The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
Bedauerlicherweise ist Euer Assistent ebenfalls darin verwickelt worden. Ich fürchte, daß unserem zukünftigen Herrscher ein solches Verhalten nicht ansteht, und muß zugeben, daß der Vorfall mich beschämt.«
Naitachal nickte. Worauf wollte der Mann hinaus?
»Alaire ist vielleicht nicht noch nicht sehr alt, aber er kann gut auf sich selbst aufpassen. Suinomen muß sich dennoch für nichts entschuldigen. Er ist freiwillig mit dem Prinzen gegangen, ohne mein Wissen und meine Zustimmung. Nicht, daß er unbedingt eine Erlaubnis brauchte, versteht Ihr … Er ist nicht der Botschafter, sondern ich. Und wie Ihr wißt, brauchen junge Männer ihre kleinen Aufregungen.«
»Das habe ich gestern abend gemerkt.« Sir Jehans Lächeln konnte seine Augen nicht erwärmen. »Nach allem, was ich gehört habe, ist Euer Assistent bemerkenswert geschickt mit dem Schwert.« Sir Jehan hob bei diesen Worten fragend eine Braue, machte aber keinen weiteren Kommentar über Alaires Training, sondern redete mit gesenkter Stimme weiter. »Wenn ich darf, würde ich gern offen mit Euch sprechen. Aber was ich jetzt sage, muß unter uns bleiben. Es hat nichts mit diplomatischen Angelegenheiten zu tun. Ich mache mir Sorgen um Euren Assistenten. Der Prinz übt einen schlechten Einfluß aus, und obwohl Euer Sekretär ein Erwachsener ist und auf sich selbst aufpaßt, heißt das nicht, daß er dadurch immun gegen gewisse geschmacklose Versuchungen in unserem Land wäre.«
»Ich hatte den Eindruck, daß die beiden nur getrunken haben«, sagte Naitachal zur Verteidigung der beiden jungen Burschen. Von welchen Versuchungen spricht der Kerl?
»Vielleicht ist da noch mehr gewesen«, sagte Sir Jehan. Seine Worte hatten einen unangenehmen Unterton.
»Ich kann leider nicht deutlicher werden. Aber es könnte mehr hinter Kainemonens nächtlichen Ausflügen stecken, als wir glauben. Er unternimmt diese alkoholischen Exzesse regelmäßig, und immer in den übelsten Spelunken der Stadt. Keine Lady aus gutem Hause würde sich jemals mit ihm einlassen, nicht einmal inkognito.«
Das beantwortete die Frage, die Naitachal beschäftigt hatte, seit er Kai, Alaire und ihren »Mädchen« nachspioniert hatte. Diese Frauen stehen viel tiefer in der Rangordnung. Sie sind vermutlich höchstens Dienerinnen. Das hätte ich mir auch denken können.
»Ich glaube trotzdem, daß Alaire diesen Versuchungen trotzen kann«, erwiderte er. »Er hat genug Verstand, sich nicht mit Frauen einzulassen, die letztlich nur versuchen, ihm Ärger zu bereiten. Es sei denn, es gäbe noch andere Faktoren, die Ihr bisher nicht erwähnt habt.«
Falls Sir Jehan davon beleidigt war, zeigte er es nicht.
»Ich hoffe, daß ein Freund in seinem Alter Kai ein wenig beruhigt. Ich fürchte nur, daß Alaires Persönlichkeit noch nicht gefestigt genug ist, um Kais Verderbtheit zu widerstehen. Offen gestanden … Alaire scheint mir ein wenig jung für eine diplomatische Mission. Selbst, wenn er nur ein Assistent ist.«
»Er soll hier seine Fertigkeiten unter meiner Anleitung verfeinern«, informierte Naitachal ihn. »Aber er steht dem Herzen des Königs nah. Sehr nah.«
Sir Jehan warf ihm einen wissenden Blick zu, als verstünde er zu gut, daß Alaire ein unehelicher Sproß des Königs sei. Gut. Seine Tarnung scheint zu halten.
Naitachal lächelte dünn. »Ich habe hauptsächlich deswegen zugestimmt, daß er mein Assistent wird, um König Reynard einen Gefallen zu tun. Ich muß zugeben, daß er noch ein wenig ungeschliffen ist, und hatte gehofft, daß Eure feine Kultur ihn während dieses Besuches etwas abschleifen würde. Er hat Althea bisher noch nie verlassen. Bitte vergebt ihm sein ungehobeltes Benehmen, falls Ihr es beobachtet. Aber ich versichere Euch, daß er eine ausgeprägte Persönlichkeit und klare Moralvorstellungen hat.«
Sir Jehan seufzte und schüttelte traurig den Kopf.
»Kais Zügellosigkeit ist der Grund für die Spannungen zwischen ihm und seinem Vater. Der Junge weigert sich einfach, sich wie ein zivilisierter Erwachsener zu benehmen oder auch nur wie ein zivilisiertes Kind. Auf jeden Fall verweigert er ein Benehmen, das einem Prinzen anstünde.«
Naitachal zuckte mit den Schultern. »Und warum bleibt Kai dann Kronprinz? Wenn er einen jüngeren Bruder hätte …« Er hob eine Braue. »Dieses Problem scheint mir eine einfache Lösung zu haben.«
Sir Jehan schüttelte traurig den Kopf. »Kainemonens Geburt war sehr kompliziert. Die Königin kann leider nicht mehr Mutter werden.
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