The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
bewundert.
Aber er mußte zugeben, daß Sir Jehan seine Ziele selbst-bewußt und überzeugend an einem einzigen Abend erreicht hatte. Man hätte eigentlich erwarten sollen, daß es wenigstens einem aus dem Kreis der Vertrauten des Königs auffallen mußte … aber offensichtlich merkte es keiner. Oder hatte Sir Jehan alle in der Hand?
Wußten sie, daß Sir Jehan auch den Tavernenbezirk kontrollierte? Vielleicht nicht. Der Mann ist gerissen, wenn er es so weit gebracht hat. Er hat das alles von Anfang an geplant; meine Ankunft war nichts weiter als ei-ne kleine Ungelegenheit. Er hat auch von Anfang an darauf spekuliert, daß Alaire oder ich Magie einsetzen würden. Die Frage ist nur: Glaubt er, daß seine Zauberer besser sind als ich? Er hat nicht nur Althea den Krieg erklärt, sondern auch mir.
Naitachal bezweifelte, daß die Zauberer von Suinomen eine echte Herausforderung waren, jedenfalls nicht die, die ihm bisher unter die Augen gekommen waren. Lyam behauptete ja, sie würden im Palast wohnen, aber nur Soren war bei dem kleinen Treffen erschienen. Obwohl Soren ziemlich unfähig wirkte, bereitete es Naitachal einiges Unbehagen, ihm ein Stück aus Alaires persönlichem Besitz zu geben. Selbst ein Amateurzauberer kann mit einem persönlichen Stück viel erreichen …
Als Hauptmann Lyam die Tür öffnete, zwinkerte er Naitachal unmerklich zu.
Erik hatte das Zimmer, wie versprochen, saubergemacht. Aber ein Versprechen hatte er nicht gehalten: Alaires Kleidung war verschwunden. Es war nicht ein einziges Stück mehr da, das dem Bardling gehörte. Naitachal versuchte, seine Überraschung zu verbergen.
Statt dessen tat er, als fehlte nichts.
»Viel scheint er ja nicht zu besitzen«, bemerkte Sir Jehan. »Was gehört ihm, Botschafter?«
»Das muß es sein«, sagte Hauptmann Lyam hilfreich und hielt eine Satteltasche hoch, die der Elf nicht erkannte. Sie enthielt Kleidung in Alaires Größe, die der ähnelte, die er zuvor getragen hatte. Aber sie gehörte ihm nicht, das wußte Naitachal so genau wie seinen Namen.
»Ein Lieblingsschmuckstück wäre am nützlichsten«, sagte Soren und warf sich wichtigtuerisch in die Brust.
»Hat er so etwas?«
»Aber selbstverständlich«, sagte Naitachal. Er griff in einen kleineren Beutel, der ihm selbst gehörte, tat so, als müßte er suchen, und zog schließlich einen Silberring heraus. Er hatte die Form eines Totenschädels, dessen Augen aus kleinen Rubinen bestanden. »Das ist eines seiner wertvollsten Besitztümer.«
»Charmant, nicht?« sagte Soren sarkastisch zu Sir Jehan und hielt den Ring ins Licht. »Aber wenn er ihm gehört, wird er sehr hilfreich sein.«
Sir Jehan und Soren verließen das Zimmer ohne ein Wort des Dankes. Hauptmann Lyam blieb reglos stehen und lauschte auf die Schritte, die sich entfernten. Als es sicher genug schien, um zu reden, warf er einen prüfenden Blick in den Gang und schloß die Tür.
»Wann habt Ihr die Zeit gefunden, Alaires Habseligkeiten mit denen eines anderen zu vertauschen?« fragte Naitachal und kreuzte die Arme vor der Brust. »Ich wünschte, ich hätte es gewußt. Dann hätte ich vielleicht etwas Nützliches tun können.«
»Das war nicht ich, sondern Erik. Wir können ihm trauen, er arbeitet für mich. Hätte ich mehr Zeit gehabt, Euch zu warnen, hättet Ihr ihm den Ring nicht geben müssen«, sagte Lyam grimmig. »Und was Eure Zwangslage betrifft: Ich kann Euch und Alaire eine sichere Schiffspassage besorgen. Allerdings muß das noch heute abend passieren, denn morgen wird es zu spät sein. Bis dahin werden sie einen Grund gefunden haben, Euch zu Kai in den Kerker zu sperren.«
Der Dunkle Elf runzelte die Stirn. »Ich mache mir mehr Sorgen über die Beziehungen zwischen Althea und Suinomen. Wenn ich fliehe, gibt es Krieg. Mein Auftrag lautet aber, genau das zu verhindern.«
Hauptmann Lyam schüttelte den Kopf, und seine Miene verfinsterte sich noch mehr. »Eure Mission war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Ein Krieg mit Althea ist zu diesem Zeitpunkt unausweichlich, fürchte ich. Nur, wenn Ihr beide nach Hause gelangt, wird König Reynard erfahren, daß Sir Jehan hinter diesem traurigen Unfug steckt.«
Naitachal seufzte. Wenigstens gab es noch einen Mann in einer Machtposition am Hofe, der nicht Sir Jehan ergeben war. »Wißt Ihr, wo Alaire ist?«
»Nein, aber Kai weiß es«, erwiderte Lyam zuversichtlich. »Mir wird er es sagen. Und wenn Ihr wollt, hole ich Euch auch den Ring zurück.«
»Oh, spart Euch die
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