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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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das Orakel habe gezeigt, dass noch ein langer Weg vor uns liege?“
    „Das war symbolisch gemeint, mein Sohn.“
    „Hallo Fortigern.“ Gaumus hatte sich durch die Menge gedrängt und strahlte die besonders bemehlte Person vor sich an. „Du bist es doch, oder? Man erkennt dich gar nicht – so voller Mehl. Hast du das auch von den Menschen?“
    „Von den Menschen?“
    „Wieso Menschen?“
    „Sagtet Ihr nicht, jahrelange strengste Meditation ohne Zusichnahme von Speisen und nur Abends einem Schluck Quellwasser habe Euch die Erleuchtung beschert, wie die Gerstenhülse wahrhaftig und recht zu verehren sei?“
    „Quatsch, das ganze Brimborium hat er von den Menschen“, versicherte Gaumus.
    „Von den Menschen, igitt!“
    „Und das Orakel hat auch nicht gestimmt!“
    „Und ich wasche mich seit Wochen nicht mehr und wälze mich in Mehl, dabei habe ich so eine empfindliche Haut und alles juckt schon ...“
    „So ein Scharlatan!“
    „Bestimmt hat Seine Mehligkeit dafür eine Erklärung.“
    „Dass ich nicht lache.“
    „Jünger!“ Fortigern hob beschwörend die Arme. „Ja, ich war bei den Menschen. Die Offenbarung nimmt oft wundersame Wege. Und wir sind hier, um den Schrein zu erobern und ihn den Ungläubigen zu entreißen und um die Gerstenhülse hinaus zu tragen und die Welt vor den Drachen zu retten. Und diese verworfenen Moosleute hier ...“ 
    „Jetzt reicht es aber“, Andrak beugte sich über den Gerstlerführer. „Du bist ein Hetzer und Verleumder. Du wiegelst das Volk auf. Und vor allem ...“ Der Drache musste in seiner Entrüstung tief Luft holen. „Du bist unhöflich.“
    Während Fortigern erschrocken in ein Auge des Drachen starrte, fuhr dieser fort: „Ja, unhöflich. Und lass dir gesagt sein: die Leute hier haben längst erkannt, dass es falsch ist, tote Sachen anzubeten. Man muss das große Prinzip des Lebens und der Natur im Herzen tragen. Der Schrein bedeutet nichts, die Gerstenhülse auch nicht. Du kannst sie haben, wenn dich das glücklich macht. Nimm sie und geh deiner Wege. Für Unruhestifter wie dich ist hier kein Platz. Wer dir folgen will, soll es tun, die anderen sind hier willkommen ...“ Andrak überschaute die Gruppe weißer Gestalten. „Aber ich empfehle euch dringend, euch erst mal zu waschen.“
    Auf seine Worte folgte Stille. Nur langsam erhob sich leises Gemurmel. Fortigern blickte sich nach seinen Anhängern um. Als er sie alle unentschlossen dastehen sah, griff er mit großer Geste nach der Truhe, schlug den Deckel zurück und kippte sie aus: „Hinaus mit solchem Tand aus heiligem Gefäß! Solche Entweihung ist ... wo ist die Gerstenhülse?“
    „Eben war sie noch drin.“
    „Ich hab sie!“ Der Gerstler, der den ganzen Tumult ausgelöst hatte, trat schüchtern vor. „Ich meine, ich hatte sie ...“ in den Händen hielt er einige Fasern und Brösel. Vor lauter Aufregung hatte er daran herum gezupft. Die uralte, brüchige Hülse hatte das sehr übel genommen.
    „Du Unglücklicher! Was hast du getan?“, donnerte Fortigern, recht froh, den allgemeinen Unmut von sich auf einen Sündenbock ablenken zu können.
    „Mach dir nichts draus.“ Bordeker klopfte dem armen Gerstler freundschaftlich auf die Schulter. „Weißt du, es gibt da eine Geschichte von meinem Ururgroßvater, nach der er mal so betrunken war, dass er die erste Hülse zum Feuermachen benutzte und ...“
    „Frevel!“ Fortigern entriss dem Gerstler die Reste der Hülse, schleuderte sie – ziemlich respektlos, da er sie doch für eine Reliquie hielt – in die Truhe und klappte den Deckel zu.
    „Wer kommt mit mir?“, rief er dann. Auffordernd sah er sich um, aber nur zwei seiner Anhänger fühlten sich angesprochen. Sie traten vor und hoben die Truhe an. Stumm folgten sie Fortigern, der mit hocherhobenem Kopf aus der Höhle marschierte.
    Die anderen alle sahen ihnen stumm nach. Schließlich brach eine jetzt wohl ehemalige Gerstlerin das Schweigen: „Kann man hier irgendwo baden?“
    Damit war der Bann gebrochen. Mit unverhohlenem Stolz führte Lessa die Gerstler in die 'Waschräume', wie sie die kleine Nebenhöhle nannte, wo aus einer Wand ein kleiner Wasserfall plätscherte.
    „Wir haben einen Teil des Wasserfalls von draußen hierher umgeleitet“, erklärte sie. „So müssen wir kein Wasser schleppen.“
    Die Ex-Gerstler waren klug genug, den Einfall angemessen zu bewundern.
    Lessa verließ sie mit dem Versprechen, ihnen gleich Handtücher zu schicken. Betont lässig schlenderte sie zu

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