The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
unternähme, also habe ich einen Zauberspruch benutzt, den mein Meister einmal angewendet hat. Er hat dich von den Toten wieder zurückgeholt.« Alaire breitete die Hände aus. »Ich mußte es einfach tun«, sagte er. »Du bist schließlich mein Freund, Kai.«
Der Kronprinz starrte ihn ungläubig an. »Du hast alles riskiert, damit ich lebe«, sagte er langsam. »Das hat noch keiner für mich getan. Und ich wüßte auch niemanden, der es täte, außer Hauptmann Lyam vielleicht.« Er sah weg und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht.
Als er sich wider umdrehte, rollte ihm eine Träne über die Wange.
»War ich wirklich tot?«
Alaire zögerte, bevor er schließlich nickte. »Irgend etwas in meiner Magie, etwas, das ich noch nicht verstehe, hat dich zurückgeholt.« Er wußte nicht, was er noch sagen sollte. »Ich glaube, deshalb bin ich ohnmächtig geworden.«
Erst saß Kai einfach nur da und starrte ihn an. Sein Gesicht wurde grau, und dann begann er zu zittern. Seine versteinerte Miene löste sich, und Tränen rannen ihm über die Wangen.
Erst dachte Alaire, er wäre vielleicht betrunken. Der Kronprinz stank immer noch nach Aakaviit. Er hatte schon oft Betrunkene so weinen sehen.
Aber dann krümmte Kai sich zusammen, beugte sich zu Alaire hinüber und schluchzte. Das hier ist anders, dachte der Bardling. Er ist nicht einfach nur betrunken.
Zögernd klopfte er Kai auf den Rücken und bot ihm unterstützend seine Schulter an. Kai lehnte sich ohne falschen Stolz an. Alaire hielt ihn fest, und da brach er vollkommen zusammen. Er vergrub das Gesicht an Alaires Schulter und erstickte sein Schluchzen im Stoff des Mantels.
Sie hielten sich dort oben auf der kalten Tenne lange fest. Alaire lauschte auf Kais zusammenhangloses Weinen und die Geräusche der schlafenden Tiere. Er blieb ruhig und respektierte es, wie jeder Barde es getan hätte.
Als Kai sich schließlich ausgeheult hatte, richtete er sich wieder auf.
Er sah Alaire mit geschwollenen Augen an. »Wenn ich an diesem Abend nicht betrunken gewesen wäre, hättest du das vielleicht nicht tun müssen. Wäre ich nüchtern gewesen, hätte der Assassine nicht den Hauch einer Chance gehabt. Und du wärst nicht in Schwierigkeiten, weil du mein Leben gerettet hast.«
»Das weiß ich nicht«, log Alaire. »Die beiden waren Fachleute.«
»Pferdekacke«, sagte Kai wenig respektvoll. »Es hat mich endlich kleingekriegt. Das hätte ich nie gedacht.«
»Was? Das Schwert?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Das Saufen.« Kai runzelte die Stirn und sah mit wachsendem Entsetzen auf das Blut an seiner Kleidung herab. »Höllenhunde! Das ist mein Blut!«
Hastig riß er sich die Kleidung herunter, während Alaire ihm belustigt zusah. Jetzt glaubt er mir endlich. Er friert sich sogar den Hintern ab, um diese blutigen Kla-motten vom Leib zu bekommen!
Blaß, mager und nackt sprang Kai zu dem anderen Leinensack, den er mitgebracht hatte, und zog eine Lederhose heraus, Stiefel, ein Wollhemd und ein Lederwams. In seinem lädierten Zustand und mit diesen einfachen Kleidern sah er wie ein ordinärer Bauernbursche aus.
»Jetzt verrate mir eins«, meinte Alaire. »Wie hast du mich hier bloß raufgekriegt?«
Kai zuckte mit den Schultern. »Nach dem … Zauberspruch warst du plötzlich ganz schwach. Ich habe dich bis zu diesem Stall geschleppt. Du hast dich irgendwie die Leiter hinaufgezogen, bist ins Heu gefallen und hast das Bewußtsein verloren. Ich habe dich mit Heu zugedeckt, damit du nicht frierst.«
Alaire lächelte gequält. »Der Zauberspruch hat mich erschöpft, denke ich. Aber jetzt geht es mir besser, und das Essen hat geholfen. Danke.«
Kai warf ihm Kleidung aus dem Sack zu. »Du solltest dich lieber umziehen. Wenn wir nicht wie Bauern aussehen, fallen wir auf wie ein Pfau im Hühnerstall.«
Alaire zögerte, bevor er seine nackte Haut der beißenden Kälte aussetzte, schlüpfte dann aber rasch in die neue Kleidung. Kai ist ein Einheimischer. Er kennt den Ort hier besser als ich. »Wo sind wir, und woher hast du das Essen bekommen?«
»Der Stall wird von Gallen geführt, dem Besitzer des Toten Drachen, und er gehört einem Grafen an der Ostgrenze Er kommt zweimal im Jahr nach Rozinki und taucht erst wieder in ein paar Monaten hier auf. Die Diere unten gehören Händlern, die hier in der Stadt ihre Vorräte auffrischen. Ich habe diesen Ort aus zwei Gründen gewählt. Erstens sehen die Händler lieber weg, wenn sie uns erblickt haben sollten. Sie wollen weder
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