The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
du auch überflüssig.«
Eigentlich wollte Alaire nicht schon wieder auf Sauftour gehen, diesmal sogar noch früher als gestern. Aber er erinnerte sich an das Versprechen, das er Naitachal gegeben hatte. Freunde dich mit Kai an und finde soviel heraus wie möglich.
Tja, Kai brauchte wirklich einen Freund. Und Alaire spürte, daß er es im Lauf der Zeit werden könnte. Aber er konnte sich nicht vorstellen, viele nützliche Informationen aus dem Kronprinzen herauszuholen.
Alaire hatte erwartet, daß Kai wieder in den Kneipenbezirk gehen würde. Doch zu seiner Überraschung nahm er ihn nur mit auf einen kurzen Spaziergang über das Gelände des Palastes. Es war ungewöhnlich warm, also trugen sie keine Mäntel. Alaire hatte trotzdem keine Ahnung, wohin sie gingen, bis sie die Weingärten erreichten. Diese Trauben waren Kais Stolz und Freude, wie der Kronprinz ihm erzählte.
»Ich habe sie selbst gezogen«, sagte Kai stolz, als sie vor den langen Reihen brauner Weinstöcke standen, die jetzt den Winterschlaf hielten. Selbst ohne das Laub war deutlich zu sehen, daß es sich um einen besonders robu-sten und gesunden Wein handelte. »Dort drüben ist die Kelterei«, sagte Kai und deutete zu einem groben Steinhaus, das sich an die Palastmauer lehnte. Alaire nickte.
Das paßte gut, daß der Prinz seinen eigenen Weinbau betrieb, wenn man bedachte, wieviel der Bursche konsumierte.
»Und wohin gehen wir heute?« fragte Alaire. Er sehnte sich nach einem Happen zu essen, aber Kai schien sich nichts aus Nahrungsmitteln zu machen. Der Hunger hatte zwar ein bißchen nachgelassen, aber Alaire wußte, daß dieser Zustand nicht lange andauern würde.
»Nicht zur Kelterei. Ich habe was anderes für uns geplant.«
Kai führte ihn durch einen Wilden Garten, der jetzt, im Winter, braun war. Es gefiel Alaire, wie diese Menschen es dem ursprünglichen Wachstum der Natur überließen, die Form ihrer Garten zu bestimmen. In Althea pflanzten, beschnitten und trimmten die Gärtner die Palastgärten zu sterilen, ordentlichen Nachbildungen von Tieren, die selbst im Winter ständiger Pflege bedurften. Er hoffte, diesen Garten hier im Frühling sehen zu können und sich vielleicht zu einigen Ideen für zu Hause inspirieren zu lassen.
Sie erreichten ein großes Holzgebäude, das Alaire keinen Hinweis darauf gab, was es beinhaltete – bis sie drin standen.
Um Himmels willen! dachte er und betrachtete die Ständer mit den Waffen und die offene Arena. Das ist eine Fechtschule’.
Hier im Norden schien es sinnvoll zu sein, überdachte Kampfarenen zu bauen. Was er hier sah, war einfach ein Trainingsplatz mit einem Boden aus Lehm. An der Wand hingen verschiedene Waffen, sowohl Übungswaffen aus Holz als auch richtige, tödliche. Er erkannte fünfzehn verschiedene Schwerter und einen Schrank voller Dolche. Es roch hier nach Leder, Staub und Schweiß. Und jemand erwartete sie bereits.
»Junker Kainemonen«, brummte der große, kräftige Mann. »Ihr seid zu spät.«
»Ich entschuldige mich, Hauptmann Lyam«, sagte Kai ernst. »Ich habe einen Freund mitgebracht. Einen … Diplomaten aus Althea.«
Hauptmann Lyam ignorierte die Vorstellung. Der Mann war groß, mindestens so groß wie Alaires Vater, und es war klar, daß sein beträchtliches Gewicht von Knochen, Muskeln und Sehnen herrührte. Seine Stiefel sahen aus, als könnte Alaire darin einen See überqueren und noch Angelzeug mitnehmen. Sein vernarbtes Gesicht schien auseinandergerissen und ungeschickt wieder geflickt worden zu sein. Ein Auge saß etwas höher als das andere. Er trug keine Abzeichen, weder auf dem lockeren Hemd noch auf der dunklen Hose. Aber seine Haltung, solide wie ein Fels und genauso unbeweglich, strahlte eine natürliche Autorität aus. Kai erzitterte und sah rasch weg.
Der Hauptmann schnüffelte. »Wie ich es mir gedacht habe. Wir haben schon wieder getrunken, stimmt’s?«
Kai sah aus, als wolle er es abstreiten, statt dessen nickte er jedoch demütig.
»Ja, Sir«, erwiderte er kläglich. »Es tut mir leid.«
»Und ob«, versicherte Lyam ihm in einem Ton, bei dem sich Alaire die Nackenhaare sträubten. »Und ob es Euch leid tun wird!«
Die Szene war Alaire unangenehm und machte ihn nervös. Lyam war bestimmt fünfmal größer und schwerer als Kai und hatte weit längere Arme und Beine. Beides war ein eindeutiger Vorteil in einem Schwertkampf. Außerdem hatte Kai einen schrecklichen Kater, was Lyam offenbar außerordentlich störte.
Kai schien sich jedoch in sein
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