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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. »Ich weiß, nichts wird Verannon von seinem Weg abbringen, auf ihn ist Verlass. Aber ich bleibe hier. Ich bin sicher, dass Gavrilus Sulpicius und seine Söhne es auch ohne mich schaffen, die Truppe zu vervollständigen. Die vergangenen Tage mit ihren vielen Aufgaben und Auseinandersetzungen haben mich doch sehr angestrengt. Ich bin sehr erschöpft und brauche Ruhe. Auch deine Heilkunst benötige ich, mein lieber Sirio, um wieder zu Kräften zu kommen. Außerdem muss ich mit General Asduvarlun
sprechen, um die Strategie für den militärischen Widerstand festzulegen. Nicht einmal ich kann überall gleichzeitig sein, und sobald die Truppe vollständig ist, müssen wir unverzüglich aufbrechen. Asduvarlun braucht genaue Anweisungen. Deshalb werde ich hierbleiben.«
    Sirio nickte, einen Moment lang trat ein besorgter Ausdruck in seine Augen. »Ihr dürft Euch nicht überfordern«, sagte er leise, »Ihr braucht all Eure Kräfte, und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht.« Dann zwang er sich zu einem Lächeln. »Geht jetzt zu den Häusern des Friedens. Oder soll ich Euch zuvor einen Heiltrank bereiten? Ich habe die Kräuter dabei, es dauert nicht lange.«
    Aber der Magus schüttelte den Kopf und nahm die Zügel wieder auf. »Hab herzlichen Dank, Sirio.« Seine Worte klangen fast wie eine Entschuldigung. »Doch noch ist nicht die Zeit zum Ausruhen, vor Einbruch der Nacht muss ich noch etwas erledigen. Komm heute Abend zu mir, wir haben etwas zu besprechen. Begleite Morosilvo jetzt zu den Häusern des Friedens, mir scheint, er wird die Hilfe eines Kräuterkundigen brauchen.«
    »Wie Ihr wünscht.« Sirio sah schuldbewusst zu Morosilvo hinüber. »Ich wollte das wirklich nicht, aber er hat mich dazu gezwungen.«
    »Vielleicht hat es ihm sogar gutgetan«, gab der Magus mit amüsiertem Unterton zurück.
    »Möglich.« Sirio blieb ernst. »Geht jetzt, ich will Euch nicht aufhalten. Das Glück sei mit Euch.«
    » Kài sith alkari thín, Allan Sirio. Und mit dir.”

NEUN
    D HANNAM SULPICIUS WURDE das unangenehme Gefühl nicht los, dass sein Vater von Tag zu Tag mehr verfiel. Der König machte sich große Sorgen, seine ehemals glatte Stirn war von tiefen Falten durchzogen. Wie gern hätte ihm Dhannam die schwere Last von den Schultern genommen. Er wusste, dass sein Vater nicht mehr der Jüngste war, selbst für einen Elben. All diese Schwierigkeiten zum Ende seiner Regentschaft – das hatte er nicht verdient. Er hätte ihm gewünscht, dass er seine Regierungszeit in Frieden beenden konnte. Doch daran war im Augenblick nicht zu denken.
    Dhannam hatte Alfargus darauf angesprochen, doch sein Bruder hatte unwirsch reagiert und seine dunklen Augen hatten vor Zorn gefunkelt.
    »Lass ihn in Ruhe«, hatte er kurz angebunden erwidert. » Wir können nichts für ihn tun. Keiner von uns beiden.«
    Sein Bruder war ein Draufgänger, ein Mann der Tat, und Dhannam wusste, dass er nichts mehr hasste, als sich ohnmächtig zu fühlen. Daher hatte er ihm nicht widersprochen. Im Übrigen hatten in letzter Zeit alle dieses Gefühl der Ohnmacht. Bei Dhannam und Alfargus war es so übermächtig, dass sie fast gar nicht mehr miteinander sprachen. Dhannam versuchte, die Gedanken an seine Schwester Adilean beiseitezuschieben, die allein mit ihrem Gefolge in der Hauptstadt der Elben zurückgeblieben war. Ihre nächsten Angehörigen und ihr zukünftiger Ehemann,
dessen Kind sie unter dem Herzen trug, waren nun weit weg. Aber jetzt galt es, sich ganz auf ihre gegenwärtige Aufgabe zu konzentrieren. Der Magus hatte seinen Uhu Verannon mit der positiven Nachricht ausgeschickt, dass die Truppe der Schurken beinahe stand. Nur ihr Vertreter fehlte noch. Allerdings war der auch ausgesprochen schwer zu fassen, sie jagten ihm seit Tagen hinterher. Dhannam hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass sich das Glück noch einmal zu ihren Gunsten wenden konnte.
    Im Augenblick lagerten sie in der Ebene im Norden des Elbenreiches, ganz in der Nähe eines Gebirgsausläufers, der die Grenze zum Zwergenreich bildete. Bei ihnen war die gesamte Garnison der Leibgarde, jenes Korps von Elitesoldaten, dem die Verteidigung der königlichen Familie anvertraut war. Amorannon Asduvarlun selbst hatte die besten Kämpfer des Reiches ausgewählt und ausgebildet, ehe sie alle, er eingeschlossen, das ewige Versprechen abgelegt hatten, das Leben des Königs und das seiner Familie zu schützen, wenn es sein musste, bis in den Tod.

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