Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
Derringel auf. „Sie wollen sich an uns rächen, weil wir mit einem Drachen zusammenleben und ihn pflegen. Wer klug ist, flieht mit mir!“
Atemlose Stille folgte. Derringel hatte Andrak gerade indirekt vorgeworfen, dass er sich von den Dorfbewohnern durchfüttern lasse und sie jetzt auch noch alle in Gefahr brächte. Wie würde der Drache auf so eine Beleidigung reagieren?
Die Dorfbewohner scharrten mit den Füßen und vermieden es alle, Derringels oder Andraks Blick zu begegnen.
„Vielleicht sollte dann besser ich gehen“, schlug Andrak schließlich vor.
„Auf keinen Fall!“ „Nie und nimmer“ „Der spinnt doch, der Derringel!“ brandete es da von allen Seiten empor. Die Moosleute, die Derringel am nächsten standen, rückten sicherheitshalber ein wenig zur Seite. Nur ganz vereinzelt wagte jemand, Derringel zuzustimmen und wurde prompt nach vorne geschoben, bis er neben dem eigensinnigen Moosmann stand.
„Wer klug ist, kommt mit mir“, wiederholte Derringel stur.
Andrak richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. Er berührte fast die Decke der Höhle. Er sah lange stumm zu den Moosleuten herab, dann sagte er eindringlich: „Denkt nach! Hier habt ihr Schutz. Die Höhle lässt sich gut verteidigen. Wir können von hier aus andere um Unterstützung bitten. Aber wenn jemand zu Hilfe kommen soll, muss er wissen, wo wir sind.“
„Hier sitzen wir in der Falle“, behauptete Derringel und die zu ihm geschobenen Dorfbewohner brummten erneut ihre Zustimmung. Allerdings sahen sie nicht so aus, als wäre ihnen sonderlich wohl in ihrer Haut.
„Die roten Drachen werden die Höhle von allein sicher nicht finden, dafür liegt sie zu versteckt und hier drin kann auch ich helfen. Aber draußen seid ihr völlig ohne Schutz und Drachen haben gute Augen.“
„Ha! Wollt ihr etwa auf den großen Zauberer warten?“, höhnte Derringel.
„Jedenfalls muss er benachrichtigt werden“, platzte Lumiggl heraus. Er hatte bisher nur stumm dagestanden und mit großen Augen zugesehen.
Derringel sah ihn durchdringend an.
„Da fällt mir ein, dass das alles mit der Ankunft von dir und deinem Elfenfreund begann“, sagte er langsam. „Gestern Nacht kamen die Drachen und heute seid ihr plötzlich wie aus dem Nichts bei uns aufgetaucht. Ihr steckt wohl mit ihnen unter einer Decke!“
Lumiggl und Floritzl waren sprachlos. Wie konnte dieser Moosmann auf so eine Idee kommen? Aber was noch schlimmer war, dem Getuschel nach zu urteilen, schien sie einigen der Umstehenden durchaus einzuleuchten. Derringel grinste triumphierend. Er spürte, wie er mehr und mehr Zustimmung bei den Moosleuten fand.
Doch noch ehe Wombling oder Elf zu einer Antwort ansetzen konnten, stand Andrak schützend über ihnen. Die Moosleute kannten ihn nur als sanften, höflichen Genossen. Daher wichen sie entsetzt zurück, als sie sein Gesicht sahen. Seine Augen sprühten vor Zorn und die Höhle schien zu beben, als er donnerte: „Wie kannst du es wagen, aus dem Nichts eine so ungeheuerliche Anschuldigung auszusprechen! Wie kannst du einen solchen Verdacht äußern, nur weil die beiden zufällig hier eintrafen, als auch die roten Drachen kamen? Was fällt dir ein, unseren Gästen, die sich bereits als Freunde erwiesen haben, so etwas anzutun! Wo ist dein Verstand, Derringel? Lumiggl und Floritzl haben bei uns Schutz gesucht, als sie in Not waren. Der Elf riskierte sogar sein Leben, um uns Neuigkeiten über das Nachbardorf zu bringen. Nur ihm haben wir es zu verdanken, dass wir letztendlich von der drohenden Gefahr wissen.“
Der Drache senkte seinen Kopf um Derringel in die Augen zu sehen, welcher erschreckt zwei Schritte zurück stolperte.
„Welchen Grund sollten die beiden haben? Oder ähneln sie etwa den Wesen, die der junge Zwerg beschrieben hat, Derringel? Die Drachen stellen auch für ihr Volk eine schreckliche Bedrohung dar!“ der Drache richtete sich wieder auf. „Und wenn sie zu den roten Drachen gehören, und unsere Höhle ja kennen, warum sind die Roten dann noch nicht hier?“
„Ich weiß nicht“, stotterte Derringel.
Doch dann riss er sich zusammen und trat drohend auf die beiden Freunde zu.
„Man müsste sie genau dazu befragen“, behauptete er. „Einer von ihnen wird schon reden – fangen wir mit dem da an ...“ er fingerte an seinem Dolch und zeigte auf Lumiggl. Der wurde blass.
„Genug“, brüllte Andrak. Er stieß seine Pranke knapp vor Derringel auf den Boden. „Es ist genug. Nimm die, die dir unbedingt folgen
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