The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
Hauptmann Lyam, »wo Alaires Sachen sind.« Den Dunklen Elfen verließ der Mut.
Er hatte gehofft, daß Lyam ein Verbündeter wäre, doch das sah nicht so aus. Vielleicht ist er es doch noch. Es gibt genug Rauch hier im Raum, um ein Pferd zu ersticken.
»Bevor Ihr irgendwohin geht«, sagte der König und gähnte, »verhaftet Kai. Werft ihn bis auf weiteres in den Kerker.«
»Nein!« schrie Kai und sprang auf die Füße. »Das kannst du nicht tun! Ich bin doch dein Sohn!«
»Du warst mein Sohn. Jetzt bist du es nicht mehr.
Hinweg mit ihm!«
Zwei Wächter mit Ketten traten vor. Der Junge sah so aus, als wollte er kämpfen, doch dann brach er vor Naitachals Augen zusammen. Nachdem er an Händen und Füßen gefesselt war, verließ er mit lautem Rasseln und gesenktem Kopf die Gemächer des Königs. Sir Jehan wirkte eindeutig erfreut.
»Ach, und noch etwas«, sagte der König an Naitachal gerichtet. »Könnt Ihr Uns erklären, warum Althea Truppen in der Nähe unserer südlichen Grenze zusammenzieht?«
»Wie meinen, Eure Majestät? Seid Ihr Euch dessen sicher?« Das muß doch ein Irrtum sein!
»Ziemlich. Nun, Eure Antwort?«
»Davon weiß ich nichts«, sagte Naitachal. Jemand muß ihn belogen haben.
Der König lächelte. »Diese Antwort können Wir nicht akzeptieren, Botschafter. Nun, was sagtet Ihr gerade, Soren?«
Der Hexenmeister zitterte. »Ich brauche etwas Persönliches aus dem Besitz des Sekretärs, wenn ich darf.«
Der König winkte ihm huldvoll zu. »Nehmt Euch, was Ihr braucht. Sir Jehan, Ihr begleitet sie. Botschafter, bis Wir diese Sache geklärt haben, möchte ich Euch auffordern, Euch freiwillig unter die Aufsicht von Hauptmann Lyam zu stellen. Widersetzt Ihr Euch oder versucht, nach Althea zurückzukehren, werdet Ihr den Kerker mit dem ehemaligen Prinzen Kainemonen teilen. Außerdem besteht in dem Fall zwischen unseren Königreichen automatisch der Kriegszustand, falls der nicht durch das Verhalten Eurer eigenen Armee bereits gegeben ist. Ist Euch der Ernst der Lage bewußt, Botschafter?«
»Sicherlich«, antwortete Naitachal. »Ich werde Euch so gut helfen, wie ich kann. Leider kann ich Euch nicht erklären, warum sich unsere Streitkräfte an den Grenzen zusammenziehen, aber sie haben bestimmt nicht vor, Euer Land anzugreifen.«
Der König lächelte ein wenig, als habe er diese Antwort vorausgesehen und als würde ihn das freuen. »Euer Mangel an vollkommener Überzeugungskraft ist sehr beunruhigend, Botschafter. Das einzige, was Wir jetzt von Euch verlangen, ist, daß Ihr Soren etwas Persönliches aus dem Besitz des jungen Mannes übergebt und Euch dann in Eurem Raum aufhaltet. Hauptmann Lyam haftet Uns persönlich dafür, daß Ihr dieses Zimmer nicht verlaßt.«
»Dann sollten wir gehen«, sagte Naitachal, »und holen, was Ihr braucht.«
Die finstere Prozession, die zu Naitachals Zimmer aufbrach, erregte viel unerwünschte Aufmerksamkeit. Es sah für die anderen so aus, als wäre die Gruppe unterwegs zu einer Exekution, mit Naitachal als Ehrengast. Einige der Palastgäste blieben stehen und starrten der Gruppe hinterher. Die Neuigkeiten über die Lage und die Rückkehr des Prinzen hatten sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Für Naitachal war das Verhalten der Leute nichts Neues: Die Bewohner dieses miesen, rückständigen Königreiches starrten ihn sowieso immer nur an.
Der Dunkle Elf wußte, daß er noch keine direkten Vorwürfe erheben konnte. Er mußte ruhig und gelassen bleiben und ihr Spiel mitspielen, ganz gleich, welche Regeln sie erfanden. Noch war er ja nicht im Gefängnis …
Sir Jehan blieb einige Schritte hinter ihm und hielt Abstand von Naitachal. Außerdem vermied es der Edelmann, ihm direkt in die Augen zu sehen. Vielleicht wußte er ja, was ein Schwarzer Magier war.
Damals haben wir mit einem bloßen Blick getötet, was natürlich leichter war, wenn wir Blickkontakt hatten, dachte Naitachal aufgebracht, als sie vor seinem Zimmer ankamen. Und ich habe allen Grund, dich zu töten, Jehan. Du steckst nämlich hinter all den Machenschaften.
Der Barde tadelte sich selbst wegen seiner Dummheit.
Er hätte es schon lange vorher merken müssen, aber er war nicht darauf gekommen. Vielleicht, weil es zu offensichtlich war? Naitachal hoffte zwar, daß dies nicht der Grund war, aber er befürchtete das Gegenteil. Übersensibilität gehörte ohne Zweifel zu seinen Schwächen.
Naitachal bewunderte Sir Jehan widerwillig, wie man die tödliche Wirkung eine Schlangengiftes
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