The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
eine Bande auf den Hals gehetzt.«
»Huh. Und du rätst mir , mich aus Schwierigkeiten he-rauszuhalten? Sag mir, wie willst du aus Westerin herauskommen?«
Lydia zuckte mit den Schultern. »Wir werden uns eben was ausdenken.«
»Wir können nicht ohne den Rest der Truppe verschwinden«, mischte Kevin sich ein.
»Sicher nicht, aber sie könnten überall sein.«
»Sie sind beide noch in der Stadt.« Tich’ki schlug rastlos mit den Flügeln. »Ohne die Pferde würden sie nicht verschwinden, und die sind noch im Stall. Das habe ich schon überprüft.«
Kevin richtete sich auf und umklammerte den Lautenkoffer fester. »Tich’ki, Ihr seid doch mit Naitachal befreundet.«
»Nun …«
»Schon gut, schon gut, ihr seid also keine Freunde.
Aber irgend etwas muß euch verbinden. Ich sah euch diese Kartentricks zusammen üben.«
»Was soll das heißen?« Lydia zog fragend die Brauen hoch.
Tich’kis schwärzliche Haut wurde rötlich. »Er hat mich darum gebeten. Was hätte ich tun sollen? Ihm sagen, daß er nicht clever genug sei, es zu lernen?«
»Du hast ihm Tricks beigebracht?«
»Kartentricks!«
»Sicher.«
»Das ist die Wahrheit!«
»Und das war alles, was ihr gemacht habt, hmm?«
»Lydia, das ist lächerlich! Sieh mich an, wie groß ich bin! Er ist mehr als doppelt so groß!«
»Ach, Tich’ki! Kann dein Volk nicht wunderbar seine Gestalt wechseln? Ich denke, daß du jede Größe annehmen kannst, die dir einfällt.«
Kevin starrte von Lydia zu Tich’ki. »Ich verstehe euch beide nicht! Wir haben alle möglichen Arten von Wesen auf dem Hals. Wie könnt ihr da Zeit damit verschwenden, euch zu streiten?«
Sie schauten ihn beide überrascht an. Lydia schüttelte den Kopf. »Würde sich etwas ändern, wenn wir uns wie verängstigte Gören benähmen?«
»Nein, aber …«
»Haltung, Kevin, immer Haltung bewahren. So wie Tich’ki«, fügte sie hinterlistig hinzu, »Naitachals … ehm
… Moral hochgehalten hat.«
Die Fee fühlte sich in die Enge getrieben und ging prompt in die Luft. Mit vor Verlegenheit gerötetem Gesicht schrie sie hinab:
»Du weißt genau, daß ich nicht außerhalb meiner Spezies … wildere!«
»Seit wann sind denn Elfen und Feen verschiedene …«
»Schon gut! Einverstanden! Ich suche ihn. Ihr bleibt hier.«
Als die Fee davonschoß, murmelte Lydia nachdenklich: »Kartentricks?«
»Das war alles, wirklich«, bestätigte Kevin.
»Oh, glaube ich gern. Doch wie oft bietet sich mir schon die Chance, eine Fee auf den Arm zu nehmen?«
Plötzlich verfinsterte sich ihre Miene. »He, ich habe zwar etwas von Haltung bewahren gesagt, aber das scheint mir nicht gerade der richtige Moment für ein Lied zu sein.
Warum holst du deine Laute heraus?«
»Ich will etwas ausprobieren.« Kevin streichelte mit einer Hand das polierte Holz. »Ich hoffe nur, es funktioniert.«
»Wovon redest du?«
»Es gibt ein Lied, das jemanden, den du kennst, zu dir führen soll. Ich will es auf Eliathanis anwenden.«
»So gut kennst du ihn doch gar nicht.«
»Nein. Doch schließlich ist er ein Elf. Selbst wenn ich die Bardenmagie nicht ganz beherrsche, sollte er doch genug angeborene Zauberkraft haben, um wenigstens etwas zu spüren.«
»Vorausgesetzt, er will überhaupt hören.«
»Wenn das Lied richtig wirkt, dann … ehm … wird er keine Wahl haben.«
Lydia hob eine Braue. »Hoffe nur, daß du nicht auch noch gleich Seelenlos mit seiner ganzen Bande herbeirufst. Er ist schließlich auch ein Elf. Mehr oder weniger«, fügte sie angewidert hinzu.
»Oh. Na ja.« Daran hatte Kevin nicht gedacht. »Es …
sollte eigentlich nur auf Eliathanis wirken.« Hoffe ich.
Er stimmte sorgfältig die Laute, holte tief Luft und begann zu spielen. Dabei versuchte er, sich den Weißen Elf vorzustellen, und zwar nur den Weißen Elf, wie er der sirenenhaften Weise lauschte, die durch den Äther zu schweben schien …
Mit einem Zucken kam der Bardling wieder zu sich.
Er war verwirrt und hatte keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen war. Es mußte eine ziemliche Weile sein, denn seine Finger waren müde und sein Mund trocken.
»Was …? Naitachal!«
Der Dunkle Elf verbeugte sich ironisch. »Überrascht, mich zu sehen? Die einzige Möglichkeit, diese lästige Fee abzuwimmeln war, zurückzukommen!«
»Pah!« sagte Tich’ki beleidigt. »Du warst der, der ständig Fragen gestellt hat!«
»Und du wolltest sie nicht beantworten.« Naitachal grinste. »Ich muß zugeben: Tich’ki hat keine Ruhe gegeben, bis sie meine
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