The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
Zeit wieder den Turm, und der Wind blies plötzlich noch kälter. Gawaine sprang in den nächsten Korridor hinab.
Der Himmel blieb grau. Erneut verlor er jedes Zeitgefühl und wußte nicht mehr, wie viele Mauern er überwunden hatte. Doch ab und an konnte er die Festung erkennen. Es kam ihm so vor, als näherte er sich ihr tatsächlich an.
Er überwand eine sehr dicke Mauer und ließ sich in einen der endlos scheinenden Korridore herab, wo er eine kleine Pause machen wollte. Doch kaum hatte er sich hingesetzt, als er Stimmen hörte. Männliche Stimmen.
Sie klangen barsch und tief. Panisch sprang er hoch und schaute sich hastig nach beiden Seiten um. Er wußte nicht genau, woher die Stimmen kamen, doch sie waren auf jeden Fall lauter als noch einen Moment zuvor. Versteck dich. Er kletterte hastig die nächste Mauer hinauf und warf sich gerade herüber, als zwanzig Männer in Zweierreihen den Korridor entlangmarschierten, den er gerade verlassen hatte. Versteck dich, jetzt ist keine Zeit, schwach zu werden! befahl er sich, und ließ sich einfach die andere Seite der Mauer herunterfallen, sprang auf, lief zur nächsten und überwand auch die. Die Angst ließ seine Knie weich werden. Als er die nächsten Wand hinunterglitt, rissen rauhe Steine an seinem Hemd und dem Mandolinenkasten. Er schloß die Augen und sah eine merkwürdige Vision, einen Palast, der mit Türmen und Spitzen aus weißem Stein bewehrt war, der glänzte und funkelte. Aber er war nicht größer als ein mittelmäßiges Landhaus oder eine Herberge. Er sah Weideland und eine Hecke und leuchtende Farben, vielleicht von Blumen?
Wahrscheinlich noch mehr Tiere. Doch ihm war nach dem Sturz die Luft weggeblieben, und die Flucht vor den Wachen hatte ihn vollkommen geschwächt. Er konnte sich im Moment nicht mehr rühren.
Der süße Duft von Rosen und Gewürzen drang Gawaine in die Nase. Er hörte das leise Rascheln von edlen Stoffen und dann eine leise, wunderbar wohlklingende Frauenstimme. »Sire. Sire, könnt Ihr Euch bewegen?«
Gawaine öffnete allein schon vor Überraschung die Augen. Dann klappte ihm die Kinnlade herunter. Er saß immer noch mit dem Rücken dort an der Wand, wo er heruntergerutscht war, und um ihn herum standen –
Frauen. Mindestens zwanzig von ihnen, und sie alle unterschieden sich voneinander wie Rubine von Saphiren, Smaragde von Diamanten oder Rosenblätter von Pfirsichblüten. Doch jede war das schönste Mädchen, das er jemals in seinem Leben gesehen hatte. »Wie die Äpfel«, sagte er leise.
Eines der Mädchen, hatte wundervolles, dunkelrotes Haar und Augen von dem grünsten Grün. Sie drehte sich zu einem anderen, noch jüngeren Mädchen um, das ihn aus großen, porzellanblauen Augen unter einer wundervollen Flut weißblonden Haares anschaute. »Ariana, hat er uns eben Äpfel genannt?«
»Kein Wunder, daß er phantasiert«, sagte Ariana liebevoll. »Wenn er den ganzen Weg von der äußeren Welt in unser Gefängnis gekommen ist.«
Im gleichen Moment schob eine andere die beiden zur Seite und kniete sich vor ihn hin. Schwarzes, glattes Haar strömte unter einem himmelblauen und golddurchwirkten Schleier heraus, und sie schaute ihn mit schwarzblauen Augen besorgt an.
»Ich bin Lyrana, und Euer Leben ist in Gefahr. Die Wachen, die gerade vorbeigegangen sind, werden sicher gleich hereinkommen. Wenn sie das tun und Euch finden
… Vertraut Ihr Euch uns an?« Er schaute die drei nacheinander an und nickte. »Gut. Schön, daß Ihr vernünftig seid. Ariana, Edorra, wir drei sind die Kräftigsten, wir müssen ihm helfen, aufzustehen. Miritas und Dulcena, geht und breitet rasch eine Decke über den kleinen Tisch in der Laube aus. Beeilt euch!« Ein Wirbel sinnlicher Düfte drang auf ihn ein, als die jungen Frauen auseinanderstoben, während Lyrana und die beiden anderen Gawaine auf die Füße zogen. »Ihr seid erschöpft. Stützt Euch auf meinen Arm.« Lyrana führte ihn über einen weiten Garten und weiches Gras zu einem kleinen Pavillon, an dem blühender Wein wuchs. Sie gingen die zwei Schritte hinauf, und Gawaine konnte in einiger Entfernung Männerstimmen hören, die grob verlangten, eingelassen zu werden. Doch Lyrana half ihm ruhig die letzte Stufe hinauf. Dann schob sie ihn durch den Raum unter einen niedrigen, langen Tisch. Sie packte seinen Arm, als er sich hastig darunterschob. »Nur Mut. Wenn es möglich ist, Euch zu retten, wird es uns gelingen. Verhaltet Euch vollkommen ruhig. Wenn Ihr einen Fuß fühlt, der sich
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