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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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kein einziges Wunder vollbracht. Sein einziger Nutzen ist, dass viel reinpasst.“
    Der Gerstler starrte den Moosmann an, als sei ihm plötzlich ein zweiter Kopf gewachsen. Um sie herum hatten sich inzwischen auch viele andere versammelt – mit und ohne blaue Flecken. Lediglich die restlichen Gerstler fehlten, sie sangen immer noch ihr „Kooorn“ in ihrer Nische und wahrscheinlich hatte sich dieser eine nur weggeschlichen.
    „Aber, die Hülse!“ Der Gerstler hielt sie Bordeker entgegen. Dabei hielt er sie mit beiden Händen empor, als wäre sie zerbrechlicher als das dünnste Glas.
    „Was ist mit ihr? Meinst du, die roten Drachen lösen sich in Rauch auf, wenn du mit ihr nach ihnen wirfst?“
    „Sie ist heilig.“
    „Ach so. Du bist nicht aus dieser Gegend, oder?“
    Diese Frage verwirrte den Gerstler.
    „Wir kommen alle von weither“, erklärte er dann mit Würde. „Aber ich sehe nicht, was das mit der Heiligkeit der Gersten ...“
    „Du weißt es tatsächlich nicht. Das liegt eben daran, dass du hier fremd bist“, Bordeker ließ nicht locker. Doch der Gerstler ließ sich auf nichts ein.
    „Ich werde unserem großen Meister davon berichten“, entschied er und hastete davon. Achselzuckend begann Bordeker alles wieder in die Truhe zu räumen. Floritzl betrachtete seine neue Flöte und kratzte sich am Kopf. Jetzt war es wohl nicht mehr nötig, ein Lied zu spielen. Die Rauferei war ja vorbei. Bordeker bemerkte seinen Blick und lächelte: „Du kriegst schon noch deine Gelegenheit, uns aufzuspielen. Jedenfalls solltest du sie behalten. Wäre doch schade, wenn sie in einer Kiste verstaubt.“
    „Aber das kann ich doch nicht annehmen!“
    „Sei nicht albern.“ Der Moosmann machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ein Ding weniger, das rumliegt. Du tust mir einen Gefallen!“
    „Na dann, danke.“
    „Aber gerne doch.“
    Bordeker schien gar nicht zu ermessen, wie wertvoll dieses Instrument war. An den Lippen eines talentierten Elfs, so wie Floritzl, wurde sie ein unbezahlbares Kunstwerk – aber woher sollte der Moosmann das auch wissen. In dieser Gegend gab es ja keine Elfen.
    Plötzlich stürmten die Gerstler aufgebracht heran. Floritzl steckte sofort seine Flöte weg, damit ihr nichts geschehen konnte.
    „Ungläubige! Was soll das heißen? Ihr wagt es, Euch für die Nachkommen des ersten Moosmannes auszugeben?“ Eine besonders bemehlte Erscheinung, vermutlich der Anführer der Gerstler, fuchtelte wild mit den Armen und funkelte jeden zornig an, vor allem aber Bordeker.
    „Wir geben uns nicht dafür aus. Wir sind es“, erklärte Bordeker.
    „Lästerung, Frevel!“
    „Wieso?“
    „Es kann nicht sein! Wir sind ausgezogen, den heiligen Schrein zu suchen.“ Seine Obermehligkeit breitete theatralisch die Arme aus.
    „Ja, hier ist er.“
    „Lügner!“
    Die versammelte Menge drängelte sich näher heran. Hier wurde einem wirklich was geboten – erst eine Schlägerei, jetzt das. Der eine oder andere war ganz persönlich betroffen von der Anschuldigungen, die dieser hergelaufene Mehlsack ausstieß und redeten wild durcheinander. „So ein Quatsch, natürlich sind wir die Nachkommen!“ „Das ist der echte Schrein. Mit dem bin ich groß geworden.“ „Jeder hier in der Gegend weiß, dass Bordeker die Wahrheit sagt.“
    So und ähnlich grummelten sie. Selbst der besonders bemehlte Gerstler musste spüren, dass die Stimmung sich gegen ihn richtete. Er verstummte, und blickte um sich.
    „Meister, er sieht auch wirklich genauso aus, wie in den Legenden beschrieben.“
    Die Stimme in seinem Rücken ließ den wandelnden Mehlhaufen regelrecht in die Höhe fahren. Andere Gerstler stimmten dem ersten Sprecher zu. Das ließ schließlich auch ihren mehligen Führer verstummen. Erst schaute er ein wenig ratlos in die Runde, dann stellte er sich hin, hob die Augen zur Decke und die Arme empor, als empfange er eine geheime Botschaft – vielleicht hörte er ja auch wirklich eine innere Stimme, wer weiß das schon? Jedenfalls stand er ein Weilchen starr und regungslos da.
    Gerade, als Floritzl das Gefühl hatte, er müsse ihn unbedingt anstupsen, rief er: „Mir wurde Erleuchtung zuteil! Ja, er ist es! Ja, es ist der heilige Schrein! Wir wurden gesandt, ihn mitzunehmen – hinfort von diesen Leuten, die ihn nicht zu schätzen wissen und ihr heiliges Erbe mit Füßen treten, wofür die Drachen über sie kommen werden.“
    „Moment mal!“ Das ging Bordeker denn doch zu weit.
    „Aber Meister, sagtet Ihr nicht,

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