gedämpfte Stimme des Reiters war ihm seltsam vertraut vorgekommen, wenngleich er sich nicht sicher war, wem sie gehörte.
Er kämpfte sich nach vorne, bis zu dem Ort, wo Asduvarlun und der geheimnisumwitterte Reiter gefallen waren. Nachdem das blendende Licht von Tharkarúns Attacke verblasst war und man wieder einigermaßen sehen konnte, war die merkwürdige Gestalt mit dem breitkrempigen Hut nicht mehr zu sehen gewesen. Wo der Nekromant jetzt wohl war, wohin war er lautlos und schnell wie immer verschwunden? Vielleicht würden sie ihn nie wiedersehen, jetzt, wo er erkannt hatte, dass ihr letzter Widerstand gebrochen war. Aber das war Dhannam größtenteils egal, er wusste, wenn er sich mit dem Nekromanten auf ein Duell einließ, würde er den Völkern kaum nutzen, sondern ihnen nur noch einen Toten bescheren. Jetzt wollte er nur noch die Leiche des eisernen Generals bergen, damit ihm die Ehre zuteilwerden konnte, die er wie kein anderer verdient hatte. Außerdem wollte er wissen, wer der seltsame Reiter war, der mit ihm gestorben war.
Ohne dass Dhannam ihn darum gebeten hatte, war Vaskas Rannaril zu ihm gekommen und hielt ihm mit seinem Krummsäbel den Rücken frei, sodass kein Feind es wagte, den jungen Elbenprinzen von hinten anzugreifen. Als Dhannam sich zu ihm umdrehte und ihn dankbar ansah, warf er seinen langen, schwarzen Zopf zurück und bedachte den Elben mit einem Blick, der sagen wollte: »Geh einfach weiter, sag jetzt nichts und beeil dich.« Dhannam gehorchte. Jetzt war er sicher, dass er sein Ziel erreichen würde.
Die Dunkelheit verblasste, im Osten zeigte sich zaghaft das erste Licht, der Tag brach an. Bald würde strahlendes Blau den Himmel über diesem Massaker erleuchten lassen. Dhannam packte Synfora. Er schritt weiter und endlich war er am Ziel.
Der tote Körper des Generals lag zu seinen Füßen, das Gewand und die Rüstung blutüberströmt. Neben ihm Ligiya oder das, was von dem magischen Schwert übrig geblieben war. Die Klinge war zerbrochen, mit einem Schlag in zwei Stücke geteilt. Das Gesicht des Generals wirkte auch im Tod ernst und würdevoll, der gleiche Ausdruck wie im Leben, doch sein Antlitz war noch von einem weiteren Ausdruck gezeichnet, der sich wie ein Schatten auf seine Züge gelegt hatte, als hätte er im Angesicht des Todes etwas Unvorstellbares gesehen.
Der unbekannte Reiter lag in voller Rüstung halb über ihm, dort, wo sein Pferd ihn abgeworfen hatte. Im sicheren Gefühl, dass Vaskas ihn schützte, wagte es Dhannam, sich über die beiden toten Körper zu beugen. Der beißende Gestank der schwarzen Magie schlug ihm entgegen. Seine Finger strichen fast liebevoll über die langen Haare des Generals und dann über die filigrane Gravur der Rüstung des Unbekannten. Noch immer trug er seinen Helm, sodass man durch das Visier sein Gesicht nicht erkennen konnte. Dhannam entschied, dass es keine Entwürdigung wäre, das Visier hochzuklappen.
Gerade als er an den Helm greifen wollte, erregte etwas Glänzendes am Boden seine Aufmerksamkeit.
Es war ein Schwert, das der Reiter bei seinem Angriff auf
Weitere Kostenlose Bücher