Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
beiden Drachen lange unterhalten und sie sind noch eine Weile ums Feuer gestanden und dann wieder in den Hügel gegangen. Und die Drachen haben sich verkrochen. Als alle weg waren, bin ich davongelaufen. Und dann hab ich einen Weg gefunden, den ich kannte und ich bin zurück zu unserem Dorf. Aber da war keiner mehr. Ich weiß nicht, was passiert ist.“ Der kleine Zwerg kämpfte mit den Tränen, riss sich aber zusammen. „Da hab ich mich versteckt, bis mich Floritzl gefunden hat.“
„Und du bist absolut sicher, dass es rote Drachen waren?“ man hörte dem weißen Drachen, obwohl er es mit Höflichkeit zu überspielen suchte, deutlich seine Zweifel an.
„Ich kann es sogar beweisen!“, verkündete Tiedel da, nicht ohne einen gewissen Stolz und knöpfte sein Hemd auf. „Das da hab ich auf dem Rückweg gefunden!“
Ehrfürchtiges Raunen ging durch die Höhle, als er hervorholte, was er sorgsam darunter verborgen hatte: Es war eine Drachenschuppe und sie war blutrot. Kein Zweifel war mehr möglich. Irgendwie hatten die roten Drachen es geschafft, ihrem Gefängnis zu entkommen.
Kapitel 6
Mutmaßungen über die Existenz eines Zauberers und ein Moosmann, der eine Verschwörung wittert
In der Höhle herrschte absolute Stille. Selbst Andrak schien um eine Antwort verlegen. Da hörte Lumiggl sich selber sagen: „Wir müssen den großen Zauberer rufen!“, und wunderte sich selbst sehr darüber.
Andrak musste trotz der angespannten Situation lächeln.
„Aber Lumiggl“, sagte er sanft, „niemand weiß, wo der große Zauberer lebt. Er wurde schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Vielleicht ist er schon wieder fortgezogen. Er ist ja auch ganz unvorhergesehen aufgetaucht.“
„Aber er sagte doch: Von nun an und für alle Zeiten werde ich Tharsya schützen und schirmen. Vor jeglicher Gefahr, ob von außen oder innen“, zitierte Lumiggl aus dem großen Epos mit dem Titel 'Über die große Schlacht unter der Führung des großen Zauberers auf dem großen Feld der langen Gräser'
„Was heißt hier 'schützen vor jeder Gefahr'“, mischte sich da Derringel ein, der Moosmann, der schon vorher aufmüpfig gewesen war. „Die roten Drachen sind schon da! Wo war denn dein großer Zauberer, als sie kamen?“
„Diese Worte des Zauberers stammen aus der Feder eines Dichters“, wandte sich Andrak an Lumiggl, Derringels Einwurf ignorierend. „Die Geschichte wurde von Generation zu Generation mündlich weitergegeben, bis sie der große Dichter Herphand aufgriff und zu einem großen Epos formte (15) . Da wusste schon keiner mehr so genau, was ursprünglich geschehen und was so nach und nach an Ausschmückung hinzugekommen war. Wer weiß, ob der Zauberer überhaupt etwas sagte.“
„Wenn es ihn überhaupt gibt“, schrie Derringel dazwischen. „Wenn ihr mich fragt, sind das alles nur Ammenmärchen! Aber die roten Drachen sind echt und diese komischen Menschen, die sie dabei haben, auch. Sie werden uns alle umbringen! Wir müssen weg von hier!“
Von einigen wenigen Moosleuten kam beifälliges Gemurmel.
„Weg? Wohin?“ wollte Andrak wissen.
„Irgendwohin, wo uns keiner findet“, antwortete der Gefragte und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Aber wo soll das sein?“ beharrte Andrak.
„Irgendwo, jedenfalls nicht hier. Hier suchen sie doch als erstes!“
„Aber wieso sollten sie? Damals, bei dem großen Krieg war die Höhle doch noch gar nicht bewohnt. Und woher weißt du, das sie es auf uns abgesehen haben?“
„Wir sind hier nicht mehr sicher !“
„Warum nicht?“
„Sie werden uns alle umbringen, wie es schon in der alten Legende heißt!“ schrie Derringel und schüttelte die Fäuste.
„Hast du nicht eben selbst die Legenden als Ammenmärchen bezeichnet?“, fragte Andrak.
Derringel funkelte ihn wütend an, aber der Drache fuhr fort: „Möglich, dass die Drachen damals um die Höhle wussten. Es weißt allerdings nichts darauf hin. Aber diese roten Drachen hier können nicht dieselben wie damals sein. Sie sind langlebig, ja, aber doch sterblich wie wir alle. Und ob diese neue Generation die Kenntnisse irgendeiner längst vergangenen hat, ist zumindest unwahrscheinlich. Sie sind zum ersten Mal hier. Also selbst wenn sie uns alle vernichten wollen, werden sie sich in dieser versteckten Höhle schwer tun – noch dazu, weil der Eingang so eng und klein und damit gut zu verteidigen ist. Glaubt mir, hier sind wir am sichersten.“
„Ich habe durchschaut, was sie vorhaben!“, brauste
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