The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
Palastwachen von diesem Angriff verständigte, würden sie den Eindringling vielleicht finden. Aber es gab noch eine Möglichkeit: nichts zu unternehmen. Was die Palastangestellten in den nächsten Stunden taten, konnte ihre wahren Absichten enthüllen, vor allem, wenn er so tat, als wäre der Vorfall nie geschehen.
Als er den Dolch wieder einsteckte, bemerkte er das Blut auf der Klinge. Das Blut des Mörders.
Er betrachtete diesen Beweis, wie ein Verhungernder ein Stück Fleisch angesehen hätte. Wie bemerkenswert, ausgerechnet Blut zurückzulassen! Zu schade, daß ich es nicht benutzen kann. Es war mehr als genug Blut auf der Schneide, um den Mann mittels Magie aufzuspüren. Vielleicht war das ein Teil des Plans; vielleicht wollten sie ihn so dazu bringen, Zauberei auszuüben, damit er sich diskreditierte, seinen König und die Mission. Das wiederum könnte dann auch gleich als Anlaß für eine Kriegserklärung an Althea benutzt werden! Wenn ich nur …
Naitachal empfand plötzlich Mitleid mit all den Zauberern in Suinomen. Er wußte, daß es mindestens ein paar gab. Was müssen sie ertragen, um ihr Handwerk ausüben zu dürfen? Dadurch kam er auf einen alarmierenden Gedanken. Was ist mit Alaire? Wenn sie mich angreifen wollen, wäre da nicht der Bardling ein hervorragendes Ziel? Als er wieder in seinem Zimmer war, schüttelte er diesen Gedanken ab. Natürlich nicht. Er ist ja nur ein dummer Diener, dem man keinerlei Beachtung schenkt. Es sei denn, das närrische Kind hätte sich selbst verraten!
Der Dunkle Elf glaubte zwar nicht, daß Alaire seine Identität ausplauderte, aber er machte sich trotzdem Sorgen. Naitachal hatte keine Ahnung, wohin Alaire und Prinz Kainemonen gegangen waren. Und er wußte auch nicht, wie es in dieser Stadt nachts zuging. Wenn sie Ähnlichkeit mit den Küstenstädten in Althea hatte, warteten auf den Bardling einige rauhe Überraschungen in den Spelunken. Gesellschaft von der Art, mit der er nicht umgehen konnte, obwohl er alles andere als verweichlicht war.
In seinem Zimmer stocherte der Barde im Kaminfeuer und entfachte die Flammen neu. Statt sich ins Himmelbett zu legen, wartete er lieber in einem der Sessel auf Alaire. Er kämpfte gegen den Schlaf an, wurde jedoch schließlich von ihm überwältigt.
Einige Stunden später wurde er wach, als Alaire das Schlaf gemach betrat. Die Strahlen der Sonne lugten durch die zugeklappten Fensterläden. Naitachal hätte zwar lieber ausgestreckt im Bett geschlafen, aber auch der kurze Schlummer im Stuhl hatte ihn gekräftigt.
Alaire schlich mit den Stiefeln in der Hand auf Zehenspitzen ins Zimmer und sah dabei auf das Bett, das im Dunkeln lag. Naitachal sah, wie der Atem des Bardlings sich als Nebel niederschlug. Offenbar war das Feuer ausgegangen. Anscheinend dachte der Königssohn, Naitachal läge im Bett und hatte ihn noch nicht bemerkt.
»Meine Güte, sieh mal einer an, wer da von einer durchwachten Nacht nach Hause kommt!« sagte er leise.
Seine sanfte Stimme ließ Alaire trotzdem heftig zusammenfahren. Naitachal konnte nicht abstreiten, daß es ihn befriedigte, seinem Bardling einen Schrecken einzujagen.
Es störte ihn, daß sein Schüler die ganze Nacht unterwegs gewesen war.
»Naitachal«, sagte Alaire verlegen. »Ich habe Euch nicht gesehen!«
»Offensichtlich. Würde es dir etwas ausmachen, mir zu verraten, wo du warst?«
In solchen Momenten fühlte er sich wie die meisten Eltern, obwohl der Junge für seine neunzehn Jahre schon sehr verständig war und durchaus in der Lage, auf sich selbst aufzupassen. Aber trotzdem, der Morgen graut!
Wo bei allen sieben Höllen kann er sich solange herumgetrieben haben?
Alaire war ganz offensichtlich in wenigstens einen Kampf geraten, hatte Bier und Weinflecken auf seiner zerknitterten Kleidung und ein schmutziges Gesicht. Nur seine aufgeregte Miene paßte nicht so recht zu seinem mitgenommenen Äußeren.
Aha, dachte Naitachal, als er begriff. Er hat sich ›amü-
siert‹, wie die Menschlinge das nennen.
»Bist du … blau?« wollte er wissen.
»Aber nein!« erwiderte Alaire und setzte sich auf den Bettrand. »Allerdings war ich in Gesellschaft von Leuten, von denen einige sternhagelvoll gewesen sind.«
Naitachal hob die Brauen. »Einschließlich des Kronprinzen dieses Reiches. Kainemonen, richtig?«
»Genau der«, bestätigte Alaire. »Und was habt Ihr bis jetzt herausgefunden?«
»Nicht viel«, erwiderte der Barde gleichgültig. »Einige Adlige scheinen anzunehmen, daß der
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