The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
Sprachschattierungen gewöhnt hatte, ent-nahm er ihren Bemerkungen, daß er mehr als nur eine Sehenswürdigkeit war. Offenbar interessierten sie sich mehr für seine Rasse als für seine Berufung zum Botschafter von Althea. Ein Elf – ein Dunkler Elf sogar!
Und nach den Bruchstücken, die er ihren Gesprächen entnehmen konnte, wollte keiner von ihnen wirklich einen Krieg. Ja, die meisten schienen nicht einmal zu wissen, daß der König entsprechende Drohungen ausgestoßen hatte.
Es kam Naitachal merkwürdig vor, daß der Herrscher Suinomens ihm so einfach erlaubte, sich unter das Volk zu mischen. Wenn diese Leute einen Krieg mit Althea vorbereiteten, wäre es doch sicher besser, den Botschafter dieses Landes nach dem Abendessen in seine Privatgemächer zu führen, damit man kontrollieren konnte, was er sah und hörte. Statt dessen ließen sie Naitachal frei herumlaufen. Das Schlimmste waren ihre verstohlenen Seitenblicke, wenn er an den Adligen vorbeiging, die in Gruppen zusammenstanden. Naitachal hatte dieses unhöfliche Gestarre bald satt. Bis sich diese Leute an seinen Anblick gewöhnt hatten und ihn nicht mehr wie ein Monster behandelten, legte er nur Wert auf die Gesellschaft von Alaire, König Archenomen oder niemandem.
Ein Edelmann, dessen Titel wohl dem eines Grafen am nächsten kam, zeigte etwas mehr Respekt als die anderen. Er war um die vierzig, trug eine elegante Pelzjacke mit Silberbesatz, der gut zu seinem grauweißen Haar paßte. Er hatte sich während des Essens großzügig Wein eingeschenkt und war ausgesprochen gesprächig. Kurz gesagt, eine exzellente Informationsquelle.
Trotz seiner Sehnsucht nach einem weichen Bett und vierundzwanzig Stunden Schlaf plauderte Naitachal mit diesem Grafen Takalo und brachte das Gespräch sehr geschickt auf die bilateralen Beziehungen zwischen Althea und Suinomen.
»Sie könnten nicht besser sein!« schmetterte der Graf im schönsten Bariton, unter deren Klang alle Kristallpokale in Hörweite erzitterten. »Ich hoffe sogar, daß ich bald einen freien Handel etablieren kann.«
Naitachal nickte verständnisvoll. »Ich bin sicher, daß dieses Vorhaben in Althea auf Gegeninteresse stößt. Vor allem, wenn dieser Handel auch Dieren einschließt. Vorausgesetzt natürlich, Ihr seid bereit, Euch von einigen Eurer Herden zu trennen.«
»Dazu kann ich Euch nichts sagen«, erwiderte der Graf listig. »Mein Plan sieht den Verkauf nur von Dieren eines Geschlechts vor. Seid Ihr deswegen hier? Um über Geschäfte zu reden?«
Naitachal lächelte beruhigend. »König Reynard hat mich mit verschiedenen Aufgaben betraut.«
Während des Gesprächs bemerkte Naitachal, daß Alaire mit jemandem plauderte, der seiner aufwendigen Kleidung nach zu urteilen adlig war. Zuerst beunruhigte es den Barden, da Alaires Rolle ihn weiter unten auf der sozialen Leiter ansiedelte als seinen Gesprächspartner.
Doch dann entspannte er sich. Wenn der Fremde freiwillig mit Alaire sprechen wollte, erfuhren sie vielleicht etwas Nützliches. Und auch, wenn Alaire einen sozialen Lapsus beging, war das nicht weiter schlimm: Schließlich waren sie ja dumme Ausländer.
Mit der Betonung auf dumm für Alaire. Hoffentlich übertreibt er die Rolle eines ungebildeten, naiven Burschen vom Lande nicht. Wenn er wirklich in Schwierigkeiten gerät, muß er wohl selbst damit fertig werden. Mit Befriedigung bemerkte Naitachal, daß der Bardling noch sein Schwert trug.
Graf Takalo sah, in welche Richtung Naitachal blickte, und deutete mit einem Nicken auf Alaire und den anderen Jüngling. »Ist das nicht Euer Assistent?«
»So ist es«, antwortete Naitachal. Erstaunt betrachtete er das Verhalten des Jüngeren, der offenkundig betrunken war. Sehr betrunken. »Wer ist der Bursche bei ihm?«
Der Graf zuckte mit den Schultern, als wäre das Verhalten des jungen Mannes unwichtig. »Oh, das ist der Kronprinz Kainemonen.«
Der Elf sah den Adligen erstaunt an. »Der Prinz?«
Aber er macht sich doch in aller Öffentlichkeit zum Narren. Stört das seinen Vater nicht?
»Ach ja … .« Der Graf war eindeutig verlegen. »Ich fürchte, er trinkt ein bißchen mehr, als er sollte. Er ist noch jung. Wie ich gehört habe, war der König genauso.«
Als der Graf über die königliche Familie sprach, senkte er die Stimme. »Der König fürchtet wohl, daß der Prinz ein bißchen früh nach dem Thron strebt, wenn Ihr wißt, was ich meine.«
Naitachal täuschte Ahnungslosigkeit vor. »Eigentlich nicht. Meint ihr eine
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