The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
hineingeraten sind. Hätte ich nur einen Bruchteil von dem gewußt, was wir über Sir Jehan und seine Ränke erfahren haben, hätte ich meinem König geraten, jemanden hierherzusenden, der’ in diesen diplomatischen Intrigen erfahrener ist.« Vielleicht hätte ich ihn gebeten, einen praktizierenden Geisterbeschwörer zu entsenden, der keinen Augenblick gezögert hätte, diese Leute mit einem einzigen Zauberspruch in Asche zu verwandeln!
»Ich wünschte, ich hätte früher gehandelt«, sagte Lyam. »Sir Jehan hatte seine Intrige schon in Gang gesetzt, als ich beschloß, etwas dagegen zu unternehmen.«
»Wußtet Ihr etwa, daß so etwas passieren würde?«
fragte Kai ungläubig. »Warum habt Ihr es mir dann nicht erzählt?«
»Das habe ich mehrmals versucht«, sagte Lyam leise.
»Aber Ihr hattet andere Dinge im Kopf. Damals schient Ihr Euch nicht allzusehr für die Angelegenheiten des Königreiches zu interessieren.«
Niedergeschlagen sah Kai zu Boden. »Ihr habt wohl recht. Ich hatte keine Ahnung, wie egoistisch ich war. Zu sehr damit beschäftigt, mich zu betrinken und mit Frauen herumzualbern. Ich hätte es selbst bemerken müssen!
Wie dieser Mann mich manipuliert hat! Ebenso wie er meinen Vater beherrscht. Wenn Vater nur herunterkäme und mir zuhören würde! Aber dafür ist es zu spät!«
Lyam wollte schon widersprechen, doch dann überlegte er es sich anders. »Vielleicht ist es das«, sagte er und ließ resigniert die Schultern sinken.
Ein Wachtposten betrat das Verlies und flüsterte den vier anderen aufgeregt etwas zu. Sofort sammelten sie ihre Karten ein und ließen den Wein verschwinden.
»Was ist da los?« fragte Naitachal. Vielleicht kommt Sir Jehan herunter, um sich ein bißchen im Triumph zu sonnen. Oder er will m ir noch ein paar Informationen über Althea entlocken, bevor er uns alle hinrichtet.
Zwei Wachposten betraten das Verlies. Ihre schicken Uniformen hätten eher in den Salon des Königs als in einen Kerker gepaßt. Die Männer sahen sich sorgfältig um, bevor sie etwas in Richtung des äußeren Korridors flüsterten. Kai hob den Kopf, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sein Vater das Verlies betrat.
Der Kronprinz sprang auf, und seine Ketten rasselten.
Er wollte etwas sagen, aber kein Wort drang aus seinem Mund.
Naitachal stand ebenfalls auf, und Lyam folgte seinem Beispiel.
Keiner sprach ein Wort, während der König sich den Zellen näherte. Seine Schritte widerhallten laut in dem steinernen Verlies.
Dieser Besuch war irgendwie eigentümlich. Die Wachposten schienen von der Anwesenheit des Königs wenig begeistert zu sein, während die Wachen des Königs sie mißtrauisch beobachteten.
Haben sie uns belauscht? Fangen die Wachen des Kö-
nigs an zu begreifen, daß etwas nicht stimmt? Merken sie, was Jehan tut? fragte Naitachal sich hoffnungsvoll.
Der König trat zuerst vor Lyams Zelle. »Sir Jehan hat behauptet, daß Ihr mich mit Hilfe der Palastwache stürzen wolltet«, sagte der König, der ein bißchen verblüfft klang. »Er hat abgestritten, daß man Euch und den Botschafter gefangengenommen hat. Er sagte, Ihr wärt noch auf freiem Fuß. Aber Ihr seid hier.«
König Archenomen sah zu dem Botschafter hinüber.
Naitachal verbeugte sich respektvoll, sagte aber nichts.
Der Monarch wandte sich wieder an Lyam. »Was geht hier vor, Hauptmann?«
Lyam räusperte sich. »Wenn ich offen sprechen darf, Eure Majestät. Sir Jehan hat sich verschworen, einen Krieg gegen Althea anzuzetteln. Er hat wahrscheinlich vor, Euch während der Unruhen, die ein solcher Konflikt mit sich bringt, zu stürzen.«
Der König schüttelte verwirrt den Kopf. Naitachal war ebenfalls verblüfft. Es schien zwei Archenomens zu geben, wenn nicht sogar drei. Einer war ein einfältiger Mann, der alles glaubte, was Jehan ihm erzählte. Der andere war ein verängstigtes Kind, das bei jeder Spur von Magie zusammenzuckte. Einer war ein kluger Herrscher, und der andere ein seniler alter Mann, der sich nicht erinnern konnte, was am Tag zuvor geschehen war. Welcher Archenomen war echt? Alle? Oder keiner?
Im Augenblick schien die königliche Kombination Einfaltspinsel/Kleinkind vor ihnen zu stehen. »Aber das ergibt keinen Sinn, Lyam. Er hat doch alles, was er sich wünschen kann.«
»Nein, Eure Majestät«, widersprach Lyam ehrerbietig.
»Eines hat er nicht: Euren Thron. Kai hatte ganz recht, als er sagte, die Assassinen sollten ihn und Alaire töten.
Ein tödlicher Hieb hat Euren Sohn getroffen.
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