The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
ernsten Schaden zufügen.
Lyam hatte sich ausgeruht und übernahm jetzt die Stelle von Kais Gegner, der bereits wankte. Alaire wußte nicht, woher Kai diese Energie nahm. Er kämpfte mit derselben Geschicklichkeit, die Alaire in der vergangenen Nacht bei ihm gesehen hatte. Seltsamerweise aber schien er diesmal keine Freude dabei zu empfinden. Das hier war bloßes Handwerk, Kunstfertigkeit mit dem Schwert. Allerdings schien Lyam diesmal entschlossen zu sein, Kai in die Enge zu treiben.
Lyam trieb ihn aus dem Ring und an die Wand. Kai duckte sich unter dem großen Mann hindurch, schlug einen Purzelbaum und kam wieder hoch, das Schwert schlagbereit in der Hand.
Alvar nutzte Alaires Ablenkung. Sein Schlag traf Alaires Körper. Hätten sie echte Waffen benutzt wie Kai und Lyam, wäre sein Hieb Alaire sicher mitten ins Herz gegangen.
Lyam übernahm jetzt Alaires Übungseinheit und ließ den untersetzten Mann wieder gegen Kai antreten. Er überragte Alaire bei weitem, doch der Bardling bemerkte, daß Lyam müde wurde. Trotzdem war er ein erfahrener Berufskämpfer, und er machte keinerlei Fehler, nicht einmal, wenn er müde war. Alaire mußte sein ganzes Geschick aufbieten, um mit dem Hauptmann mitzuhalten. Es ging sogar so weit, daß er Kais Ausweichmanöver imitierte. Aber er machte nicht denselben Fehler wie bei seinem vorigen Gegner. Seine Konzentration ließ nicht nach. Lyam suchte nach einer Lücke, aber er fand keine.
»Halt!« rief der Hauptmann dröhnend, und sofort hörten die Kampfhandlungen auf. Alaire begriff nicht sofort, daß damit die Übungsstunde vorbei war, und bereitete sich auf einen neuen Ausfall vor. Ein warnender Blick von Lyam traf ihn mitten in der Bewegung. Jetzt ließ auch er das Schwert sinken.
Der ganze Kampf konnte nicht länger als eine Viertelstunde gedauert haben, aber Alaire war vollkommen erschöpft. Seine Trainingsstunden mit dem Dunklen Elfen waren nicht mit dem hier zu vergleichen. Sie schienen sich hier auf einen Kampf auf Leben und Tod vorzubereiten, der am nächsten Tag stattfinden sollte.
Seltsamerweise war Alaire sehr mit sich zufrieden. Er hatte Lyam keinen Treffer gegönnt und sich sogar von dem Hauptmann ein paar Tricks abgeschaut. Die würde er beim nächsten Übungskampf gegen Naitachal einsetzen.
Kai atmete schwer, seine Kleidung und sein Haar waren vollkommen naßgeschwitzt. Kein Wunder, daß der Junge erschöpft war, wenn man Lyams Angriffe und dann auch noch den ständigen Wechsel der Gegner bedachte. Er hatte ohne Zweifel jeden Tropfen Alkohol ausgeschwitzt, den er seit gestern getrunken hatte.
»Gut gemacht«, sagte Lyam, und Alaire grinste verlegen, weil er nicht wußte, welchen von beiden er meinte.
Die Assistenten waren auf einen unauffälligen Wink hin schweigend verschwunden.
Lyam sah Kai finster an. »Wenn Ihr morgen auch betrunken in die Übungsstunde kommt, werde ich Euch den Alkohol richtig austreiben!«
Kai verbeugte sich leicht, aber als Lyam sich umdrehte und die Arena verließ, schnitt der Kronprinz hinter seinem Rücken eine Grimasse und bewegte die Lippen in einer stummen Erwiderung, die Alaire überraschte. Fast wäre er vor Lachen herausgeplatzt, doch es gelang ihm gerade noch, es zu unterdrücken. Das wollte er sich doch lieber aufheben, bis Lyam weit, weit weg war.
Kai trug seine Waffe langsam zu einem anderen Regal. In Althea hatte Alaire eine ähnliche Vorrichtung in seinem Trainingshaus, wenn es auch etwas mehr verziert war. Außerdem waren immer Diener in der Nähe, um die Waffen entgegenzunehmen und zu schärfen. Dies hier waren zwar Übungsschwerter aus Metall, aber trotzdem schärfer, als es Alaire lieb war. Er steckte seine Waffe ebenfalls weg und spürte Muskeln, von deren Existenz er bisher gar nichts gewußt hatte.
»Meine Güte, Kai«, sagte Alaire, während er das Schwert neben das seines Freundes steckte. »Ist das eine typische Trainingsstunde?«
Der mittlerweile vertraute, arrogante Ausdruck erschien wieder auf dem Gesicht des Kronprinzen. »War das etwa hart für dich?«
»Tja …« Alaire wollte nicht zugeben, wie gemütlich dagegen sein Training mit Naitachal gewesen war.
»Bringt er häufig andere Partner mit ins Spiel?«
Kai grinste gerissen. »Immer. Deshalb kann ich jeden in den Hintern treten, wann immer ich will.«
Alaire gab zu, daß es Sinn machte, aber er mochte nicht, was das über Kai aussagte. Er hatte nicht gewußt, daß der Junge ein Maulheld war …
»Jetzt müssen wir uns in der Sowna reinigen«,
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