THARKARÚN – Krieger der Nacht
einer soliden finanziellen Grundlage geeinigt haben, und nun wird uns unsere schöne Hypnotiseurin ihre Dienste zur Verfügung stellen, während ich mich für ihre Freiheit verbürge. Im Grunde fordern sie doch immer das Gleiche, nicht wahr? Geld und Schutz. Selbst wenn Lady Ametista es gar nicht nötig hat, beschützt zu werden. Sie kommt auch bestens allein zurecht.«
Sollte man sich eher darüber wundern oder es beängstigend finden, dass Morosilvos Gedankengänge zunächst denen Zaraks und dann denen seines Sohnes glichen? Beide waren zum einen unangenehm berührt von dem aalglatten Benehmen des Gildenführers,
zum anderen hegten sie ähnliche Befürchtungen wegen der jungen Faunin, die er Lady Ametista genannt hatte.
Denn sie hatten beide, wenn auch auf unterschiedlichen Wegen, schon einmal von ihr gehört und wussten so, dass sie eine gefährliche, skrupellose und geldgierige Manipulateurin war, die bedenkenlos alle Mittel einsetzte, um ihren kostspieligen Lebensstandard zu finanzieren. Soweit Elirion bekannt war, hatten die Ordnungshüter des Faunenreiches es niemals geschafft, ihren Schlupfwinkel ausfindig zu machen und sie gefangen zu nehmen. Morosilvo wusste dagegen, dass sie ihn wohl gefunden hatten, sich dann allerdings darauf beschränkten, Ametista im Auge zu behalten. Da die junge Gedankenleserin der Gilde schon öfter in nicht ganz sauberen Angelegenheiten geholfen hatte, hielt man es für sinnvoller, sie in Freiheit zu belassen, solange sie nicht zu einer Bedrohung für die Kassen des Staates und damit der Gilde wurde. Außerdem unterstellten Morosilvo und auch Elirion dem Gildenführer ein gewisses, wohl rein körperliches Interesse an Ametista. Prinz wie Verbrecher waren sich einig, dass seine galanten Bemühungen bislang kaum von Erfolg gekrönt waren. Das sah man daran, wie die beiden miteinander umgingen. Außerdem war die junge Faunin viel zu stolz und würde sich vermutlich nie so weit erniedrigen, sich einem Bürokraten hinzugeben, mochte er auch so mächtig und einflussreich sein wie Viyyan Lise.
Elirion und Morosilvo begriffen beide, was hier vor sich ging. Einen kurzen Augenblick lang ertappten sie einander dabei, wie sie Ametista verstohlen musterten, doch dann schauten sie schnell weg und taten so, als hätten sie nichts bemerkt.
»Da wir einander nun kennengelernt haben, sollten wir uns besser wieder auf den Weg machen«, meinte Zarak.
Die Faunin reihte sich im Zug etwas hinter den Herrschern ein, sodass der von Lise angeheuerte Söldnertrupp zwischen ihr und Morosilvo Dan Na’Hay ritt.
Elirion hatte sich an der Spitze des Zuges zwischen seinen Vater
und Gethra gesellt und lauschte abwesend den Männergesprächen zwischen Zarak und Viyyan Lise und dem silberhellen Geplauder der beiden Feenköniginnen. Ametistas Gegenwart beunruhigte ihn, er spürte ständig ihren Blick in seinem Nacken. Die junge Faunin ritt schweigend und stolz auf ihrem Schimmel zwischen den Söldnern, völlig unbeeindruckt von ihren neuen wie alten Weggefährten. Ihre violetten Augen ließen nicht erkennen, welche Gedanken ihr gerade durch den Kopf gingen. Elirion aber musste heftig gegen die Versuchung ankämpfen, sich nach ihr umzudrehen.
SECHS
P ELCUS VYNMAR STECKTE sorgfältig die letzten Ladungen in die Löcher, die er in stundenlanger Arbeit mit seiner Zwergenbohrmaschine an verschiedenen Punkten der gepanzerten Eisentür angelegt hatte.
Es war tief in der Nacht, die Lager der Minen von Bronda waren anscheinend allein den magischen und mechanischen Schutzvorrichtungen überlassen, die Pelcus seit langer Zeit hervorragend zu umgehen wusste, besonders wenn ihm dafür eine beachtliche Summe Geldes winkte. Und jenseits der Panzertür aus dickem Zwergeneisen, die er nach drei Stunden behutsamer Arbeit nun endlich erreicht hatte, befand sich genau das Ersehnte. Hier wurden die ungeschliffenen Edelsteine aufbewahrt, bevor man sie einmal im Monat in die Schleifereien brachte. Kurz gesagt, befanden sich in dem Raum hinter dieser Tür zahlreiche Säcke, die kiloweise Diamanten im Wert einer nur schwer einzuschätzenden Geldsumme enthielten. Mit Sicherheit hatte diese Summe aber einige Nullen und nur das interessierte Pelcus Vynmar.
Außerdem stellte die Tür eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Bisher war es ihm gelungen, zwölf mechanische Sperren zu unterbrechen und acht magische zu überwinden, und trotzdem ließ sie sich immer noch nicht öffnen. Pelcus zweifelte nicht einen Augenblick
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