The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
die in der Wohnung herrschte, obwohl es noch früh am Abend war.
»Ich bezweifle, daß irgend jemand daran Anstoß nimmt, wenn du die Matratze herüberbringst.« Naitachal sah Alaire auf eine Art an, die letzteren besonders irritierte. »Vermutlich erwarten sie ohnehin ein bizarres und absonderliches Benehmen von uns. Ich muß der erste Elf sein, ganz gleich welcher Schattierung, den diese Leute jemals gesehen haben. Mir ist das intellektuell natürlich klar, aber sich konkret damit auseinanderzusetzen, ist sehr ärgerlich.«
Alaire hätte ihn gern noch weiter nach seinen ersten Eindrücken gefragt, doch da klopfte es an die Tür. Ein junger Diener teilte ihnen mit, daß das Dinner bereitet sei und König Archenomen um ihr Erscheinen an der Tafel nachsuche.
Wir vergleichen unsere Wahrnehmungen später, schien Naita-chals Blick zu besagen, als sie durch den mit Fackeln erleuchteten Flur zum Speisesaal gingen.
Dort stieg Alaire der überwältigende Duft von gekochtem Fleisch und Kartoffeln in die Nase.
Mit dem König und dem Hofstaat zu speisen, erwies sich als außerordentlich komplizierte Angelegenheit. Auf einem mit bunten Fliesen gekachelten Boden standen verschiedene Tische, jeder auf einer anderen Ebene. Es sah aus, als habe jemand Terrassen in einen Hügel geschnitten und einen Abschnitt jedes Tisches auf den eines anderen gelegt. Die unteren Tische waren weniger geschmückt als die weiter oben. Auf dem obersten Tisch stand ein großes gekochtes Schwein in der Mitte. Der König präsidierte über das Ereignis wie ein Richter. Er musterte jeden, der hereinkam. Von einer Königin war nichts zu sehen, und Alaire nahm sich vor, herauszufinden, ob es eine gab oder ob der König einen Harem von Konkubinen hatte, wie es angeblich manchmal in fernen Ländern vorkam. Der Diener führte Naitachal in die höheren Ränge, und Alaire ging automatisch hinterher.
»Nein, nein, nein !« rief eines der Küchenmädchen und winkte mit einem Holzlöffel. Sie trug einen Kessel mit Bratensoße, der wahrscheinlich schwerer war als sie beide. »Nur der Botschafter diniert mit dem König. Du sitzt da unten!« sagte sie scharf, als wäre er ein Idiot. Dann kümmerte sie sich wieder um ihre Arbeit.
Alaire gefiel der Klang der Worte da unten ganz und gar nicht. Man führte ihn zu Tischen, die fast anderthalb Stockwerke unter dem des Königs standen. Naitachal strebte ohne ihn auf den obersten Tisch zu. Na gut, dachte Alaire. Von mir aus. Vielleicht erfahre ich hier unten etwas Nützliches.
An seinem Tisch aßen diejenigen, die in der sozialen Rangordnung ganz unten standen. Selbst Paavo saß eine Reihe über ihm. Der Chefdiener sah Alaire verächtlich an, als er Platz nahm auf einem wackligen Stuhl an einem Tisch ohne Tischtuch.
Schlechte Manieren bei Tisch sind übel. Alaire schäumte innerlich vor Wut. Vor allem, wenn alle ein Messer in der Hand halten.
Alaire saß in einer Reihe neben eingeborenen Suinomenen, von denen offenbar keiner seine Sprache beherrschte. Obwohl ein paar Diener, die die Speisen servierten, Alaire verstanden. Er taxierte mit geübtem Blick ihre Kleidung und kam zu dem Schluß, daß es vermutlich die Diener oder Sekretäre der Höflinge von den oberen Tischen waren. Ihm fiel auf, daß jeder einen Fellumhang oder einen Fellmantel trug. Es zog zwar etwas im Speisesaal, aber das allein erklärte nicht die vielen Pelze, die er um sich herum sah. Anscheinend gab es da etwas, das ihnen niemand erzählt hatte. Das gibt es immer.
Alaire bemerkte eine Gruppe junger Mädchen zwei Tische über ihm. Keine von ihnen war besonders attraktiv, jedenfalls nach seinen Maßstäben, und beim Anblick von einigen zuckte er sogar zusammen. Sie jedoch beobachteten eifrig seinen Tisch. Er blickte noch weiter hinauf, dorthin, wo Naitachal saß, und erkannte, daß der Dunkle Elf zu weit entfernt war, um ihm Ratschläge geben zu können.
Einige der jungen Damen waren diskret, doch andere starrten ihn ungeniert an. Mich! Alaire wagte nicht, die Blicke zu erwidern, jedenfalls nicht zu offensichtlich.
Selbst ein Flirt konnte gefährlich sein. Aber sie können ja unmöglich wissen, daß ich ein Prinz bin, dachte er verzweifelt. Hoffentlich gelingt es Naitachal da oben, meine Abstammung zu verschleiern. Ich habe keine Lust, Bestandteil eines Handels zu werden. Mittlerweile fiel ihm auf, daß nicht nur die Mädchen aus seiner Nähe ihm unter ihren langen Wimpern kokette Blicke zuwarfen. Auch einige am obersten Tisch, an dem der König
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