The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
Alaire. Vielleicht hat sie meine Unsicherheit ja bemerkt. Sein Gesicht brannte noch stärker vor Verlegenheit.
»Komm, wir wollen uns setzen.« Kai führte sie zu den niedrigen Sofas und klatschte dreimal in die Hände.
»Jetzt gibt es endlich die Mahlzeit, um die du schon seit heute morgen bettelst.«
Alaires erster Gedanke war, daß Kai auf etwas anderes als Essen anspielte. Hier? In aller Öffentlichkeit? Ich sollte vielleicht eine Geschichte erfinden, etwas Normales, Glaubwürdiges, und etwas, das mich aus dieser …
Er dachte fieberhaft nach, jetzt habe ich es!
»Zu Hause bin ich verlobt!« platzte er heraus. Seine Bemerkung wurde kommentarlos zur Kenntnis genommen. Als sie sich auf die gepolsterten Bänke setzten, die mittlerweile direkt von der Sonne beschienen wurden, erschienen zwei Diener mit Speisen. Oh. Die jungen Männer schienen die Frauen nicht zu bemerken, sondern hielten ihre Blicke starr geradeaus gerichtet. Sie öffneten kleine Klapptische, stellten die Tabletts darauf und nahmen die versilberten Hauben wieder mit. Kai achtete kaum auf sie.
Alaire betrachtete die Speisen mit gemischten Gefühlen.
Er war hungrig, aber sein Magen war wie zugeknotet.
Doch die Schwertübung hatte ihn ausgelaugt, und das eiskalte Wasser hatte seinen Hunger noch verschärft.
»Fasan!« rief er anerkennend. »Und … was ist das?«
»Das sind natürlich Dierrippen, was sonst? Ihr eßt doch Fleisch in Althea, oder?«
»Selbstverständlich«, sagte Alaire und nahm sich ein Rippchen. Er sah nirgendwo Besteck und nahm an, daß man hier mit den Fingern aß. »Aber wir haben keine Dieren. Ich habe nicht einmal ein lebendes Dier gesehen, bis ich herkam.«
»Nein?« Kai war einen Moment perplex, bis seine Aufmerksamkeit wieder von den Frauen in Anspruch genommen wurde. Sie hatten sich zu ihnen gesellt und hingen förmlich an Kais Lippen. Seine Stellung schien sie zu berauschen.
Helena hatte sich dicht neben Alaire gesetzt und fuhr mit den Fingern sanft über seinen Schenkel. Alaire schwitzte aus allen Poren.
Rajanen spielte weiter Harfe und war vollkommen in der Musik aufgegangen.
Nach dem Essen kamen die Diener, räumten die Tabletts und die Tische fort und stellten statt dessen einen gekühlten Korb mit Bierflaschen hin.
»Ah, das ist schon besser«, sagte Kai und griff nach einer Flasche.
»Oh, benimm dich nicht so barbarisch!« sagte Helena scherzhaft. »Du drückst ja den Korken in die Flasche.«
»Aber ich bin ein ordinärer Barbar«, antwortete Kai.
»Außerdem schiebe ich immer den Korken hinein. Dann fließt das Bier nicht so schnell weg, wenn man sie auf den Kopf stellt!«
Alaire lachte zwar mit den anderen, aber er fand es nicht amüsant. Es fängt schon wieder an. Neuer Tag, neuer Suff für Prinz Kainemonen. Wenigstens sind wir diesmal im Palast und nicht in irgendwelchen Spelunken in zweifelhafter Gesellschaft. Er verbesserte sich jedoch schnell, als er an Naitachals Erfahrung mit dem Assassinen und all die unbeantworteten Fragen über die politische Großwetterlage in Suinomen dachte und runzelte die Stirn. Vielleicht wären wir ja im Toten Drachen sicherer!
Kai reichte ihm ein Bier, öffnete dann noch mehr Flaschen für die Ladies und noch eines für sich.
Dann begann er einen langen, ausführlichen Bericht über ihr Abenteuer vom vergangenen Abend, schmückte ihn mit Horden von Seeleuten und Banden räuberischer Ganoven aus, schilderte bis ins Detail eine Verfolgungsjagd durch die nächtlichen Straßen, dicht gefolgt von den Wachtmeistern. Die Krönung war eine Begegnung mit einem illegalen Magier, dessen Zauberspruch die Spelunke in Brand setzte, in der sie gerade Wein tranken.
Die Ladies lauschten lustvoll. Sie glaubten ihm offenbar jedes Wort. Sicherheitshalber fügte er ein paar heroische Details über Alaire hinzu, und erklärte, daß der Bardling, natürlich mit Kais Hilfe, vier der Seemänner mit einem einzigen Säbelstreich geköpft habe. Kai trank und phantasierte, während er eine Flasche nach der anderen leerte.
Bald rötete sich sein Gesicht, und er war fast so betrunken wie am Abend zuvor.
»Tja«, sagte Kai schließlich und umschlang die beiden Schwestern. »Entschuldigt uns einen Moment. Wir sind gleich zurück.«
Besorgt verfolgte Alaire, wie Kai, Haikki und Aini aufstanden und der Kronprinz ihm zuzwinkerte. Sie verschwanden in einem Gang, der vermutlich irgendwo in einem Bett endete.
Und jetzt? dachte Alaire und sah sich nervös um, mied aber vorsätzlich Helenas
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