Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter

The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter

Titel: The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mercedes Lackey
Vom Netzwerk:
eigenartig er ist. Wenigstens hat man mich nicht vergessen.
    Der Bardling folgte Arn durch ein Labyrinth von Korridoren, durch den mit Binsen ausgestreuten Großen Saal und eine Wendeltreppe hinauf. Vor einer geschlossenen Tür blieben sie stehen. »Wir sind da«, sagte Arn und ging rasch wieder fort. Kevin holte tief Luft und klopfte an die Tür.
    »Herein!« befahl eine kratzige Stimme.
    Der Raum war behaglich eingerichtet, mit dicken Wandbehängen aus dunkelrotem Samt, einem Bücherschrank voller Schriftrollen und einem schweren Schreibtisch, hinter dem eine wirklich bizarre Gestalt saß. Obwohl sie aufrecht saß und die richtige Anzahl Arme und nur einen Kopf besaß, war sie eindeutig nicht menschlich. Kevin starrte auf die glänzende, schuppige, grüne Haut, die von einer goldenen Halskette noch betont wurde, und die großen, segmentierten Augen.
    »Ihr seid eine Arachnia!« stieß Kevin unwillkürlich hervor.
    »Der Junge ist ja ein wahrer Ausbund an Klugheit«, zischte das Insektenwesen. »Hat er nun seine Neugier befriedigt?«
    »Oh, ehm, natürlich. Es tut mir leid, ich … ich wollte Euch nicht anstarren.«

    »Warum nicht? Er hat ganz offenbar noch nie zuvor jemanden meiner Art gesehen. Warum also sollte er nicht starren?«
    »Ich …«
    Kevin zwinkerte. Die Arachnia hatte eine Handvoll von etwas, das wie Zuckerwürfel aussah, aus einer kleinen Schüssel auf dem Schreibtisch genommen und sich in den schnabelförmigen Mund gesteckt. Das mahlende Geräusch erinnerte ihn unangenehm an Gottesanbeterinnen, die Käfer verschlangen. In der Tat, wenn er so darüber nachdachte, dann hatte dieses Wesen große Ähnlichkeit mit einer gigantischen Gottesanbeterin …
    »Jetzt wundert er sich ja schon wieder.« Das trockene Zischen könnte ein Lachen gewesen sein. »Hat er noch nie gehört, daß meine Spezies immer hungrig ist? Nach Logik genauso wie nach Nahrung. Junge, Zeit ist kostbar, und wir haben bereits genug davon verschwendet. Ich bin, das ist ihm sicher bereits klargeworden, D’Krikas, der Seneschal, oder Majordomus, wenn er so will, des Grafen Volmar.«
    »Mylord.« Verspätet verneigte Kevin sich, doch D’Krikas schrieb eifrig in einen großen, geöffneten Folianten und schien kaum darauf zu achten.
    »Hier sind die Vereinbarungen, die für ihn getroffen worden sind. Ja, ja, ich weiß wohl, warum er hier ist. Er wird bei den Knappen untergebracht und verköstigt, und ihm wird gestattet, zwischen Morgengrauen und Abenddämmerung das Manuskript in der Bibliothek abzuschreiben. Ihm ist nicht erlaubt, in die privaten Quartiere des Grafen hinaufzugehen. Er hat die Ritter nicht zu belästigen. Er hat sich nicht mit dem Personal der Burg abzugeben. Er hat keine Waffen anzufassen. Er hat das Turniergebiet nicht zu betreten. Er hat sich nicht mit einem der Bediensteten einzulassen. Es ist ihm verboten, Nahrung aus der Küche zu stehlen …«
    Während die Liste der Verbote unaufhörlich weiterging, wünschte Kevin sich mißmutig beinah, wieder bei seinem Meister zu sein … dort gab es wenigstens weniger Regeln.
    Ich ertrage das hier nicht! dachte er plötzlich. Je schneller ich mit der blöden Aufgabe fertig bin, desto besser!
    »Meister D’Krikas«, fragte Kevin, sobald das Wesen verstummt war, »gibt es einen Grund, warum ich meine Abschrift nicht nach Einbruch der Dunkelheit fortsetzen kann? Ich meine«, fügte er schmeichelnd hinzu, »es würde doch wertvolle Zeit sparen.«
    »Nein, nein, nein«, fuhr der Seneschal hoch. »Hat er denn keine Vorstellung davon, wie teuer Kerzen sind?
    Hat er? Hat er nicht! Es wäre eine Verschwendung wertvollen Wachses, eine Kerze anzuzünden, nur damit ein Mensch eine Abschrift anfertigen kann.« D’Krikas erhob sich, sein grauer Mantel schwang um ihn, und sein schlanker, dünner Körper überragte Kevin um einiges.
    »Und niemandem seines Alters, Junge, kann eine offene Flamme anvertraut werden, wenn so viele, leicht zerstörbare Manuskripte herumliegen!«
    D’Krikas glitt wieder hinter den Schreibtisch und schrieb erneut in den Folianten. »Das ist alles«, sagte der Seneschal knapp. »Er kann gehen.«
    Kevin wollte ungern in die Knappenunterkünfte zurückkehren. Aber wo hätte er hin sollen? Mittlerweile war es schon zu spät, um noch mit der Abschrift des Manuskriptes zu beginnen. Und laut D’Krikas nicht enden wollender Verbotsliste konnte er es kaum wagen, auf Entdeckungsreise zu gehen! Da Arn nirgendwo in der Nähe zu sein schien, versuchte Kevin, so gut wie

Weitere Kostenlose Bücher