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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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einen Becher Milch. Floritzl wandte sich an sie mit der Frage, was das denn für ein Topf sei.
    „Das ist der Napf des Drachen“, sagte sie, als sei damit alles erklärt.
    „Der Napf des Drachen?“ fragte Floritzl nach. „Willst du damit sagen, er frisst daraus?“
    „Er isst daraus“, berichtigte die Frau. „Er macht das sehr manierlich.“
    „Und von hier hat man den besten Blick darauf“, murmelte Lumiggl, mehr zu sich selbst.
    „Aber ja“, griff die Moosfrau seinen Kommentar strahlend auf. „Es ist schön, zu sehen, wie es ihm schmeckt. Ihr habt übrigens Glück, gleich ist es soweit.“
    „Soweit? Wie weit?“
    „Nun, gleich bekommt der Drache sein Essen.“
    „Äh. Toll“, Floritzl sah aus, als würde er gleich einen abfälligen Kommentar abgeben.
    „Ich nehme an, der Drache beschützt euch“, wechselte Lumiggl daher sicherheitshalber das Thema.
    „Ich wüsste nicht, wovor.“
    „Ja aber – ihr pflegt und füttert ihn“, protestierte nun Floritzl. „Und er ist ja nicht gerade ein Schoßtier. Und ihr macht das einfach so – ohne Gegenleistung?“
    „Nein, ganz so ist es nun auch wieder nicht.“ Die Moosfrau schüttelte den Kopf.
    „Ja, aber warum?“ beharrte Floritzl.
    Das Moosweiblein musterte ihn von oben bis unten, bis ihm ganz unbehaglich wurde. Dann seufzte sie hörbar über soviel Unverstand.
    „Er ist so höflich“, sagte sie.
    „Was, ich?“, staunte der Elf.
    „Unmöglich“, mischte sich Lumiggl ein.
    „Das nimmst du sofort zurück!“, begehrte Floritzl auf.
    „Aber nein“, kam es da von der Moosfrau. „der Drache natürlich.“
    „Ihr hegt ihn, weil er höflich ist?“
    „Das kannst du natürlich nicht verstehen“, frotzelte Lumiggl.
    „Du etwa?“
    „Ja .... oder besser ... ziemlich .... nicht ganz, also .... ganz ehrlich: nein.“
    „Aber das ist doch ganz einfach“, lächelte das Moosweib. „Er ist immer freundlich, immer höflich und zuvorkommend. Zu jedermann – egal, wie ausfallend einer zu ihm wird. Man muss ihn einfach gern haben! Und weil er so nett ist und seine Manieren so ausgesucht gut sind, möchten wir alle, dass es ihm gut geht. Er erfreut uns“, sie faltete andächtig die Hände. „Er behandelt jede Frau wie eine Königstochter – wie die schönste und lieblichste obendrein. Richtet er das Wort an einen, fühlt man sich wie auserwählt.“
    Nach diesen Worten errötete sie heftig und schien sich dafür zu schämen, dass ihr die letzten Worte entschlüpft waren. Sie sammelte hastig die nun leeren Becher wieder ein und lief eilig damit davon.
    „Wer hätte das gedacht ...“, murmelte Lumiggl, während ein anderes Moosweibchen Holzschälchen mit einem dicken Gemüsebrei vor sie hinstellte.
    „Du natürlich nicht“, stichelte Floritzl. Er hatte schon wieder vergessen, dass die Frage eigentlich von ihm gekommen war, „Höflichkeit ist für Womblinge ja ein Fremdwort.“
    „Wenigstens nutzen wir sie nicht, um andere hinters Licht zu führen, wie gewisse andere Leute“, konterte Lumiggl.
    „Was willst du damit sagen?“
    „Fühlst du dich angesprochen?“
    „Ich möchte eure angeregte Diskussion natürlich nicht stören“, tönte es da über ihnen. Andrak blickte freundlich auf sie herab.
    Die beiden wurden rot. Es war ihnen peinlich, dass der Drache ihren Streit mitbekommen hatte. Aber der fuhr schon fort: „Schmeckt es euch nicht?“
    Lumiggl und Floritzl blickten verblüfft auf den Tisch, auf dem unberührt die zwei Schalen mit dem Gemüsebrei standen.
    „Doch, doch ja“, versicherte Floritzl und begann hastig den Brei zu löffeln. Lumiggl tat es ihm gleich.
    „Ausgezeichnet!“, lobte er gleich darauf mit vollem Mund. „Hab noch nie so was Feines gegessen!“
    „Ja, sie kochen wundervoll, nicht wahr?“ Andraks Augen leuchteten auf.  „Ihr müsst mich jetzt entschuldigen, ich sehe, dass meine Mahlzeit serviert werden soll. Da will ich sie nicht warten lassen. Es macht ihnen ja solch eine Freude. Und, sie haben euch wirklich den besten Platz gegeben.“
    Elegant drehte sich der Drache um und strebte seinem Lager zu. Elf und Wombling beobachteten, wie gleich darauf eine regelrechte Prozession von Moosleuten, jeder einzelne mit einer Schüssel in den Händen, an ihnen vorbei dem 'Napf' des Drachen zustrebte. Einer nach dem anderen erklomm die Stufen zum Rand und schüttete den Inhalt seiner Schüssel in den Topf und stieg die Treppe auf der anderen Seite wieder hinab. All das geschah wortlos und ohne Eile. Während der

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